MORFIN - Consumed By Evil
Mehr über Morfin
- Genre:
- Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- FDA Records (Soulfood)
- Release:
- 05.05.2017
- Reincarnated
- Embodiment
- Slowly Dismembered
- Demonic Infestation
- Illusions Of Horror
- Posthumous
- Contorted Truths
- Carcinogenic Parasite
- Consumed By Evil
Eine Zeitmaschine - zurück in die Death-Metal-Tage um 1990 herum.
MORFIN heißt eine kalifornische Band, die über das Fachlabel FDA Records mit "Consumed By Evil" ihr zweites Album auf die Menschheit loslässt. Der Sound knattert und knarzt aus den Boxen, man kann sich eine Mischung aus alten AUTOPSY, DEATH, MASSACRE, MASTER oder ganz frühen ENTOMBED vorstellen. Ich finds großartig!
Handwerklich ist alles hervorragend gemacht, und auch die Songs können richtig mitreißen. Der Opener 'Reincarnated' knallt mit thrashigen Vocals und düsteren Twin-Leads aus den Boxen. Alles klingt wie aus einer Zeitmaschine stammend, aber ohne verwaschene Produktion. Hier ist alles klar zu hören, ohne "modern" zu klingen. Ein Traum - so sollten Death-Metal-Bands 2017 produzieren lassen.
'Embodiment' beginnt etwas verhaltener, fast meditativ, nimmt dann aber Fahrt auf und bewegt sich an der Grenze zu Proto-Death-Combos wie OPPROBRIUM oder NUM SKULL. Vor allem die Vocals weisen ganz klar noch in thrashige Richtung (ich denke da auch an frühe, corefreie Geschichten von LIVING SACRIFICE). Allerdings ist die Nummer nicht ganz so einprägsam wie der Opener.
Mit 'Slowly Dismembered' geht es mit amtlichem Tempo nach vorne. Ich sitze mit einem Grinsen da und denke mir immer wieder: Ja, so stelle ich mir Death Metal vor. Keine Metalcore-Elemente, keine technischen Spielereien, nicht angeschwärzt, sondern vom Thrash her kommend. 'Demonic Incantation' macht dann keine Gefangenen und bietet Hochgeschwindigkeits-Old-School-Death-Metal. Ja, das gibts tatsächlich! Ein echter Brecher, der Live sicher jeden Pit in eine wilde Horde verwandeln wird.
Der warme Gitarrenklang bei 'Illusions Of Horror' verwundert erst mal, aber: Nach zwanzig Sekunden ist man wieder auf dem Friedhof der späten Achtziger angekommen, die Riffs werden brutal und melodiearm heruntergeschrubbt. Trotzdem handelt es sich letztlich um ein deutlich zu langes Fast-Instrumental, das am Schluss eine halbe Note für das Album kostet.
Auch 'Posthumous' braucht etwas zu lang, um in die Puschen zu kommen und fällt in die gleiche Kategorie wie der Vorsong. Ärgerlich, dass in der Mitte die beiden Schwachpunkte plaziert wurden. Mit 'Contorted Truths' kann man dann wieder aufatmen, oder aber wieder so richtig die Rübe schütteln. Eine Band mit so derbem Sänger sollte sich einfach Instrumentals sparen und weiter vorpreschen, so wie das hier geschieht.
Mit 'Carcinogenic Parasite' gehen wir auf die Zielgerade. Der Song klingt vielleicht am "modernsten" auf der Scheibe, wobei ich eine Mischung aus frühneunziger AT THE GATES und noch früheren MORGOTH meine. Ihr merkt also: Auch das ist letztlich absoluter Old-School-Stoff. Für mich noch mal ein echtes Highlight. Mit dem Titeltrack geht diese 35-Minuten-Abrissbirne zu Ende, und der Opener hält das überwiegend hohe Niveau mit Leichtigkeit. Eine fette Nummer zum Abschluss, und die Zeitreise ist abgeschlossen.
Allen Fans des echten, alten Death Metal sei diese Scheibe wärmstens ans Herz gelegt. Wer die Schnauze voll hat von Deathcore, Blackened Death Metal oder noch mehr Technik-Gefrickel kommt hier voll auf seine Kosten. Klar haben wir es nicht mit einem neuen "Scream Bloody Gore" zu tun, aber in dieser Zeit kommen wenig vergleichbare Scheiben heraus. Daher spreche ich gerne eine Kaufempfehlung aus, und ich werde mich auch selbst nach Veröffentlichung bewusst darum bemühen, mir das Scheibchen ins Regal zu stellen.
Anspieltipps: Reincarnated, Demonic Incantation, Carcinogenic Parasite.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer