MISTHYRMING - Algleymi
Mehr über Misthyrming
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Norma Evangelium Diaboli
- Release:
- 24.05.2019
- Orgia
- Með svipur á lofti
- Ísland steingelda krummaskuð
- Hælið
- Og er haustið líður undir lok
- Allt sem eitt sinn blómstraði
- Alsæla
- Algleymi
Gutes, aber nicht überragendes Album.
Vier Jahr haben wir auf eine Fortsetzung von "Söngvar elds og óreiðu" warten müssen, jetzt ist "Algleymi" endlich da. Nicht mehr unter der Flagge des norwegischen Qualitätslabels Terratur Possessions, aber beim ebenso kompetenten französischen Norma Evangelium Diaboli. MISTHYRMING ist nach wie vor die Spielwiese von Komponist, Sänger und Gitarrist D.G., der sich hier - wie auch schon auf dem Debüt - Schlagzeuger H.R.H. und die Saitenfraktion bestehend aus G.E. (Bass) und T.I. (Gitarre) ins Boot geholt hat.
Der erste Eindruck der Scheibe zeigt, dass sich hier nichts Grundlegendes verändert hat. Die Band steht für atmosphärischen, aber nicht zu melodischen Black Metal, bei dem die Wildheit erkennbar durchschlägt, aber nicht in chaotischem Geprügel endet. Was sich bei weiteren Durchläufen aber manifestiert, ist die Variation, die hier größer geschrieben wird als auf dem Debüt. Zwar gab es auch auf "Söngvar elds og óreiðu" Songs im Midtempo, manche Nummer auf der neuen Scheibe hat aber einen richtig rockigen Touch. Für mich persönlich tönt MISTHYRMING zwar immer noch zu böse, um in die Post-Rock-Schublade gesteckt zu werden, aber bei 'Og er haustið líður undir lok' könnte ich diesen vermeintlichen Kritikpunkt gut nachvollziehen.
Ist aber MISTHYRMING insgesamt das Ungestüme etwas abhanden gekommen? Nun, sicherlich wirkt das Songwriting etwas glatter als auf dem Debüt, was ich aber eher der Weiterentwicklung der musikalischen Fähigkeiten eines D.G. auf die Fahne schreiben würde. Songteile, Breaks und Tempiwechsel sind nun etwas harmonischer miteinander verknüpft als das beispielsweise bei 'Ég byggði dyr í eyðimörkinni' der Fall ist, das unerbittliche Schlagzeugspiel, die charismatische Leistung hinterm Mikro und der Spannungsaufbau ('Með svipur á lofti') machen aber "Algleymi" zu einem sehr wirkungsvollen Stück Black Metal. Oft sind es Kleinigkeiten, die die Nummern wachsen lassen: Harmonisch wechseln die Riffs teils so raffiniert von Moll zu Dur, dass man mehrmals hinhören muss, ehe man weiß, woher die gewollte Unruhe im Klang stammt.
Aus den acht Tracks bricht dennoch die instrumentale Pseudo-Ballade 'Hælið' aus, die mit ihren Gitarrenleads ein trauriges Doom-Feeling erzeugen möchte, aber unter dem Strich nichts weiter zum Album beiträgt. Da der Fuß hier ohnehin nicht ununterbrochen auf dem Gaspedal steht, brauche ich diese kurze Verschnaufpause nicht.
Dank der satten Produktion, die mitunter etwas zu geschliffen wirkt und deshalb eine Winzigkeit an atmosphärischer Tiefe im Vergleich zum Debüt einbüßt, ist MISTHYRMING vielleicht nicht mehr die optimale Band für einen langen Kopfhörer-Abend, bei hoher Lautstärke knallt die Geschichte dennoch ordentlich. Ein unter dem Strich hörenswertes Album, das bei vielen anderen Bands wohl stärker umjubelt würde. Im Fall der Isländer waren wohl (nicht nur meine) Erwartungen und Vorschusslorbeeren etwas zu groß.
Anspieltipps: Með svipur á lofti, Og er haustið líður undir lok
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher