MR. BIG - Ten
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/24
Mehr über Mr. Big
- Genre:
- Rock / Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Frontiers Music s.r.l.
- Release:
- 12.07.2024
- Good Luck Trying
- I Am You
- Right Outta Here
- Sunday Morning Kinda Girl
- Who We Are
- As Good As It Gets
- What Were You Thinking
- Courageous
- Up On You
- The Frame
- 8 Days On The Road (Bonustrack)
Schönes Abschiedsalbum mit ein paar echten Volltreffern.
Die Abschiedspolitik von MR. BIG muss ich nicht so recht verstehen. Erst begeben sich die legendären Hard-Rocker auf eine ausgedehnte Abschiedstour quer über den Globus, die dann schon während der laufenden Tour in Form des Livealbums "The BIG Finish" aufbereitet wird, das übrigens im September erscheint, und dann erscheint auch noch mittendrin ein gänzlich neues Studioalbum namens "Ten". Die Erklärung für die verspätete Veröffentlichung des Studioalbums ergibt aber Sinn, fühlten sich Fronter Eric Martin, Gitarrist Paul Gilbert und Bassist Billy Sheehan erst durch die begeisterten Reaktionen des Publikums während der Tournee inspiriert dazu, neue Songs zu verfassen. Elf an der Zahl sind es am Ende geworden, die uns nun auf dem zehnten und wohl letzten Studioalbum präsentiert werden.
Natürlich müssen wir dabei zuerst den Elefanten im Raum adressieren, denn im MR. BIG-Lineup klafft seit dem Tod von Schlagzeuger Pat Torpey ein gigantisches Loch, das auf dem Studioalbum von Nick D'Virgilio gefüllt wird. Nick selbst blickt gerade im Prog-Sektor schon auf einen beachtlichen Lebenslauf zurück und war neben BIG BIG TRAIN und SPOCK'S BEARD auch schon bei GENESIS ("Calling All Stations") hinter dem Drumkit aktiv. Auch im Hard-Rock-Rahmen macht er, wenig überraschend, eine sehr gute Figur, auch wenn ich zugeben muss, dass ich weiterhin Pats oftmals ungewohnte Herangehensweise und sein Gespür für tolle Drumhooks (denkt hier nur einmal an 'Take Cover') vermisse. Wie Nicks eigener, deutlich technischer veranlagter Stempel klingt, kann man dabei schon beim überraschend bluesigen Opener 'Good Luck Trying' nachhören, dessen Drumrolls durchaus eindrucksvoll ausgefallen sind. Für den gesamten Track gilt das aber nicht unbedingt, wirkt er doch als Eröffnung seltsam sperrig und hat auch keinen wirklichen Ohrwurm im Gepäck, an dem sich Hörer und Hörerinnen sofort festhalten könnten.
Das ändert sich aber glücklicherweise schon mit 'I Am You', denn die zweite Nummer geht musikalisch deutlich mehr zu Diskografie-Höhepunkten wie "Lean Into It" zurück und liefert und einen gut gelaunten Up-Tempo-Rocker, bei dem vor allem Eric mit seinen wunderbaren Gesangsmelodien restlos überzeugt. Gerade auf der Bühne hatte der Frontmann zuletzt ja doch ordentlich zu kämpfen, doch im Studio ist sein charismatisches Organ auch weiterhin eine absolute Ohrenweide. 'Right Outta Here' ist dagegen mit leicht orientalisch angehauchten Melodien und vertracktem Groove schon wieder etwas sperriger, hat dennoch einen prägnanten Refrain und macht sehr viel Spaß, gerade auch weil der Track eben etwas ungewohnt aus den Boxen schallt. Gleiches kann man von 'Sunday Morning Kinda Girl' nicht behaupten, denn von allen Tracks ist dieser kompakte Gute-Laune-Rocker vielleicht der belangloseste, der zumindest an mir komplett vorbeiläuft. Gut, dass das melancholische 'Who We Are' und das pimär von cleaner Gitarre angetriebene und leicht an BRUCE SPRINGSTEEN erinnernde 'As Good As It Gets' dafür sofort wieder Hit-Potential haben, wobei ich gestehen muss, dass trotz dieser beiden Volltreffer das munter groovende 'Courageous' für mich der absolute Höhepunkt in der zweiten Hälfte der Platte bleibt.
So überwiegt angesichts von "Ten" dann auch eher die Trauer über das Ende von MR. BIG, denn auch wenn wir es hier mit Sicherheit nicht mit einem neuen Klassiker für die Diskografie zu tun haben, ist der Silberling alles andere als schwach oder gar ein müder Abgesang zum Abschied. Nein, auch auf dem zehnten Langspieler probiert sich der Vierer gerne noch aus, beschreitet ein paar neue Wege und hat eben auch ein paar tolle Ohrwürmer im Gepäck, weshalb mir die Platte auch starke 8,5 Zähler wert ist.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs