MIDNIGHTMARES - Shadow People
Mehr über Midnightmares
- Genre:
- Symphonic Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Gio Smet Records
- Release:
- 21.10.2024
- Sanctuarium
- Shadow People
- Leave Me With My Demons
- Wichasha Wakan
- Kill The Beast
- Séance
- I Love It When You're Evil
- Everlasting
- Jim 'Reaper' Blake
- In My Hands
- End Of Days
- Requiem
Die ganz, ganz große Pomp-Show - Symphonic Metal mal ausnahmsweise angenehm bombastisch!
Von Zeit zu Zeit fällt es relativ schwer, sich auf neue Platten aus dem Symphonic-Metal-Spektrum einzulassen. Vor allem die neu gestarteten Acts sind in vielen Fällen nur damit beschäftigt, sich mit bombastischen Arrangements gegenseitig zu übertreffen, und vergessen dabei oft den eigentlichen Kern der Musik, der in den pompösen Kleistereien oftmals nur noch erahnt werden kann. Die Szene hat sich in einen recht polarisierenden Hort qualitativ sehr unterschiedlicher Lager gespalten, bei denen auf die Wegbereiter nach wie vor Verlass scheint, bei der aufgeblähte Produktionen aber eben auch zum momentanen Standard gehören und die Kernkompetenz des orchestralen Edelstahls gerne mal untergraben. Die besteht, zumindest nach meinem Dafürhalten, immer noch darin, Klassik und Metal harmonisch unter einen Hut zu bekommen.
Das belgisch-mexikanische Newcomer-Outfit MIDNIGHTMARES will jedoch in keine dieser Fraktionen so wirklich hineinpassen. Die Truppe hat auf ihrem neuen Album ein modernes Musical zurechtgezimmert, in dem harte Gitarren und opulente Arrangements eine bedeutende Rolle spielen, das aber dennoch eher auf das horroreske Storytelling ausgerichtet ist und somit nicht so wirklich zur eben beschriebenen Ausgangslage passen will. Frontdame Mariel Gimeno dirigiert mit ihrer umfassend ausgebildeten Stimme die Szenerie und steuert einige fantastische Arien zu "Shadow People" hinzu, die völlig losgelöst vom eigentlichen Songwriting mächtig Eindruck schinden können. Ihr beachtlicher Stimmumfang ist auf jeden Fall ein Qualitätsgarant, der bei entsprechendem Material tatsächlich die Phalanx der großen niederländischen Grazien zu durchbrechen imstande wäre. Ihr Sidekick Giovanni Smet, verantwortlich für das gesamte Instrumentarium und die Programmierung, hat jedoch gelegentlich große Mühen, der Sängerin die passenden Vorlagen zu geben. Zwar sind gerade die orchestralen Parts richtig gut in Szene gesetzt und bieten hier auch immerfort einen angenehmen Link zur modernen Klassik, allerdings versucht sich der gute Herr gelegentlich als biestiges Gegenstück zu seiner Kollegin und versaut die gute Atmosphäre mit seinen Vocals immer wieder mal. Dabei könnte sich Mr. Smet ruhigen Gewissens zurückhalten und Gimeno die Bühne überlassen, da ihre Darbietung eigentlich ein Selbstläufer ist und selbst in den nicht ganz so bewegenden Stücken die Kohlen aus dem Feuer holt.
Aber vielleicht ist dies auch Jammern auf hohem Niveau, da die Rahmenuntermalung von "Shadow People" extrem spannend ist, die durchgängige Erzählung mit einem sehr abwechslungsreichen Stimmungsbild unterlegt wird und man schnell Bescheid weiß, dass der belgische Musiker in seinem Metier vom Fach ist. Da entdeckt man Inhalte von THERION und CRADLE OF FILTH inmitten eines Gothic-affinen Klangspektrums, während der symphonische Background ein angenehmes Eigenleben entwickelt, zu dem (programmierte) Chöre und tolle Keyboardflächen ein paar zusätzliche Highlights beisteuern. Auch wenn nicht alles neu und völlig frisch ist, so macht es durchaus eine Menge Spaß, bei MIDNIGHTMARES Details zu erforschen, Feinheiten zu entdecken und das Zusammenspiel zwischen der instrumentalen Darbietung und der schlicht und ergreifend hervorragenden Sängerin zu genießen.
Wären da nicht die üblichen Faktoren (nervige Grunts und Shouts, ein wenig Kitsch und ein klinischer Drumsound), könnte die Begeisterung noch größer sein. Aber auch mit diesen kleinen Mängeln behaftet, ist "Shadow People" ein erstaunlich progressiver Gegenpol zum aktuellen Symphonic-Metal-Einerlei - und das wohlgemerkt trotz der Tatsache, dass die Platte teils noch bombastischer als 90 Prozent der Konkurrenz tönt. Macht aber nix, denn Pomp und Co. sind hier einer von vielen Faktoren, nicht jedoch der entscheidende!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes