MYRATH - Tales Of The Sands
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2011
Mehr über Myrath
- Genre:
- Melodic Metal / Power Metal / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- XIII Bis Records
- Release:
- 11.10.2011
- Under Siege
- Braving The Seas
- Merciless Time
- Tales Of The Sands
- Sour Sigh
- Dawn Within
- Wide Shut
- Requiem For A Goodbye
- Beyond The Stars
- Time To Grow
Orientalisch verschnörkelter Epic Metal.
Ein wirklich solides Powermetalalbum hat MYRATH mit "Tales Of The Sands" abgeliefert; sowohl im vorwiegend europäisch geprägten, melodielastigen Sinne als auch in amerikanisch geprägter, kraftriffstrotzender Tradition. Als Karamellstreusel auf Sahnehäubchen und Cocktailkirsche kommen einige Arabesken hinzu, welche den eingängigen Sound der Tunesier mit der notwendigen Eigenständigkeit veredeln, ohne den angelegentlichen Faustreckfaktor außen vor zu lassen. Bombastmusik aus einem Guss also ist's, den die nordafrikanische Band hier kreiert hat. So weit - so solide.
Doch was hebt den MYRATH-Sound nicht nur über den Durschnitt der Kunstfertigkeit, sondern auch aus der Masse an handwerklich zwar guten aber auch schon bald wieder vergessenen Veröffentlichungen heraus? Da wird zumindest aus meiner Perspektive die wüstenheiß flimmernde Luft schon etwas dünner. Aber Ansätze sind vorhanden:
By MYRATH hat man ein gutes Händchen für tighte Percussion, die sich passend in den vorherrschenden Mitschmetter-Metalsound einfügt, jedoch zusammen mit den gelegentlich ebenfalls vorhandenen Akustikeinsprengseln im nahezu immer präsenten Stromgitarrenfluss für Atmosphäre sorgen kann. Besonders im (ein wenig an eine orientalische Variante von THE TEA PARTY erinnernden) Titeltrack des Albums kann die Band damit bei mir punkten. Ansonsten sorgen diese Einflüsse zumindest für Abwechslung im bereits gewohnten Metalsound.
Zudem bedient sich "Tales Of The Sands" auch einer gewissen Progästhetik, die jedoch nie die absolute Oberhand über das direkte Anvisieren von Magengrube, Epic-Nerv und Headbangmuskulatur gewinnt. Auch Schunkelpassagen gibt's zur Genüge.
Der MYRATH-Sound bleibt also stets kraftvoll, ist oft episch, nie aber experimentell oder avantgardistisch angelegt. Progression im künstlerisch strengsten Sinne wird man hier nicht finden, wohl aber komplexere Arrangements als in der nächstbesten Kraftkapelle. Innerhalb der Tradition ist das auf "Tales Of The Sands" gebotene Spektrum äußerst breit (reichlich episch-melodischer Powermetal mit zahlreichen Einflüssen aus der Folk-, Heavy-, Thrash- und US-Metal-Geschwisterschaft sowie dem klassischen Bombastrock), kompositorische Schlüssigkeit, spieltechnische Fertigkeiten, passende Arrangements und nicht zuletzt Groove hat das Ganze auch, so dass Genrefans ohne Bedenken zugreifen können. Wer gänzlich neue Gewürze für's Ohr sucht, könnte indes milde enttäuscht werden.
Anspieltipps: Under Siege, Tales Of The Sands, Beyond The Stars, Time To Grow
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Eike Schmitz