MY FRIEND SKELETON - Vanitas
Mehr über My Friend Skeleton
- Genre:
- Gothic
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Danse Macabre (ALIVE)
- Release:
- 19.03.2010
- The Nightmare Within
- Black Widow
- The Dead One
- Charonpenny
- Funeral Of A Broken Doll (Her Version)
- Alice
- Requiem
- Schwester Im Spiegel
- Caroline
- Spinning Dream
- Roboterblut Ouverture
- Roboterblut Act 1
- Roboterblut Act 2
- Roboterblut Act 3
- Roboterblut Act 4
- Roboterblut Act 5
- Funeral Of A Broken Doll (His Version)
- Fassadenbaustelle
- Ochita Tenshi
- Cherie
- Missed Calls
Vielseitiges und nicht ganz einfaches Konzeptalbum über die Facetten des Todes.
"In Venedig ist Maskenball…", so war es bereits vor vielen Monden bei meiner Lieblings-Schlager-Combo zu vernehmen. Nur hatten sie damals und auch heute keine Masken auf, was vielleicht besser wäre, aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls erinnern die vier Musiker von MY FRIEND SKELETON mit ihren Outfits an einen obskuren Maskenball und geben sich auch sonst recht geheimnisvoll, was ihre Identität angeht. Es ist zwar von Amayah Sakinah, Archimed Shinigami, Kay Ozz und Violetta die Rede, doch wer so wirklich dahinter steckt, bleibt erst einmal geheim. Auf ihrem Debütalbum erzählen sie Geschichten über den Tod, in seinen vielfältigen und wundersamen Facetten.
Auf der ersten CD "Hinter der Maske der Schönheit…" schildert das Quartett seine Geschichten rund um den Tod. Und genauso komplex und mannigfaltig, wie dieses Thema ist, gestalten sich die Stücke der Band. Einfache Songs sucht man vergebens und das würde auch irgendwie nicht passen. Also bedarf es schon etwas
Zeit, sich auf das musikalisches Experiment einzulassen, welches sich nach dem ersten Hördurchgang noch nicht völlig erschließt. Ein typischer Bandsound ist so gut wie gar nicht zu beschreiben, denn jedes Stück besitzt seinen ganz eigenen Charakter. Dazu kommt noch, dass es zwei Sängerinnen und einen Sänger gibt und abwechselnd in Deutsch und Englisch gesungen wird. Allerdings halten sich die musikalischen Gesangsqualitäten stellenweise im Rahmen. Vielleicht ist das aber auch Absicht, das weiß man bei dieser Scheibe nicht ganz genau. Während der Gesang der einen Dame, wie beispielsweise beim chansonhaftem 'Schwester im Spiegel' etwas gewöhnungsbedürftig ist, so überzeugt ihre Mitstreiterin mit einem elfenhaften Gesang, der besonders gut bei dem verträumten 'Charonpenny' oder beim Refrain von 'Alice' auszumachen ist.
Trotz dieser anhaltenden Schwermütigkeit und Düsterheit, wissen die Lieder fast durchweg zu gefallen und von Langeweile kann keine Rede sein. So präsentiert sich 'The Dead One' zu Beginn mit Orgeltönen, die im Zusammenspiel mit Elektro-Beats eine interessante Mischung ergeben. Besonders bemerkenswert ist 'Requiem', wo sich hauptsächlich nur auf die Musik konzentriert wurde. Ruhige Cembaloklänge läuten das Stück ein. Nach und nach wird durch Trommeln die Stimmung bedrohlicher. Die lateinischen Klagerufe tun ihr Übriges dazu. Es folgt eine Pause, in der erneut nur das Cembalo erklingt und später erneut die Trommeln. Sie wirken dieses Mal noch hymnenhafter und verleihen dem Werk einen glorreichen Touch. Mit dem ruhigen und elektronischen 'Spinning Dream' findet das erste Werk einen tollen und passenden Abschluss.
Mit der zweiten CD "…lauert der Tod" werden die vorangegangen musikalischen Pfade weitestgehend verlassen. Mein Alter Ego gesellt sich dazu und der Bandname wird kurzerhand in MY SKELETON FRIEND getauscht. Als erstes folgt das gut halbstündige Opus "Roboterblut", was aus sechs Teilen besteht. Es halten verstärkt elektronische Klänge Einzug und zeigen das andere Gesicht der Formation. Jedoch schaffen es nicht alle Teile zu begeistern und die Spannung zu erzeugen, wie die Songs der ersten CD. Von dumpfen Elektro-Beats, bis hin zu ruhigen Instrumental-Stücken ist alles vertreten. Der verzerrte, männliche Gesang wirkt ab und an recht aggressiv. 'Roboterblut Act 5' fällt mit seinem ruhigen Charakter ein wenig aus der Reihe, erinnert an DEAD CAN DANCE und überzeugt noch am ehesten.
Danach geht es mit dem tanzbaren 'Funeral Of A Broken Dream (His Version)' in heiterer Stimmung weiter. Das Pandon zur Version von CD 1 ist gut gelungen und würde durchaus auch auf die erste CD passen. 'Fassadenbaustelle' ist noch einen Zacken härter, klingt aber im 0815-Electro-Gewand ziemlich einfallslos. 'Ochita Tenshi' begeistert wieder mehr und durch die weiblichen Vocals klingt es irgendwie wieder spannender, als die vorangegangen Stücke. Ein wenig zwiespältig ist dann wieder 'Cherie', das nicht über die gesamte Länge zu begeistern weiß. 'Missed Calls' ist ein überaus gelungener Abschluss für das Werk. Es ist eine Frauenstimme zu hören, die versucht, ihren Mann telefonisch zu erreichen, der aber nicht zurückruft. Ihre Wut gegen ihn steigert sich, da er sich nicht meldet. Doch am Ende erfährt der Hörer, dass er tot ist und sie den Verlust nicht verkraften kann. Musikalisch wird das Stück von ruhigen Klaviertönen getragen. Einzig die Elektroklänge nerven und passen von der Sache her nicht wirklich zum Grundcharakter des Songs.
Damit ist das Endresultat wohl als durchwachsen zu bezeichnen. Ein roter Faden lässt sich auf der zweiten CD nicht recht erkennen und vieles davon könnte auch gut in das Konzept der ersten CD passen. Doch was die Künstler damit sagen wollten, wissen nur sie allein. Fakt ist jedoch, dass die beiden Scheiben mehr als nur gute Momente haben und sich der Hörer intensiv mit der Materie beschäftigen muss. Wer das kann und auch mal ein wenig die eingefahrenen Wege verlassen mag, wird daran viel Freude haben.
Anspieltipps: The Dead One, Charonpenny, Alice, Requiem, Missed Calls
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Swen Reuter