MIDNIGHT REALM - Engineering The Apocalypse
Mehr über Midnight Realm
- Genre:
- (Technical) Death Metal / Melodic Death Metalt
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 21.07.2023
- Malevolence Broadcast
- I, The Architect
- The Rebuild
- Kings Will Crawl
- Beckoned To Bleed
- The Oncoming Storm
- Polemos
Starkes, aber noch lange nicht ganz rundes Comeback der Briten.
Die Briten MIDNIGHT REALM waren für mich lange eine dieser "Was wäre wenn?"-Bands. Gegründet im Jahr 2012 veröffentichte der Fünfer mit "Polarissima" schnell sein Debüt, das im Melodic-Death-Metal-Underground durchaus für einiges an Aufsehen sorgen konnte. Doch 2015 verabschiedete sich die Band recht überraschend von der Bildfläche, ohne gefühlt je ihr komplettes Potenzial ausgeschöpft zu haben. Überraschenderweise kehrte das Quintett 2019 allerdings mit neuem Lineup zurück und kündigte einen neuen Langspieler an, der nach einigen Verzögerungen durch die Corona-Pandemie nun endlich unter dem Titel "Engineering The Apocalypse" erscheint.
Musikalisch nehmen die Briten den Ball dabei ziemlich genau dort auf, wo sie ihn 2015 haben fallen lassen. Das heißt konkret, dass sie ihren melodischen Todesstahl noch immer eher notenreich und hektisch mögen, gleichzeitig aber auch ein offenes Ohr für symphonische und moderne Elemente haben. Ein bisschen erinnert mich das Material immer an eine verrückte Mischung aus CHILDREN OF BODOM, THE FACELESS und FLESHGOD APOCALYPSE. Das gute daran ist, dass die Fingerakkrobatik zumeist von einem Gespür für tolle Hooks begleitet wird, das sich auch auf "Engineering The Apocalyspe" wieder gut heraushören lässt. Auf den Opener 'Malevolence Broadcast' hätte ich dabei aber durchaus verzichten können, denn irgendwie wirkt das Intro etwas halbfertig, auch wenn es die Grundstimmung für die kommenden Minuten aufbaut.
'I, The Architect', das bereits lange vor dem Album als Single veröffentlicht wurde, zeigt da schon deutlich besser das Potenzial der Band auf: Die Gitarrenleads sind messerscharf und handwerklich meisterklasse, die Keyboards geben die nötige Dramatik dazu und bevor es etwas zu wirr wird, holt einen der Refrain mit einer tollen Melodie ab und pflanzt einem einen kleinen Ohrwurm ein. 'The Rebuild', das übrigens eine Neuaufnahme der gleichnamigen Single aus dem Jahr 2015 ist, geht dagegen gemäßigter zu Werke und lehnt sich etwas moderner aus dem Fenster, was auch vom Gastgesang von Sarah Dee (SOLARUS) unterstrichen wird, die mit ihren Klargesängen den Metalcore-Vibe des Tracks komplettiert. Doch die Briten können es auch noch eingängiger, was 'Kings Will Crawl' mit seinen wunderbaren Melodiebögen eindrucksvoll unter Beweis stellt. War 'I, The Architect' schon ein kleiner Ohrwurm, haben wir es hier mit einem ausgewachsenen Exemplar zu tun.
Schade, dass die Truppe danach ein wenig den Faden verliert, denn hinten raus kann kein Song mehr ganz an das hohe Niveau der Anfangsminuten anknüpfen. 'Beckoned To Bleed' etwa ist eher unspektakulär, 'Polemos' hat zwar seine Momente, hätte aber durchaus auch um zwei Minuten gekürzt werden können und 'The Oncoming Storm' verliert mich mit seinem starken Gothic-Einschlag schlussendlich ganz, auch wenn die siebenminütige Komposition zwischendrin immer wieder ihre Momente hat.
So werden wir uns wohl auch anno 2023 weiterhin fragen müssen, was denn nun aus MIDNIGHT REALM einmal werden könnte. Musikalisch jedenfalls scheint die Band nach der Wiedervereinigung noch etwas auf der Suche nach dem richtigen Weg zu sein, denn das Comeback mit "Engineering The Apocalypse" wirkt doch noch etwas chaotisch und zusammengewüfelt. In den besten Momenten spielen die Briten aber weiterhin in der ersten Melodic-Death-Liga, weshalb es von mir auch sieben Zähler gibt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs