MONSTER MAGNET - Superjudge
Mehr über Monster Magnet
- Genre:
- Psychedelic Hardrock
- Label:
- A&M Records
- Release:
- 06.04.1993
- Cyclops Revolution
- Twin Earth
- Superjudge
- Cage Around The Sun
- Elephant Bell
- Dinosaur Vacume
- Evil (Is Going On)
- Stadium
- Face Down
- Brainstorm
- Black Balloon
"Superjudge" ist ein echter Wahnsinnstrip in die Welt des psychedelischen Hardrocks. MONSTER MAGNET ließen sich hier richtig hungrig, manisch, fies gehen. Die meisten Songs beißen richtig zu, mit bratzenden Gitarren, Verstärkern am Anschlag, geradezu fühlbarem statischen Surren, das einem die Nackenhaare aufstellt, und nicht zuletzt einer gehörigen Portion Megalomanie. Vokalwahnsinn inklusive. Von ekstatischen Juchzern über gurgelnde Zerstörungswut bis hin zu schieren Verzweiflungsschreien ist alles vertreten. Euphorie und Agonie geben sich die Klinke in die Hand.
Epische Riffspiralen wie 'Cyclops Revolution' und 'Superjudge' sind typische Aushängeschilder für MONSTER MAGNETs aufgekratzte Phase: Stilprägend. Heute schreibt Mastermind Wyndorf konzentriert straighte Cock-Rock-Hymnen, damals ließ er sich noch ganz im psychedelischen Strudel treiben. Die Gitarrenlinien hatten mehr Kante, der Sound mehr Hintergrundstrahlung. Endlose, kosmische Arpeggiokaskaden ergießen sich mit voller Wucht über den Hörer.
Das dazwischenhauende 'Twin Earth' dreht den Gashebel bis zum Anschlag auf und lässt ihn dann auch kaum noch los. Die Gitarren bürsten die Schlagzeugrhythmen gegen den Strich, wild eingeflochtene Ethnopsychedelik geht im Hardrockrauschen auf und unter. Im drogentraumverschwommen 'Cage Around The Sun' scheint man es gleich mit dem gesamten Universum auf einmal aufnehmen zu wollen. Menschliche, kosmische, esotherische Abgründe tun sich auf. Egomanie und Weltschmerz gehen eine unheilige Allianz mit dem Wahnsinn ein. Halb akustische Ballade, halb elektrifizierter Großangriff, und doch ein unsprengbares Konvolut voller Spannung.
Donnernder trägt uns 'Elephant' weiter, mit stampedenhaftem Grundrhythmus und wild darüberhinwegschrammender Percussion und mindestens ebensowilden Gitarrenläufen, kreissägenkreischend und orgiastisch trompetend zugleich. Und all diese unbändige, kraftvolle Urgewalt ist allenfalls noch vom egotrippenden Gesang zu bündeln und auf den Punkt zu zwingen. Dem sollte man sich besser nicht direkt in den Weg stellen. Doch es geht noch schärfer, beißender, ätzender, drogendurchseuchter: 'Dinosaur Vacume' ist pure acid. Die Gitarren bohren sich durch die Schädeldecke, und währenddessen zieht ein Industriesauger was das Zeug hält graue Gehirnmasse und Knochensplitter heraus. Mit der Kraft von tausend Dinosauriern auf der Flucht. Sechs Minuten lang. Mit 'Evil (Is Going On)' fegt ein donnernder, polternder Rocksong hinterdrein, zu etwa einem Drittel bluesinfizierter BLACK SABBATH-Doomster, einem Drittel größenwahnsinnige Psychedelic-Orgie und einem weiteren Drittel 50er-Jahre Rockabilly-Etüde.
'Stadium' geht eher in Richtung moderne MONSTER MAGNET: 3 Minuten 42 feedback- und echo- durchwolkter Hardrock, bleibt aber ein bißchen hausbacken. Ebenso 'Face Down', das etwas grooviger und enthusiastischer daherkommt und es bei etwas oberhalb mittlerer Flamme dahinbrodelnd immerhin auf testosterongeschwängerte 4 Minuten 12 bringt. Von ganz anderem Kaliber ist dagegen 'Brainstorm', ein weiterer Lichtjahre zurücklegender Zug durch acht Minuten Stimmbandforderung, Gitarrengequäle und Effektgewitter. Vom verhältnismäßig bedächtigen Beginn ausgehend steigern sich MONSTER MAGNET kontinuierlich und konsequent in einen paranoiden Synapsensturm sondergleichen hinein.
Zum Runterkommen gibt es mit 'Black Balloon' nun noch eine Prise Yogitee mit Ingwerplätzchenbröseln: Ein locker trippelnder Rhythmus und eine verspielte kleine Melodie auf den Gitarren, begleitet von entspannt zugeräuchertem Gesang und diesem mittlerweile schon vertrauten Surren, bei dem du nicht mit Sicherheit sagen kannst, ob das nun wirklich zur Musik gehört oder nur in deinem Kopf ist.
Also: Nehmt keine Drogen. Hört sie euch an!
Anspieltipps: Cage Around The Sun, Dinosaur Vacume, Evil.
- Redakteur:
- Eike Schmitz