MOONSORROW - Suden Uni (Re-Release
Mehr über Moonsorrow
- Genre:
- Viking/Pagan Metal
- Label:
- Spikefarm Records
- Release:
- 16.12.2003
- Ukkosenjumalan Poika
- Köyliönjärven Jäällä (Pakanavedet II)
- Kuin Ikuinen
- Tuulen Koti, Aaltojen Koti
- Pakanajuhla
- 1065: Aika
- Suden Uni
- Tulkaapa Ij T!
Finnland liegt an der Grenze zu Norwegen und Schweden. Es befindet sich damit im Grenzbereich zwischen germanischer und finno-ugrischer Kultur. Den Wikingern galten die Finnen als die typischen Zauberer, während diese wiederum durch die nordgermanische Mythologie und Religionspraxis beeinflusst worden. Insofern ist es kein Wunder, das sich der epische Pagan/Viking Metal der finnischen Gruppe MOONSORROW sowohl mit den germanischen Wikingern als auch mit der Mythologie und den Heldensagen der Finnen, Lappen, Esten usw. beschäftigt.
MOONSORROW sollten spätestens seit dem diesjährigen Release "Kivenkantaja" (siehe Kritik von Andreas J.) jedem Freund folk-orientierten Extrem-Metals ein Begriff sein. Mit dieser musikalischen Großtat haben MOONSORROW in meinen Augen d a s Pagan/Viking Metal Album überhaupt eingespielt und die Meßlatte für zukünftige Veröffentlichungen des Genres ziemlich hoch gelegt. Das bleibt auch nicht ganz ohne Folgen für den Blick auf die Vergangenheit der Gruppe.
"Suden Uni" ("A Wolf’s Dream") ist ein Re-Release des Debütalbums, das 2001 auf Plasmatica Records erschien, bevor die Gruppe zu ihrem neuen Label Spikefarm Records wechselte. Zuerst fällt an der Neuveröffentlichung das schönere Cover auf: der Werwolf vor den Felsbildern mit einem spiralförmigen Zauberstab in der Hand macht wesentlich mehr her als das etwas einfallslose Ursprungscover. Unter der Rubrik "Drinking Music" findet man außerdem einen dreiminütigen Bonustrack, der dementsprechend klingt – nach einem Ploppton, der gewöhnlich beim Öffnen von Flaschen mit offensichtlich alkoholischem Inhalt entsteht, wird eine traditionelle Volksweise auf punkig-metallische Art mit Hochgeschwindigkeitsrefrain heruntergerissen. Der eigentliche Kaufanreiz besteht aber in einer Extra-DVD, die die Promo Videos zu 'Sankarihauta' und 'Jumalten Kaupunki' sowe vier Liveaufnahmen aus dem Jahre 2003 enthält. Leider kann ich dazu nichts sagen, da meiner Promoversion diese DVD nicht beigelegt ist.
Natürlich kann das vorliegende Debüt noch nicht mit der Komplexität und dem Abwechslungsreichtum von "Kivenkantaja" mithalten . Schon der Nachfolger "Voimasta Ja Kunniasta" (ebenfalls 2001) hatte in dieser Hinsicht einen deutlichen Schritt nach vorne bedeutet. Hingegen gibt es an dem ordentlich wuchtigen Sound nichts zu meckern. Melodische Chöre, wie sie heutzutage zu den Trademarks der Finnen gehören, werden nur selten eingesetzt. Meist vermittelt der eher im Hintergrund gehaltene Gesang extremste Agressivität. Blastbeats wie am Schluß des Openers von "Suden Uni" gehören ebenfalls der Vergangenheit von MOONSORROW an. Genau diese – wenn auch alles andere als ungeschliffene – Rohheit könnte aber Black Metal Puristen zufriedenstellen, denen es nie derb genug sein kann.
Ansonsten behaupten epische Gitarrenmelodien unangefochten das musikalische Schlachtfeld. Ihr wisst schon – das sind diese Gitarren, die einem den Satz aus der isländischen Sagaliteratur ins Gedächtnis rufen: "Sie rüsteten im Frühjahr ein großes Langschiff, heerten und machten reichlich Beute". Wie Schwerter klirrende Riffs werden von ausufernden Keyboardflächen zum Himmel nach Walhall getragen. Folkige Elemente blitzen an allen Ecken und Enden auf: - sei es im Riffing selbst, beim Klampfen der Accoustic-Gitarren oder in der manchmal "schunkelnden" Rhythmik. Ganz besonders häufig setzen MOONSORROW Akkordeon und Maultrommeln ein – ein bis heute prägendes Stilmittel, das der Gruppe einen wichtigen Wiedererkennungswert verschafft. Am deutlichsten verspürt der Hörer das bei 'Pakanajuhla', zu deutsch "Heidenfest", welches nach einem solchen klingt. Hier übernimmt das Akkordeon regelrecht eine tragende Rolle, während Stakkatoriffing und keyboardunterstütze Gitarrenwände einander abwechseln. Für mich jedenfalls ist das "Heidenfest" der definitive "Hit" des Albums. Gleichfalls begeistert das nachfolgende elfminütige Epos '1065: Aika'. Hier darf Sänger und Bassist Ville Sorvali sogar über längere Strecken pathetisch klingen, bevor er wieder schreiend zur Axt greift.
Insgesamt gesehen wirkt die Scheibe wie aus einem Guß. Wenn der geneigte Hörer will, kann er sich einfach von den Filmatmosphäre vermittelnden Mischung aus Keyboardbombast und heroisch stampfender Gitarrenpower in den "Wolfstraum" hinwegtragen lassen. Dann kommt es nicht vorrangig auf einzelne Tracks an, sondern mehr auf die Grundstimmung, die auf "Suden Uni" erzeugt wird.
Wer heidnische Extremklänge zu seinem täglichen Ritual zählt, für den ist "Suden Uni" ein weiteres herrausragendes Album für die heimische "Schwertkollektion". Wenn jemand Moonsorrow allerdings noch nicht kennen sollte, sei ihm erstmal der Kauf von "Kivenkantaja" dringend angeraten.
Anspieltipps: Ukkosenjumalan Poika; Pakanajuhla; 1065: Aika
- Redakteur:
- Jörg Scholz