MOONSORROW - Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2011
Mehr über Moonsorrow
- Genre:
- Epic Pagan Metal
- ∅-Note:
- 9.25
- Label:
- Drakkar (Sony Music)
- Release:
- 25.02.2011
- Tähdetön
- Hävitetty
- Muinaiset
- Murhan Synty
- Huuto
- Kuolleile
- Kuolleiden Maa
Die Zeit nach dem Ende der Welt - sie soll kommen!<br />
Seit ihrer Gründung 1995 sind die Finnen von MOONSORROW stetig gewachsen – und mittlerweile eine Institution im – ja, was eigentlich? Denn mit ihren fünf Alben und der nicht weniger wichtigen EP "Tulimyrsky" schafften sie es, immer wieder zu überraschen und Neues zu kreieren, das man so vielleicht nicht von dieser Band erwartet hätte. Die Wurzeln der Band liegen dennoch in einer ganz eigenen Verbindung aus Black Metal und Folk-Einschüben. Mit dem neuen Album, das auf den sperrigen Namen "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" hört – was soviel wie "Als Schatten wandern wir durch das Land des Todes" bedeutet – geht die Band auf eine dunkle, mystische und einsame Reise. Dementsprechend hart und schroff gebiert sich das Soundkonzept – und ist in seiner Art unbeschreiblich eindrucksvoll.
Aufgebaut ist das Album in vier sehr lange Metaltracks und drei kurze Zwischenstücke, die die harten Songs verbinden. Über die Laufzeit von etwa einer Stunde wird eine tragische, ja, dramatische Geschichte erzählt: Nach dem Ende der Welt wandert eine Gruppe Überlebender durch Schnee und Eis – und wird nach und nach dezimiert. Zum Schluss bleibt nur ein Einzelner übrig. Im Wahnsinn und der Ausweglosigkeit der Einsamkeit bringt er sich schlussendlich um und beendet die Geschichte. Das letzte Kapitel wird mit markerschütternden Schreien eingeleitet, die keinen Zweifel daran lassen, dass am Ende nur noch pure Verzweiflung und Trauer warten. Keine Geschichte für Schöngeister und gerade deswegen liefern MOONSORROW mit der Betrachtung des "Danach" eine unheimlich intensive Konzeption ab.
Wie der namenlose Wanderer läuft der Hörer durch epische, riesig aufgehäufte Soundwände, die zum Teil an die wunderbaren Beschreibungen der nordischen Welten von BATHORY erinnern. Dabei sind es vor allem die breit angelegten Kompositionen zwischen elf und 16 Minuten, die über die gesamte Laufzeit und trotz Verwendung fast fröhlicher Folk-Melodien eine derart niederschmetternde Atmosphäre zwischen nostalgischer Wehmut auf der einen und rasender Verzweiflung auf der anderen Seite aufbauen. Die Trademarks der Band, also großangelegte Melodiebauwerke lassen den Hörer auf diesem hohen Niveau atemlos und beeindruckt zurück. Um ein weiteres Bild zu bemühen, bewegt sich "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" zwischen dem Auftreffen auf ein gigantisches Bermassiv und dem Sturz von einem hohen Gipfelgrad in das verschwommene Nichts.
Die größte Überraschung stellt der letzte Song dar. 'Kuolleiden Maa' erzählt die letzten Momente und schließlich den Tod des Wanderers. Das geschieht allerdings in einer konsequenten Fortsetzung des Soundwandprinzips und erweitert es um die Komponente, die man von Bands wie ALCEST kennt. Allerdings stellt der Song mitnichten eine Post-Black-Metal-Kopie oder gar 08/15-Shoegaze dar. Es ist vielmehr eine Interpretation dieser modernen Richtungen in einem leicht distanzierten Verhältnis und bleibt dadurch durch und durch MOONSORROW. Mit einer sehr stimmigen und homogenen, fast schon old-school zu nennenden Produktion setzt die Band ein klares Statement gegen moderne Plastikproduktionen und stellt damit konsequent das Raue der Welt am Abgrund dar.
Fazit: Ich mochte MOONSORROW – und das war sicherlich nicht immer so. Doch erst mit diesem unglaublich intensiven Werk "Varjoina Kuljemme Kuolleiden Maassa" werde ich zum Fan. MOONSORROW erschaffen eine Welt der Dunkelheit, der Verzweiflung und machen das auf eine gänzlich andere Art als zuletzt HELRUNAR. Wo die Deutschen die Tristesse und Monotonie abbilden, erschaffen die Finnen eine natürliche Welt, die im Sterben liegt. Mit tausend Farben die verblassen und vielfältigem Leben, das vergeht. Und wenn der einsame Mensch am Schluss vor seinem eigenen Abgrund steht und erkennt, dass es, also alles, keinen Sinn mehr macht, so läuft mir immer und immer wieder ein Schauer über den Rücken. Besser kann man das nicht umsetzen.
Anspieltipps: 'Kuolleile' als Intro, danach Kuolleiden 'Maa'
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer