MILITIA (TEX) - Strength And Honor
Mehr über Militia (Tex)
- Genre:
- Speed Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Scythe Records / Eigenvertrieb
- Release:
- 15.03.2012
- A Call To Arms
- Furious
- The Judas Dream
- Before The Fall
- Doomed
- And The Gods Made War
- Onslaught
- Injustice
- The Black Marauders
- Unveil The Faith
- We Need A New Enemy
Das Debütalbum der Texas-Veteranen glänzt mit rohem Charme und eigenwilligem Gesang.
Die Geschichte um diese alte texanische Band ist einer der Mythen, wie sie der Heavy Metal bisweilen schreibt. Wenn eine Band in den Mittachtzigern drei Jahre lang aktiv war und es in dieser Zeit gerade mal auf eine EP und zwei Demos gebracht hat, dann würde es kaum jemanden überraschen, wäre sie völlig vergessen. Doch MILITIA war es unbeabsichtigt gelungen, mit ihrer in einer 100er-Auflage erschienenen und in Eigenregie vertriebenen EP "The Sybling" (1986) und der kurz darauf folgenden Auflösung zumindest in Liebhaberkreisen und Sammlerreihen zur Legende zu werden. Ob dies musikalisch gerechtfertigt war, darum streiten sich noch heute Fans und Gelehrte, doch zweifellos hat die Tatsache, dass ihre EP heute für vierstellige Beträge gehandelt wird, sicher ihren Anteil daran, dass sich die Band 2008 für eine Compilation und einen Auftritt beim KIT wieder zusammengerauft hat.
Den in der Euphorie des erfolgreichen Konzertes getroffenen Versprechungen, dass eine neue CD kommen werde, schenkte damals nicht jeder Glauben. Zu oft und zu schnell waren viele kurz begeisterte Rückkehrer wieder weg vom Fenster. Doch spätestens seit März 2012 wissen wir, dass das Versprechen dieser fünf Texaner ernst gemeint war. 28 Jahre nach der Bandgründung liegt nun also das erste vollständige Studioalbum vor. Es hört auf den Titel "Strength And Honor" und enthält mit Ausnahme von 'Onslaught' ausnahmslos bisher unveröffentlichte Kompositionen, welche das Original-Line-up komplett selbst produziert hat. Das wiederum wird selbst den Kritikern der Band Respekt abnötigen, denn wo viele ach so kultige Rückkehrer für ein schnelles Signing durch ein gieriges Label und ein von diesem lieblos vermarktetes Reunion-Album zu haben sind, da zeigen nur die wenigsten so viel Hingabe und Energie, sich um Aufnahme, Produktion und Vertrieb komplett selbst zu kümmern, wenn die Labelnachfrage eben doch ausbleibt.
Von daher passen die Rahmenbedingungen und es hängt allein an der Musik, ob denn nun von einem tollen Comeback geredet werden kann oder nicht. Nun, das Ergebnis lässt sich schnell vorwegnehmen, denn im Wesentlichen hält die Miliz, was ihr Logo verspricht. Also werden viele derer, die schon "The Sybling" für überbewertet hielten, auch mit "Strength And Honor" ihre Problemchen haben. Zwar quietscht Sänger Mike Soliz (ex-OBLIVION KNIGHT, ex-WATCHTOWER, ex-ASSALANT) dieses Mal nicht nur in den höchsten Tonlagen und schrägsten Disharmonien, sondern er wagt sich auch an mittlere Höhen und von Normalsterblichen als schön empfundene Melodien, doch seine berüchtigte und nach wie vor völlig eigenwillige Sirene, die selbst seine Bandkameraden schon mit Alvin the Chipmunk verglichen haben, erklingt sehr häufig, und sie macht Songs wie das heftig und schelle riffende 'Furious' oder das mit herrlichem Falsett versehene 'Before The Fall' zu legitimen Erben des Frühwerks.
Auch die Produktion fügt sich durch den etwas muffigen und undifferenzierten Klang nahtlos an "The Sybling" an. Es klingt halt wie ein Demo aus den Achtzigern, und - sorry - in diesem Fall ist das wirklich gut so. Etwas anderes ist bei der Eigenproduktion einer Band, die 20 Jahre lang aus dem Geschäft war, auch nicht zu erwartet. In jedem Fall lässt sich die Scheibe problemlos und angenehm anhören, der rumpelige Charm der Frühzeit ist gelungen konserviert, und die Band vermeidet die Gefahr, durch eine moderne und fette Produktion wie ein Anachronismus zu klingen. Letztlich zählt eh das Songwriting und hierzu ist zu sagen, dass neben dem alten Demosong 'Onslaught' auch die aktuellen Stücke gut im Ohr hängen bleiben und der Band mit dem speedigen 'Injustice' und der etwas getrageneren, heavy stampfenden Hymne 'We Need A New Enemy' gar echte Volltreffer gelungen sind.
Letztlich bleibt also eine sehr hübsch aufgemachte, professionelle Eigenpressung mit schönem achtseitigem, vollfarbigem Booklet, allen Texten und einer musikalischen Seite, die der kleinen aber feinen MILITIA-Fangemeinde fast ausnahmslos zusagen wird, die aber andererseits auch den einen oder anderen bisherigen Skeptiker milde stimmen wird, weil sie eben nicht so über die Maßen schrill ist wie "The Sybling". Feingeister, Soundfetischisten und Freunde moderner Produktionen suchen sich aber bitte weiterhin etwas anderes.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle