MISSILES - Weaponize Tomorrow
Mehr über Missiles
- Genre:
- Post Punk
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Svart Records
- Release:
- 10.05.2024
- Weaponize Tomorrow
- Dead Summer Moon
- Living In A Nuclear Town
- Deathlike Love
- End Of The Line
- A Circular Madness
- Leeches
- Radio Dark
Nicht nur für Briefträgerinnen und Briefträger!
Boah, dieser Teaser-Gag hat gejuckt wie Wundschorf unter dem Hemdärmel. Wem der Wortwitz viel zu blödsinnig, infantil oder stumpf ist, sollte sich dennoch bitte nicht davon abhalten lassen, in das der Stilistik Post Punk zugehörige Album "Weaponize Tomorrow" der schwedischen Band MISSILES hineinzuhören.
Denn die seit 2016 bestehende, aus Malmö stammende Formation präsentiert ein vortreffliches Album, dessen 8 Lieder viele Facetten und Klangfarben aufzeigen und es dabei schaffen, den Hörer von Track zu Track gespannt verharren lassen, abwartend, was da wohl musikalisch folgen wird. Das Thema der Band ist der erneut um sich greifende kalte Krieg und ausweglose poltische Situationen, die sich in der persönlichen und gesellschaftlichen Stimmung niederschlagen. In diesem Gedankenzusammenhang gelingt es den Musikern beeindruckend, die trostlose und dennoch kreativ aufwühlende, klanglich bunte Schwarzweiß-Atmosphäre der Postpunk, Wave- und New Wave-Ära der späten 70er, frühen 80er Jahre sehr gut einzufangen und wiederzugeben.
Dazu greift die Band in die Vollen, was Synthesizer-Sounds sowie frühe 80er Disco-Beats angeht. Vom titelgebenden Intro 'Weaponize Tomorrow' an wird der Hörer von der Atmosphäre gepackt und nicht mehr losgelassen, wobei innerhalb des Postpunk-Spektrums großer Abwechslungsreichtum vorherrscht. Der erste Track mit Gesang, das rockig-punkige 'Dead Summer Moon', macht einen mit der Gesangsstimme von Gitarrist und Bandleader Daniel Forslund bekannt, die meist einen Höreindruck irgendwo zwischen DAVE GAHAN und BILLY IDOL hinterlässt. Poppig-stampfend geht es mit 'Living In A Nuclear Town' weiter, melodiös und mit einer Hookline, als ob der Song über 40 Jahre alt sei. Als wäre das nicht toll genug, folgt sogleich einer von meinen zwei Hits auf dem Album: 'Deathlike Love', der zugegebenmaßen auch auf einem frühen BILLY IDOL-Album gut aufgehoben gewesen wäre.
'End Of The Line' ist ruhiger, auf einen synthetischen Beat und die hallige, an frühe DEPECHE MODE erinnernde Stimme fokussiert. Das Lied passt auf das Album, bildet für mich jedoch eher dessen Ruhephase heraus. Von einem schwachen Song würde ich dabei gar nicht sprechen. Der zweite Hit für mich folgt mit 'A Circular Madness', das in den früher von mir aufgesuchten Indie-Tanztempeln mit Sicherheit zum festen Repertoire gehört hätte, ist es doch von treibendem Midtempo, Keyboardmelodien und einer sich im Gehör festbeißenden Refrainzeile geprägt.
Nun wird es mit 'Leeches' etwas britpoppiger, die klanglich noch stärkere Gitarrenausrichtung, THE CURE grüßt ein wenig, lässt das Stück etwas aus der Reihe tanzen. Gabriel Forslund, Jens Rasmussen am Schlagzeug, Tobias Augustsson am Synthesizer, Sebastian Gadd an der zweiten Gitarre und Linus Larsson am Bass können dennoch auch mit diesem Sound überzeugen. Zu guter Letzt umgarnt 'Radio Dark' majestätisch düster den geneigten Zuhörer und macht seinem Titel in über 7 getragenen und dennoch kurzweiligen Minuten alle Ehre.
Trotz allem Anachronismus klingt "Weaponize Tomorrow" mit all seinen Sounds, Hooklines, Melodien und Atmosphären auf der ganzen Länge von 31 Minuten so frisch und abwechslungsreich, dass ich zu 8,5 Punkten greife. Ein überraschendes Album, das post-punk-affinen Musikfreunden viel Spaß bereiten wird!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Timo Reiser