MY DEAR ADDICTION - Kill The Silence
Mehr über My Dear Addiction
- Genre:
- Melodic Metalcore
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Dead End Exit Records
- Release:
- 08.01.2016
- Kill The Silence
- A Promise
- Winners
- Beautiful
- Unbreakable
- Always Around You
- All White
- Veins
- Face It And Rewind
- Our Fire Inside
Neues Jahr, altes Leid
Ich weigere mich nach wie vor, "Metalcore" pauschal als Schimpfwort zu verwenden - nur leider wurde dieser von je her wässrige Überbegriff für sämtliche Spielarten härterer Musik zwischen metallisch gefärbtem Core, klassisch-melodischem Göteborg-Death und breaklastig-groovigem Modern Metal innerhalb der vergangenen zehn Jahre von vielen austauschbar und beliebig klingenden Kapellen in den Schmutz gezogen. Dabei gibt es nach wie vor Bands, die die ursprüngliche Spielart mit viel Liebe zum Detail verfeinern (AUGUST BURNS RED), die Grenzen verschieben (PARKWAY DRIVE), oder einfach nur mit Volldampf dort weitermachen wo einstmals begonnen wurde (HEAVEN SHALL BURN). Zugegebenermaßen stellen diese allerdings die absolute Minderheit dar.
Was all dies mit MY DEAR ADDICTION zu tun hat? Nun, wie schon der Bandname vermuten lässt, handelt es sich bei den Schweden, die mit "Kill The Silence" ihren zweiten Langspieler veröffentlichen, um einen jener zahllosen Vertreter des Metalcores, die weder optisch noch namentlich, erst recht nicht musikalisch auseinander zu halten sind. Kollege Backes hat der Vorab-Single 'Beautiful' zwar ein positives Zeugnis ausgestellt, und weder in Sachen Produktion noch künstlerisch im Rahmen ihrer Genre-Konventionen haben sich die vier Skandinavier vergriffen. Der Langspieler drückt an allen Ecken und Enden, ist dynamisch und kompakt komponiert, und – ja, allen Fans von HIS STATUE FALLS, ASKING ALEXANDRIA, THE AMITY AFFLICTION und wie sie sonst noch alle heißen im Prinzip bedenkenlos zu empfehlen.
Wer allerdings auch nur einen Hauch von schwermetallisch-musikalischem Anspruch hat oder Abwechslung von den Heerscharen an Metalcore-Klonen sucht, wird schon bei den ersten Tönen von "My Dear Addiction" schreiend die Flucht ergreifen. Wie hier immer wieder peinliche spacige Keyboardsounds die Songs einleiten, wie jeder, einfach jeder Vers tief angesetzt und im Downbeat-Groove abgenudelt wird, wie auf jede, einfach jede aggressiv gebrüllte Strophe ein lieblich geträllerter Ohrwurm-Kehrvers folgt – das ist alles dermaßen voraussehbar, dass ich persönlich mit MY DEAR ADDICTION fertig bin, ehe ich Album Nr.2 der Skandinavier auch nur einmal komplett durchgehört habe. Daran ändern auch kleinere Wechselspielchen wie punkige Einlagen ('A Promise'), sphärische Chöre ('Always Around You') oder gelegentlich nette Rhythmusspielereien rein gar nichts. Mit Metal hat dieses konsensfähige Plastikgedudel außer verzerrten Gitarren und Schlagzeug nichts gemein.
Zugute halten möchte ich den fünf Herrschaften, dass sie im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen in all dem trancig-poppig-corigem Gelärme noch ihr Gespür für effektives Songwriting behalten haben, wie eine hier und da aufblitzende Raffinesse in der Ausgestaltung der 0815-Kompositionsschemata zeigt. Ich wäre gar geneigt zu sagen, dass die Truppe so klingt, als könnte sie zwischen süßlichem Power Metal und härterem Modern Metal eigentlich alles spielen – würde sie sich nur dafür entscheiden, eine weniger party- und mainstreamtaugliche Richtung zu fahren. Solange aber weiterhin diese bis zur Grasnabe abgefahrene Schiene beackert wird, kann MY DEAR ADDICTION getrost in der Modern-Metal-Pop-Core-Rumpelkiste endgelagert werden.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Timon Krause