MONTREAL - Am Achteck nichts Neues
Mehr über Montreal
- Genre:
- Deutschpunk / Punk
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Amigo Records
- Release:
- 12.04.2024
- Zukunft
- Am Achteck nichts Neues
- Eine andere Stadt
- Was bin ich
- Fomo sapiens
- Mein Korn
- Ganz allein
- Primadonna und Primat
- Bis in den Morgen
- Club 100
- Lass mir den Hund da
- War es das wert
- Straßen von Oberhausen
Schlicht und ergreifend toll gemachter und hitverdächtiger Deutschpunk!
Wenn man sich in Deutschland um eine Sache keine Sorgen machen muss, dann ist es der Zustand der hiesigen Punk-Szene. Gerade wenn es um Bands mit deutschen Texten geht, scheint immer schon das nächste große Ding in den Startlöchern zu stehen. Neben den Düsseldorfern MASSENDEFEKT hat sich für mich persönlich dabei vor allem MONTREAL seit dem Debüt aus dem Jahr 2005 einen Platz im Rampenlicht verdient, denn auf den bisherigen sieben Langspielern wurde qualitativ hochwertiger und teils mit bissgen Texten ausgestatteter Deutschpunk abgeliefert, der schlicht begeistert. Ob das neue Album "Am Achteck nichts Neues" das bisher hohe Niveau halten kann?
Okay, machen wir uns nichts vor und tun nicht so, als würden uns bei den insgesamt 13 frischen Kompositionen irgendwelche Katastrophen erwarten. Jegliche Befürchtung in dieser Richtung räumt nämlich schon der flotte Opener 'Zukunft' mit melancholischem Unterton, langsamer musikalischer Steigerung und hymnischem Refrain sofort aus. Und auch lyrisch sind die Hamburg sofort am Puls der Zeit, wenn es um die ungewisse Zukunft unseres Planeten und auch vieler einzelner Menschen geht. Doch keine Sorge, auch auf dem achten Langdreher gibt es lange nicht nur ernsthafte und sozialkritische Texte, was der beschwingte und mit augenzwinkerndem Text versehene Titeltrack beweist. Gerade die leicht abgedrehte Gitarrenmelodie gefällt mir dabei unheimlich gut und sorgt dafür, dass die Nummer sofort im Gedächtnis hängen bleibt.
Und auch der Rest der Scheibe liefert einfach das, was man inzwischen von MONTREAL gewohnt ist: schlichten, geradlinigen und unheimlich eingängigen Punkrock mit Hit-Potential. Wenn es ums lyrische Augenzwinkern geht, schießen die Hamburger dabei ganz klar mit 'Mein Korn' den Vogel ab, denn eine Zeile wie "Mein Alltag ist noch trister als Kiel" lässt mich auch beim zehnten Durchlauf noch immer schmunzeln. Ebenso schießt 'Primadonna und Primat' nicht nur textlich den Vogel ab, sondern dürfte bei kommenden Shows des Trios mit Sicherheit für ausgelassene Mitsing-Aktionen sorgen. Mir persönlich gefallen die Jungs aber weiterhin am besten, wenn es etwas ernster und mit dezentem Melodic-Hardcore-Vibe zur Sache geht. Gerade 'Fomo sapiens' und auch 'Ganz allein' drängen sich mir hier als Anspieltipps auf, wobei die letztgenannte Nummer für mich sogar dezente DIE ÄRZTE-Anklänge im Gepäck hat, was natürlich auch bei weitem nicht die schlechteste Referenz ist. Besonders gefällt mir dabei, dass die Thematik rund um die festgefahrenen Stigmata unserer Gesellschaft und die beinharten Verfechter selbiger mit einer ordentlichen Prise Humor aufgearbeitet wird, ohne dass die Kernbotschaft der Lyrics verloren geht.
So will ich meine Besprechung zu "Am Achteck nichts Neues" dann am Ende auch so kurz und kompakt halten, wie es das Trio mit seinen Tracks tut, die nur ein einziges Mal auf dem neuen Silberling die Drei-Minuten-Marke knacken: Das hier ist schlicht und ergreifend toll gemachter, handwerklich und lyrisch hochwertiger und fast schon unverschämt eingängiger Punkrock, mit dem ihr nichts falsch machen könnt, wenn ihr das Genre liebt. "Misson erfüllt", könnte man da sagen, denn MONTREAL etabliert sich anno 2024 mit diesem tollen Langdreher endgültig als unumstößliche Größe der hiesigen Punk-Szene.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs