MöRK GRYNING - Fasornas Tid
Mehr über Mörk Gryning
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Seasons Of Mist
- Release:
- 13.12.2024
- Intro
- The Seer
- Tornet
- Fasornas Tid
- Before The Crows Have Their Feast
- Savage Messiah
- An Ancient Ancestor Of The Autumn Moon
- Black Angel
- Barren Paths
- The Serpent's Kiss
- Det Svarta
Dämonisch-ästhetische Schlittenfahrt.
Die Blackmetaller von MÖRK GRYNING hatten vor circa 20 Jahren eine sehr experimentelle Phase, als sie ihr Album "Pieces of Primal Expressionism" herausbrachten. Das schlug Traditionalisten fein rostig vors Visier. Hier war der Übungsraum für Mathe genau richtig, Friedhöfe kamen gar nicht vor. Das saß, denn die Schweden hatten früher mit Skogsberg und Swanö aufgenommen und kannten das Grieghallen in- und auswendig. Dann sowas! Manche kamen über diese progressive Ausrichtung nicht hinweg.
Da feierte die Band mit "Hinsides Vrede" 2020 ein sensationelles Comeback: Die Schweden zeigten sich kompositorisch so gut wie nie und spielen die meisten Tracks der Scheibe noch heute live. Mit "Fasornas Tid" veröffentlichen die bösen Buben nun den Nachfolger, der daher große Erwartungen weckt. Ein akustisches Intro führt uns in das Album. Akustisch, nein im Finale mäandern die Gitarren turmhoch. 'The Seer' sichelt dann blackmetallisch: Es geht munter zur Sache, hart und dornig, ohne auf feine Harmonien zu verzichten, die Nähe zu NAGLFAR, UNANIMATED und DISSECTION ist nicht von der Hand zu weisen. Die Klargesangsstelle ist nicht von dieser Welt, so majestätisch und erhaben. Ein geiler Opener!
Das im Vorhinein ausgekoppelte 'Tornet' (mit Gastvocals von AVSLUT-Sänger C) hält das Niveau, es wird gesenst, gerasselt, gesichelt, die Noten flattern nur so und gruppieren sich zu dämonischen Zeichen. Das flotte 'Fasornas Tid' stürmt dann mit DISSECTION-Vibes durch die verwüstete Landschaft. In 'Before The Crows Have Their Feast' (welch ein prosaischer Titel) findet sich zum zweiten Mal, diesmal im Chorus die großartig plazierte Klarstimme. Sie tönt unprätentiös und unkitschig, ganz großes Kino, die Leads gemahnen an ihre Brüder von NAGLFAR. Furios schnittert MÖRK GRYNING weiter, unaufhaltsam: 'Savage Messiah' nimmt zunächst etwas Tempo heraus und zeigt, die Band kann auch sägen, wenn die Qualität des Forstes es erfordert.
Immer kringeln nebenher diese geisterhaft schönen, verführerischen Melodien durch das Geäst, diese Tonlagen aus Melancholie und Euphorie. Schwelgerisch, opulent, symphonisch schwebt 'An Ancient Ancestor Of The Autumn Moon' auf schwarzen Schwingen mühelos herein. Die Kombo setzt Spannungsbögen raffiniert ein, weiß Steigerungen auf kompositorisch markante Weise einzusetzen, kein Element steht isoliert für sich, die fünfzackigen Sterne ergeben ein perfektes Puzzle. 'Black Angel' geht dann wieder wieder zackiger zur Sache. Die nie führenden Klarstimmen werden exzellent plaziert. 'Barren Paths' erweist sich als kurzes akustisches Zwischenspiel, eine Minute Zeit, sich vor den Anhängern Dagons zu verstecken...
Zum Abheben schnittert 'The Serpent's Kiss' dann wieder kompromisslos durchs Totholz. Im Prechorus ahnt man dass der Hauptrefrain eine große Harmonielinie verfolgen wird, zum Niedersinken, meine Güte Black Metal kann nicht nur geil tackern, sondern regelrecht voller Schönheit sich entfalten. Der Klargesang und das blumige Solo zaubern violette Schwärze, die angenehm warm einlullt, der Hohepriester ertönt, dann nochmal der Ritt zum Chorus, geil! In 'Det Svarta' singt mal ein Bandkollege, fies und wieder ummantelt von beschwörenden Stimmen, die sich girlandenhaft um das Gegifte herumwinden. 'Age Of Fire' bildet das gloriose, schnittige Finale des Albums, das ich nun seit Wochen höre, immer wieder, wie einst "Sheol" von NAGLFAR und auch nach dem dreißigsten Male mit Begeisterung. Das mit Abstand beste Album, das ich bisher hier rezensieren durfte. Ach ja, kurzer Nachtrag: Im Promotext las ich, dass das Album eine "brutale Hommage an die raue Wildheit der Szene und den zeitlosen Spirit sei, eine dystopische Symphonie, die den Hunger nach Selbstzerstörung befeuere": Starker Tobak, aber es ist was dran.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Matthias Ehlert