MORGOTH - 1987-1997 - The Best Of Morgoth
Mehr über Morgoth
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Century Media / SPV
- Release:
- 24.01.2005
- Selected Killing (1989)
- Lies Of Distrust (1989)
- Travel (1989)
- Burnt Identity (1990)
- White Gallery (1990)
- Pits Of Utumno (1990)
- Body Count (1991)
- Isolated (1991)
- Sold Baptism (1991)
- Resistance (1993)
- Under The Surface (1993)
- Drowning Sun (1993)
- The Fantastic Decade (1996)
- Graceland (1996)
- Last Laugh (1996)
- From Dusk To Dawn (Demo 1988)
- Being Boiled (Demo 1988)
- Eternal Sanctity (Demo 1988)
- Pits Of Utumno (Demo 1988)
- The Beyond (Demo 1988)
- Dance Their Dance (Demo 1988)
- Golden Age (Demo 1992)
- TV War (1994)
- Indifferent (1996)
- Isolated (Video)
- Cursed & Sold Baptism (Video)
- Under The Surface (Video)
- Last Laugh (Video)
- Body Count (Video)
- Resistance (Video)
Deutschland hat heutzutage zwar einige gute Death-Metal-Bands im Underground zu bieten, aber wirklich international bedeutende Flaggschiffe des Death Metal gibt es derzeit in Deutschland nicht. Richtig viele Bands dieses Kalibers gab es hier zwar auch zur Blütezeit des Death Metal nicht, aber dennoch fällt mir eine deutsche Band ein, die durchaus das Zeug hatte, zur absoluten Speerspitze des Genres gezählt zu werden. Die Rede ist von MORGOTH.
Die Jungs aus Meschede fingen 1987 an gemeinsam zu musizieren und hatten von Anfang an einen sehr eigenständigen Stil, der noch im selben Jahr erstmals auf dem Demo "Pits Of Utumno" manifestiert wurde, das 1988 erschien und nun auch in seiner vollständigen Fassung auf CD 2 dieser Compilation zu finden ist. Hierbei handelt es sich um die erste offizielle CD-Veröffentlichung des Materials, was auch für die alten Fans einen Anreiz darstellen könnte, sich dieses Doppelalbum zuzulegen. Darüber hinaus enthält die Raritätenscheibe dieser Sammlung noch drei bisher seltene oder komplett unveröffentlichte Demoversionen aus den Jahren 1992, 1994 und 1996 und sechs CD-ROM-Videos. Dabei handelt es sich um alle vier sehr guten offiziellen Promoclips und zwei Livemitschnitte aus Chemnitz (1993). Die Promoclips wurden zu 'Isolated' (1991), 'Cursed & Sold Baptism' (Doppelsong von 91er-Album "Cursed"), 'Under The Surface' (1993) und 'Last Laugh' (1996) abgedreht, und besonders an 'Under The Surface' kann ich mich gut erinnern, da der Clip damals auf dem "Headbangers Ball" meinen Erstkontakt mit MORGOTH darstellte.
Die erste Disk enthält für die meisten alten MORGOTH-Fans zwar nichts, was sie nicht eh schon in der Sammlung stehen hätten, aber dafür können geschichtsbewusste Nachwuchsmetaller mit dieser Scheibe absolut nichts falsch machen. Mit je drei Songs von allen fünf offiziellen Veröffentlichungen der Band gewähren Century Media in Zusammenarbeit mit der Band dem Hörer einen fantastischen Querschnitt des Schaffens der Band, anhand dessen man die Entwicklung von der rohen, brutalen aber dennoch sehr einprägsamen und fesselnden Debüt-EP "Ressurrection Absurd" (1989) bis zum experimentellen, Industrial-lastigen Groovemonster "Feel Sorry For The Fanatic" (1996) über die fließend ineinander übergehenden Zwischenstufen "Eternal Fall" (EP, 1990), "Cursed" (1991) und "Odium" (1993) perfekt nachvollziehen kann. Bereits 1991 kamen coole sphärische Keyboards dazu, und 1993 waren Samples und andere prägnante Industrial- und Thrash-Elemente nicht mehr wegzudenken. Dennoch waren MORGOTH bis dorthin noch immer ganz klar eine echte Death-Metal-Band, zwar experimentell und innovativ, aber noch immer mit Kontakt zur Basis. Marc Grewes brutaler aber stets nachvollziehbarer Gesang und die schnellen, beinhart knatternden Riffs, die wie ein Panzer über den Hörer hinwegrattern, waren stets der rote Faden.
Mit "Feel Sorry For The Fanatic" (1996) war die Band für damalige Verhältnisse jedoch ein wenig zu weit gegangen. Die bis dahin sehr treuen Fans konnten oder wollten diesen Schritt nicht mehr nachvollziehen, weshalb sich die Band nach der Tour zum Album heimlich, still und leise auflöste. Das ist jammerschade, da mit MORGOTH eine der innovativsten Death-Metal-Bands und noch dazu eine der bedeutendsten deutschen Death-Truppen aller Zeiten viel zu früh die Segel strich. Dabei war "Feel Sorry ..." alles andere als ein schlechtes Album. Aus heutiger Sicht sogar ein echter Meilenstein. Dieser Tage würde der Band die Experimente kaum noch jemand übel nehmen. Besonders angesichts der Tatsache, dass Songs wie 'Last Laugh' und 'The Fantastic Decade' einfach völlig genial sind. Den Punkt, den MORGOTH damals erreichten, kann man vielleicht mit der "Endorama"-Phase von KREATOR vergleichen. Beide Bands hatten ein gutes, experimentelles Album gemacht, das sich allerdings so weit von der Basis entfernt hatte, dass man an einem Scheidepunkt angelangt war. KREATOR haben weitergemacht und sich wieder an ihren Roots orientiert, während MORGOTH leider beschlossen, die Band zu begraben.
Mit "1987-1997" liegt nun das musikalische Vermächtnis dieser völlig unterbewerteten Ausnahmeband vor, das zusätzlich zu den musikalischen Perlen ein tolles Booklet mit allen Texten und nötigen Infos, einer achtseitigen Bandbio von Marc Grewe himself und jeder Menge Photos enthält. Hier handelt es sich nicht um eine der üblichen, lieblos zusammengeschusterten Compilations, sondern um eine wirklich wertvolle Anthologie, deren Kauf sich auch für Leute lohnen sollte, die bereits alle MORGOTH-Alben besitzen. Für den Death-Metal-Nachwuchs ist die Scheibe fast schon ein Pflichtkauf, und mich hat sie dazu inspiriert, auf die Suche nach den mir noch fehlenden MORGOTH-Klassikern zu gehen. Hoffentlich hat der letzte Satz von Marc Grewes Linernotes einen tieferen Sinn. Da steht nämlich aus der Sicht des Jahres 1997: "Wir wussten alle, dass es das Ende von MORGOTH war ... zumindest vorläufig!". Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn sich die Herrschaften irgendwann mal aufraffen könnten, MORGOTH auferstehen zu lassen.
Anspieltipps: Selected Killing, Burnt Identity, Isolated, Under The Surface, Last Laugh
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle