MNEMIC - The Audio Injected Soul
Mehr über Mnemic
- Genre:
- Neo Thrash
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 27.09.2004
- Dreamstate Emergency
- Door 2.12
- Illuminate
- Deathbox
- Sane Vs. Normal
- Jack Vegas
- Mindsaver
- Overdose In The Hall Of Fame
- The Silver Drop
- Wild Boys
Nachdem MNEMIC 2003 mit "Mechanical Spin Phenomena" einen wahrhaft phänomenalen Start hingelegt haben, waren sie 2004 mit dem Sequel "The Audio Injected Soul" erneut ganz vorne mit dabei. Die Begründer des "Future Fusion Metals" hatten ihre Odyssey, auf so ziemlich jedem Festival Europas zu zocken und nebenher noch zwei Touren zu supporten, gut überstanden und produzierten quasi in Nullzeit ein vollwertiges Top-Album, das sich gewaschen hat.
Wer sich eingehend mit "Mechanical Spin Phenomena" befasst hat, wird bei MNEMIC vor allem drei prägende Merkmale festgestellt haben. Unglaublich tiefe und drückende Gitarren, die arhythmischsten Takte seit MEHUGGAHs "Chaosphere" und für dieses Genre verboten lange Songs. Der vielleicht störendste der drei Faktoren, nämlich die Songlänge, wurde auf "The Audio Injected Soul" beinahe eliminiert. Die Tracks bewegen sich fast alle unterhalb der 5-Minuten-Grenze und sind somit ein ganzes Eckchen eingängiger als ihre Vorläufer. Der Gitarrendruck ist zweifelsohne geblieben, die komplexen Soundstrukturen jedoch mussten ebenfalls ein wenig weichen, um Platz für schneller fassbare und besser hängen bleibende Arrangements zu machen. Das ist zwar schade, im Zuge der wachsenden Popularität der Band aber nachvollziehbar.
Der letzte wichtige Punkt, die Aggressivität, ist jedoch voll erhalten geblieben. 'Dreamstate Emergency' eröffnet den Reigen im klassischen PANTERA-Stil, legt dann jedoch wesentlicher dynamischer und druckvoller nach. Das Soundkostüm ist dabei wieder einmal unfassbar dicht produziert. Tief sägende, rhythmusorientierte 6- und 7-Saiter, ein dunkel brummender, metallischer Bass und eine alles durchdringende Wand aus Schlagzeug hüllen Michael Bogballes Vocals ein, die auf "The Audio Injected Soul" nicht nur beißend aggressiv, sondern auch mal zuckersüß melodisch in Erscheinung treten. Erfreulicherweise verzichtet er vor allem bei den cleanen Parts großteils auf die obligatorischen Verzerreffekte der "Mechanical Spin Phenomena", die seine Stimme auch wirklich nicht nötig hat. Im Gegenteil, gerade 'Dreamstate Emergency', aber auch die erste Single 'Deathbox' oder das verdammt sphärische 'Overdose In The Hall Of Fame' haben absolute Killerrefrains in der Hinterhand, die bereits beim ersten Hören voll durchzünden.
"The Audio Injected Soul" vollführt einen Balanceakt zwischen Kommerz und Progressivität. Während Songs wie 'Illuminate' fast schon zu eingängig sind, erschließt sich der Aufbau eines 'Sane vs. Normal' wenn überhaupt erst nach dem zehnten oder zwanzigstem Durchlauf. Ein Effekt der "Mechanical Spin Phenomena" taucht auch auf "The Audio Injected Soul" wieder auf: die Tatsache, dass sich auch nach mehrmaligem Hören immer wieder neue Dinge entdecken lassen. Vor allem sollte man auch einmal das Textbooklet zur Hilfe nehmen. Da fällt zwar auf, das MNEMIC textlich zum Teil etwas nachgelassen haben, andererseits werden aber viele Songs durch ihre lyrische Bedeutung gleich noch mal um einige Facetten reicher. Das beste Beispiel dafür ist das Fullspeed-Stück 'Mindsaver'. Rein musikalisch gesehen, ist der Song ohnehin ein Sahnetörtchen, aber in Verbindung mit Michaels Worten mutiert der Track zum vielleicht besten des gesamten Albums. Den Rang ablaufen könnten ihm da höchstens noch das bereits gelobte 'Overdose In the Hall Of Fame', das wohl melodischste Stück der Platte, das absolut kultige und mitreißende 'Deathbox' oder 'Dreamstate Emergency'.
Das gesamte Bild der "The Audio Injected Soul" ist äußerst homogen und zusammengehörig. Einzig 'Jack Vegas' fällt aus dem Rahmen, und zwar dadurch, dass es nicht aus dem Rahmen fällt. Als einziger der insgesamt elf Songs mangelt es hier an dem besonderen Etwas. Das Lied ist schnell, groovig und tanzbar ohne Ende, aber in der Masse der Granaten auf "The Audio Injected Soul" geht es leider ein wenig unter. Ebenfalls etwas außergewöhnlich ist der Rausschmeißer 'Wild Boys', ein Cover des gleichnamigen DURAN DURAN-Klassikers. MNEMIC bleiben dabei erfreulich nahe am Original, münzen den Song jedoch so geschickt auf ihren Stil um, dass er sich nahtlos in das insgesamt sehr positive Gesamtbild von "The Audio Injected Soul" einfügt.
MNEMICs Zweitwerk ist ein Kracher, ohne Zweifel. Das Album gehört mit Sicherheit zu den absoluten Genre-Highlights des Jahres 2004 und bestätigt den verdammt guten Ruf, den MNEMIC sich mit "Mechanical Spin Phenomena" erarbeitet haben. Die fünf Dänen haben unter Beweis gestellt, das ihr hitverdächtiger Sound keine Eintagsfliege war und machen ihren Anspruch auf die Krone des Cyber-Metal hier mehr als geltend. Einige Leute (mich eingeschlossen) werden dem hohen Grad an Komplexität und dem anspruchsvollen Songwriting zwar hinterhertrauern, aber "The Audio Injected Soul" ist der beste Schritt, den MNEMIC hätten machen können.
Anspieltipps: Deathbox, Mindsaver, Sane vs. Normal
- Redakteur:
- Dennis Hirth