MORS PRINCIPIUM EST - Inhumanity
Mehr über Mors Principium Est
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Listenable Records
- Release:
- 17.04.2003
- Another Creation
- Eternity's Child
- In My Words
- Inhumanity
- D.I.B.
- The Lust Called Knowledge
- Oblivion
- Life In Black
- Last Apprentice
- Into Illusion
Mittlerweile ist man es schon fast gewohnt, dass aus Skandinavien Debutscheiben mit einem beachtlich hohen technischen Niveau hereinflattern. Ob es nun daran liegt, dass der Schwede oder Finne einfach eher Griffbrettakrobatik zugeneigt ist als dies beim "normalen" Europäer der Fall ist, oder ob es an der Tatsache liegt, dass man dort oben recht wenig zu tun hat, außer im stillen Kämmerlein Skalen rauf- und runterzuflitzen und den Elchen guten Tag zu sagen, sei einmal dahingestellt. Fakt ist, dass die meist blutjungen Truppen aus den nordischen Regionen ihr Handwerk in fast allen Fällen äußerst gut, ja sogar beeindruckend beherrschen und ausführen.
Dennoch war ich bei MORS PRINCIPIUM EST ordentlich überrascht. Melodic Death aus Finnland ist seit den CHILDREN OF BODOM nichts neues mehr, was z.B. auch deren Nacheiferer NORTHER ziemlich deutlich machten. Neu ist hingegen jedoch, dass hier eine im Schnitt noch recht junge Truppe (das Durchschnittsalter liegt bei 22) ein Debutalbum abliefert, welches jedem versierten Gitarristen das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen sollte.
Stilistisch gesehen bewegen sich MPE in etwa in der Schnittmenge zwischen den bereits angesprochenen CHILDREN OF BODOM und SOILWORK, sprich: Gerade von der Melodiearbeit her erinnert man eher an die Landsmänner, während man des öfteren auch versucht, etwas vertrackter in Richtung Schweden zu agieren. Dabei können insbesondere der flotte Opener 'Another Creation' oder der Titelsong 'Inhumanity' begeistern, bei denen das Sextett nicht nur recht geschickt das Tempo variiert, sondern es vor allem vermeidet, in bereits tausendundeinmal gehörte Melodic Death-Klischees abzudriften.
Das auffälligste und schönste auf "Inhumanity" ist allerdings - neben der ordentlich knallenden Produktion (Tico Tico/Finnvox) - die wahnsinnig gute Gitarrenarbeit vom Axtduo Jori Haukio/Jarkko Kokko, welche sich glücklicherweise sehr selten in mittlerweile nervigen neoklassischen Gefilden aufhält, aber nichtsdestotrotz verdammt versiert ist. Ein Arpeggio jagt das nächste, irrsinnig schnelle Solo-Abfahrten wechseln sich mit tollen Melodielinien ab.
Das macht die Platte zum einen zu einem absolut heißen Tipp für alle Gitarreros, zeigt zum anderen aber auch auf, dass es MPE noch ein wenig an Substanz fehlt. Soll heißen: Wenn insbesondere die Soloarbeit das Element ist, welches nach ein paar Hördurchläufen am meisten in den Hirnwindungen hängen bleibt, so können das Songwriting oder die Stücke an sich nicht übermäßig packend sein.
Dem ist auch leider so. Zwar gibt es mit Ausnahme des vollkommen überflüssigen Instrumentals 'Oblivion' keine nennenswerten Tiefpunkte auf "Inhumanity" zu vermelden, aber richtig gut ist die Platte deshalb auch nicht. Es mangelt schlicht und einfach auf der gesamten Distanz noch an dem zündenden Riff, an der mitreißenden Songidee, dem einprägsamen Chorus oder einer musikalischen Idee, welche MPE aus dem Melodic Death-Einheitsbrei, in dem sie momentan noch schwimmen, herauszuheben. Da ist es mit herausragender Gitarrenarbeit auch nicht getan, auch wenn diese verdammt beeindruckend ist (bestes Beispiel: 'The Lust Called Knowledge').
Sollte der Sechser mit dem nächsten Album etwas ähnliches wie ein eigenes musikalisches Gesicht finden oder formen, so steht den Finnen mit Sicherheit eine glänzende Zukunft bevor.
"Inhumanity" sollte indes von der Gitarrenfraktion sowie von den Leuten, die von Melodic Death nicht genug bekommen können, angecheckt werden.
Ein ordentliches Debut ist die Scheibe allemal.
Anspieltipps: Another Creation, Inhumanity, The Lust Called Knowledge
- Redakteur:
- Rouven Dorn