MUSTASCH - Testosterone
Auch im Soundcheck: Soundcheck 09/2015
Mehr über Mustasch
- Genre:
- Heavy Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Gain Records (Sony Music)
- Release:
- 18.09.2015
- Yara's Song
- Breaking Up With Disaster
- The Rider
- Down To Earth
- The Hunter
- Dreamers
- Be Like A Man
- Someone
- Under The Radar
- Testosterone
Mit Kraft und Gefühl zurück!
Mit den Platten nach ihrer selbstbetitelten Scheibe (2009) haben mich die Schweden von MUSTASCH mit schöner Regelmäßigkeit enttäuscht. Nie fundamental, nicht einmal immer umittelbar, aber merklich. Daher bin ich bezüglich meiner Erwartungshaltung vorsichtig geworden und betrachte "Testosterone" erst einmal etwas distanzierter. Man kann jedoch erahnen, worauf dieses Einleitung hinausläuft: MUSTASCH hat einen richtigen Hammer am Start, welcher mich mehr als versöhnt – und zudem eine ganz bestimmte Art von Album darstellt.
Doch kommen wir erstmal zur Musik an sich: Mit 'Yara's Song' eröffnet ein sehr emotionales Stück die Platte, bei dem MUSTASCH partiell auf die schon häufiger verwendeten Streicher zurückgreift. Getragen wird der Song allerdings wie so oft von Ralf Gyllenhammars Vocals, der neben dem "Dicke Eier"-Gesang eben auch eindringlich-gefühlvoll kann. Der Opener ist in seiner aufgeladenen, leicht verzweifelten Art ein bzw. vielleicht das Album-Highlight gleich zu Beginn.
An zweiter Stelle kommt dann die Facette zum Tragen, welche die meisten an den Göteborgern so schätzen: Fettester Rock-Sound zum breitbeinig hinstellen und in die imaginäre Axt greifen. 'Breaking Up With Disaster' ist dabei kurzweilig und mit einer richtig schönen Hook versehen. Was die ersten beiden Songs als Horizont aufspannen, kann gut als Orientierung für "Testosterone" im Gesamten betrachtet werden. Nicht streng geordnet, nicht schwarz/weiß, jedoch bewegt sich MUSTASCH stets zwischen diesen beiden Polen.
'The Rider' ist eine feine Ballade, bei denen zum Ende hin erneut Saiten mit einem Bogen zum Schwingen gebracht werden und Gyllenhammar von weiblichen Vocals unterstützt wird. Darauf folgt ein absoluter Hit: 'Down To Earth'. Hier wird richtig gedrückt. Der von starken Gesangsmelodien nur so durchzogenene Track glänzt gerade durch die Arbeit der Lead-Gitarren (wunderbar punktgenau unterstützend) und des Schlagzeugs (quasi durchballernd). Mit 'The Hunter' und 'Dreamers' finden sich in der Mitte von "Testosterone" zwei ordentliche, gut hörbare, aber nicht nach oben ausreißende Tracks. So einer ist dann aber wieder 'Be Like A Man', der düster daherkommt und erneut mit Eindringlichkeit nicht spart, was vor allem auch an den Lyrics liegt. Überhaupt sind der Band wenig komplizierte Texte gelungen, die Geschichten erzählen, Gefühle ausdrücken und somit einfach passen. Den Deckel drauf macht MUSTASCH noch einmal auf die gleiche wunderbare Art und Weise, in die man sich im Laufe der Scheibe bereits unsterblich verliebt hat: Positiv, emotional und halbballadesk ('Someone'), rockig mit großer Hookline ('Under The Radar') sowie richtig dick rockend ('Testosterone').
Um nun aufzulösen, welche "ganz bestimmte Art von Album" ich eingangs meinte: Eine Platte, die nicht einmal annähernd perfekt scheint, die vielleicht sogar eine, zwei oder gar drei schwächere Nummern am Start hat, welche man aber dennoch einfach nicht aus dem Player bekommt und immer, immer, ja, immer wieder hören will; willenlos, man kann nicht anders. Wenn Musik solch einen Suchtfaktor hat, dann sind alle objektiv ausmachbaren "Schwächen" absolut irrelevant.
Somit ist die untenstehende Noten nur mehr als verdient. MUSTASCH hat es endlich wieder geschafft, die eigenen Stärken in großartige Songs zu packen und damit die beste Scheibe seit mindestens sechs, vielleicht sogar noch mehr Jahren zu veröffentlichen. "Testosterone" kann in Sachen Heavy Rock so ziemlich alles.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Oliver Paßgang