MOONSPELL - The Antidote
Mehr über Moonspell
- Genre:
- Gothic Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 29.09.2003
- In And Above Men
- From Lowering Skies
- Everything Invaded
- The Southern Deathstyle
- Antidote
- Capricorn At Her Feet
- Lunar Still
- A Walk On The Darkside
- Crystal Gazing
- As We Eternally Sleep On It
MOONSPELL sind sicherlich keine Band, die das selbe Album zweimal aufnimmt. Daran hat sich auch bei "The Antidote" nichts geändert. Nachdem sie sich mit den beiden Ausnahmescheiben "Wolfheart" (1995) und "Irreligious" (1996) selbst ein Denkmal setzen konnten, ging man danach erstmal ein wenig ruhiger zu Werke ("Sin/Pecado"), verpasste der Musik anschließend einen nicht unwesentlichen Elektro-Einschlag ("The Butterfly Effect") und besann sich dann wieder etwas mehr auf harten und kraftvollen Metal ("Darkness & Hope").
Und "The Antidote"?
Nachdem die Portugiesen auf dem diesjährigen With Full Force bereits vier neue Stücke zum Besten gaben, konnte man ganz klar hören, dass wieder richtig gerockt wird im Hause MOONSPELL. Allerdings sind/waren eben diese vier Appetithappen ('In And Above Men', 'From Lowering Skies', 'The Southern Deathstyle' und mit Abstrichen 'A Walk On The Darkside') gerade die härtesten Tracks des Albums (neben der Singleauskopplung 'Everything Invaded' und 'Crystal Gazing') und spiegeln das Gesamtbild von "The Antidote" nur zum Teil wider. Denn gerade auf der zweiten Hälfte der Scheibe befinden sich überwiegend richtig ruhige und langsame Stücke. Und gerade hierbei macht sich auch öfters mal Durchschnittliches breit.
Qualitativ kann das bei einer Band mit der Größe und Erfahrung von MOONSPELL dann auch nicht unumschränkt zufrieden stellen. Besonders die harten Nummern sind richtig gut gelungen, aber es haben sich halt auch einige Filler ('Capricorn At Her Feet', 'A Walk On The Darkside', 'As We Eternally Sleep On It') eingeschlichen, was leider den guten Eindruck der ersten Hälfte des Albums wieder ein wenig zerstört. Man kann aber schon sagen, dass MOONSPELL wieder sehr kraftvollen Gothic Metal spielen, was auch den alten Fans sehr gut gefallen dürfte. Natürlich ist "The Antidote" kein zweites "Irreligious"-Album und soll es auch gar nicht sein, aber teilweise geht das von der Heavyness her schon wieder recht deutlich in diese Richtung. Auf der anderen Seite wären MOONSPELL nicht MOONSPELL, wenn nicht auch etliche ruhige, emotional berührende und schaurig-traurige Melodien vorhanden wären, die das Düstere der Musik unterstreichen. Dennoch sollte nicht verschwiegen werden, dass man ein paar Mal etwas schwächelt und eben nicht nur klasse Songs geschrieben hat.
Eine Klasse für sich sind allerdings wieder die charismatischen und unverwechselbaren Vocals von Fernando Ribeiro, die einfach zu einem sehr großen Teil den MOONSPELL-Sound ausmachen und bestimmen. Aber mehr als früher kann insbesondere auch Schlagzeuger Mike Gaspar den Songs seinen eigenen Stempel aufdrücken (z.B. bei 'From Lowering Skies').
Außerdem scheint es der Platte richtig gut getan zu haben, dass Waldemar Sorychta wieder mal ins Geschehen eingegriffen und die Vorproduktion gemacht hat (er hat die Band bereits während ihrer erfolgreichsten Phase mit den Alben "Wolfheart", "Irreligious" und "Sin/Pecado" produziert). Das dürfte gerade für die heftigen, ja beinahe aggressiven Stellen des Albums nicht gerade abträglich gewesen sein, obwohl man natürlich nicht mehr erkennen kann, was auf den Einfluss von Hiili Hiilesmaa (Finnvox Studios, zum zweiten Mal nach "Darkness & Hope" Produzent) zurückzuführen ist. Aber die Produktion ist wirklich aller Ehren wert. Eine dichte Atmosphäre von sehr ergreifender Düsterheit wird erzeugt, die Gitarren klingen wuchtig und braten mehr als ordentlich, aber man kann auch viele Feinheiten durch die einwandfreie Klarheit und Transparenz des Sounds heraushören.
Trotz der angesprochenen, kleinen songschreiberischen Schwächen - sehr gelungen ist die Umsetzung des Kurzgeschichtenkonzeptes. Der portugiesische Autor José Luis Peixoto (in seiner Heimat ziemlich populär) hat zu jedem Song von "The Antidote" (= das Gegengift) eine Kurzgeschichte verfasst, die sich zu einer Novelle zusammensetzen und auch allesamt in der englischen Übersetzung auf der CD enthalten sind. Dabei hat er sich von den Texten und der Musik der "Antidote"-Songs inspirieren lassen. Was dabei herausgekommen ist, liest sich wirklich sehr gut. Von beschaulichen Klängen untermalt (stammt zumeist ein wenig abgewandelt von dem jeweiligen Song) kann man richtig in die Welt von Peixoto eintauchen. Und man muss zum Glück auch nicht zwangsläufig Anglizistik studiert haben, um die Texte verstehen zu können, da keine besonders komplizierte Ausdrucksweise verwendet wurde. In einem liebevoll in Buchform gestalteten Menü kann man die zehn Geschichten nachlesen und sich außerdem noch den Videoclip zu 'Everything Invaded' anschauen, der ebenfalls auf der Scheibe enthalten ist.
Ohne Zweifel ist "The Antidote" ein ziemlich gutes Album geworden, aber zu den absoluten Highlights in der MOONSPELL-Diskographie gehört es mit Sicherheit auch nicht. Fans können trotzdem bedenkenlos zugreifen, wer von MOONSPELL allerdings nicht alles prinzipiell gut findet, sollte erst einmal Probe hören.
Anspieltipps: In And Above Men, Everything Invaded, The Southern Deathstyle, Lunar Still
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer