MOONSPELL - Memorial
Mehr über Moonspell
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Steamhammer/SPV
- Release:
- 21.04.2006
- In Memoriam (Intro)
- Finisterra
- Memento Mori
- Sons Of Earth
- Blood Tells!
- Upon The Blood Of Men
- At The Image Of Pain
- Sanguine
- Proliferation
- Once It Was Ours!
- Mare Nostrum
- Luna
- Best Forgotten
"Memorial" wird das MOONSPELL-Lager polarisieren, keine Frage. Klar, die Portugiesen standen schon immer für einen steten Wandel und haben ihren Fans mit dem poppigen "Sin/Pecado" oder dem brachial-elektronischen "The Butterfly Effect" bereits einiges zugemutet. "The Antidote" war schließlich sowohl musikalisch als auch textlich das anspruchsvollste und meiner Meinung nach beste Album ihrer bisherigen Karriere. Und trotzdem müssen sie sich immer noch an ihrem Meilenstein "Irreligious" messen lassen, dessen größte Hits wie 'Mephisto' und 'Full Moon Madness' genauso zum festen Bestandteil des Live-Repertoires gehören wie die Kracher der Sorte 'Vampiria' oder 'Alma Mater' des Debüts "Wolfheart".
Und genau bei diesen beiden Mitte-Neunziger-Scheiben knüpft "Memorial" an. Vergessen ist die zuletzt zelebrierte südländische Leichtigkeit von 'Lowering Skies', das psychedelische Element von 'The Antidote' oder die balladeske Schwermut von 'Capricorn At Her Feet'. Auf "Memorial" regiert die Wut! Bereits im Opener (und der ersten Single-Auskopplung) 'Finisterra' grunzt MOONSPELL-Fronter Fernando Ribeiro böse gegen Mike Gaspars Doublebass-Attacken an, und lediglich der ruhigere Zwischenteil erinnert ein klitzekleines bisschen an den Vorgänger. Klaren Gesang und symphonische Synthie-Teppiche vernimmt man auch inmitten des grimmigen Gebells von 'Memento Mori' nur selten. Positiv hervor sticht das kurze sentimentale Instrumental 'Sons Of Earth' - zumindest wenn man danach mit 'Blood Tells!' (einer Art schlechten Kopie von 'Alma Mater' mit etwas zu viel Synthesizern) wieder so gnadenlos zugebrettert wird. Auch 'Upon The Blood Of Man' ist bis auf das Gitarrensolo dezent im Schwarzmetall verankert, genauso wie das leicht schizophrene 'At The Image Of Pain'. Selbst das etwas gemächlichere und düstere, mit hübschen Streicherparts versehene 'Sanguine' kommt nicht ganz ohne Blastbeats aus. Richtig Mut zum Experiment beweisen die Portugiesen lediglich mit dem vertrackt-orchestralen Instrumental 'Profileration', das in ungewohnt bizarre Klangwelten eintaucht. Denn mit 'Once It Was Ours!' (der Titel ist Programm) klauen sie wieder dreist bei dem eigenen Klassiker 'Mephisto'. Und dank eines weiteren kurzen Instrumentals, 'Mare Nostrum' (Akustik-Gitarre, Basswummern und ein Windrauschen im Hintergrund), schaffen sie es sogar, dass eine bekennende "ohne Gesang ist doof"-Vertreterin diese insgesamt drei Stücke zu den Höhepunkten der Scheibe zählt - einfach weil sie anders sind als dieser abgenudelte ach-so-böse Gothic Metal Kram. Doch halt - 'Luna' popt ja - auch dank einer nicht namentlich genannten Gastsängerin - richtiggehend! Langsames Tempo, fast durchgehend klarer Gesang, ein etwas monotoner, aber eingängiger Refrain besagter Dame und ein obligatorisches Duett gegen Ende: Gerade weil der Song überhaupt nicht zum Rest von "Memorial" passt, sondern eher wie ein Überbleibsel aus der "Sin/Pecado"-Phase wirkt, liebe ich ihn! Und mit dem theatralischen 'Best Forgotten' folgt sogar noch ein halbwegs spannungsgeladener, wenn auch über weite Strecken wieder sehr finsterer Rausschmeißer, wobei man sich den klischeetriefenden Hidden-Track (von Keyboards unterlegtes Wolfsheulen - hach, wie originell!) wirklich hätte sparen können.
Fans von "Wolfheart" und Irreligious" werden "Memorial" vermutlich als das einzig legitime Nachfolgeralbum in den Himmel heben. Ich persönlich finde es nach den deutlich experimentelleren Werken dazwischen aber bis auf wenige lichte Momente vor allem eines: strunzlangweilig.
Anspieltipps: Memento Mori , Sanguine, Profileration, Luna
- Redakteur:
- Elke Huber