MOTöRHEAD - Aftershock
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2013
Mehr über Motörhead
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Rykodisc (Warner)
- Release:
- 18.10.2013
- Heartbreaker
- Coup De Grace
- Lost Woman Blues
- End Of Time
- Do You Believe
- Death Machine
- Dust And Glass
- Going To Mexico
- Silence When You Speak To Me
- Crying Shame
- Queen Of The Damned
- Knife
- Keep Your Powder Dry
- Paralyzed
Typisch abwechslungsreich.
Drei lange Jahre sind ins Land gezogen seit uns Lemmy und seine beiden Mitstreiter mit "The Wörld Is Yours" erfreut haben. In der Zwischenzeit gab es ein wenig Livefutter aus der Kosnerve und natürlich auch auf der Bühne. Dass es Mister Kilmister gesundheitlich nicht besonders gut geht, wissen wir spätestens seit dem abgebrochenen Auftritt auf dem diesjährigen Wacken-Open-Air. Ob das mit ein Grund für die verhältnismäßig lange Wartezeit ist, kann ich nicht sagen. Fakt ist: "Aftershock" klingt extrem wütend.
Schon der im Titel als Rock'n'Roller getarnte Eröffner 'Heartbreaker' ist genau das Gegenteil von dem, was der Songtitel erwarten lässt. Grollendes Drumming von Mickey Dee, eine unerwartet wuchtige Saitenwand und ein Lemmy, der seine Lunge vor dem Einsingen der Nummer mit drei Flasche Jacky geölt zu haben scheint, lassen diesen Song mal flugs auf der Liste der härtesten Motorkopf-Nummern weit nach oben schnellen. Aber damit nicht genug. 'Bei 'End Of Time' scheint Mister Dee Hummeln in der Gesäßtasche zu haben, denn anders ist dieses extrem hohe Tempo kaum zu erklären und auch das knackige 'Going To Mexico' lebt auf der Überholspur. Damit schlussendlich keiner vergisst, wie hart und heftig so eine MOTÖRHEAD-Scheibe sein kann, ist der finale Schlusspunkt 'Paralyzed' dann ebenfalls von einem extrem flotten Tempo unterlegt. Diese Nummer hat außerdem einen ungeheuer effektiven Drive. Lemmys Bass wummert herrlich röhrend und prominent aus der Anlage, so dass man automatisch anfängt mit dem Kopf dazu zu wackeln.
Überhaupt fällt die angenehm ausgewogene Produktion positiv auf. Trotz der überraschenden Härte hat man nämlich nicht vergessen, dass so eine MOTÖRHEAD-Scheibe natürlich auch die Hüften wackeln lassen muss. Dazu trägt der warme Klang bei, der dem Zuhörer den Eindruck vermittelt, die Band würde im Wohnzimmer live aufspielen. So kann man zu wunderbar groovenden Songs wie 'Coup De Grace', 'Queen Of The Damned' oder 'Do You Believe' wunderbar die Knochen schütteln oder ganz entspannt mit dem Fuß wippen und am Glas nippen.
Aber "Aftershock" wäre kein wirkliches MOTÖRHEAD-Album, wären nicht auch ruhige Töne darauf vertreten. So gibt es mit dem bluesigen 'Lost Woman Blues' eine verrauchte Dampfnummer, die erst kurz vor dem Ende so richtig in Fahrt kommt. Sehr stimmungsvoll. Wie auch 'Dust And Glass', die Ballade des Albums. Wie immer bei diesen melancholisch-nachdenklichen Songs, brilliert hier Lemmy ganz einfach mit sehr emotionalem Gesang. Weicher Kern unter der harten Schale? Vielleicht. Wahrscheinlich sogar, auch wenn der Text dieser Nummer, wie bei fast allen Balladen der Band, weniger nett ist.
Neben diesen ruhigen Tönen gibt es naturgemäß auch wieder ein paar Portionen Rock'n'Roll der alten Schule zu hören. Auf dem aktuellen Album hätten wir die von passendem Barpiano begleitete 60ies Nummer 'Crying Shame', sowie das weiter oben bereits erwähnte 'Do You Believe' mit schöner Chuck-Berry-Gitarre.
Ihr merkt es. Das Trio hat nichts verlernt und wird auch im höheren Alter nicht leiser. Ganz im Gegenteil. Für mich ist "Aftershock" erneut eine sehr kurzweilige Angelegenheit, die obendrein wieder einmal beweist, dass die Band eben nicht immer gleich klingt. Sie klingt halt nur bei jedem Tempo und Härtgrad nach MOTÖRHEAD. Originalität ist das Zauberwort. Wollen wir einmal hoffen, dass Lemmy uns in dieser Form noch lange erhalten bleibt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Holger Andrae