MYTHRA - Death & Destiny
Mehr über Mythra
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- High Roller Records / Soulfood
- Release:
- 09.05.2019
- Death And Destiny
- Killer
- UFO
- Overlord
- Machine
- Warrior Of Time
- Heaven Lies Above
- England
- New Life
- Vicious Bastards
- At Least I Tried
- Togehter Forever
- WASA
Ein Werk, das man als quintessenzielles Muster für den Sound und Spirit der NWoBHM empfehlen könnte.
Mit ein paar Jährchen Verzug rotiert hier im Player gerade "Death & Destiny" von MYTHRA, und zwar in der 2019 pünktlich zum 40. Jubiläum der ersten Veröffentlichung erschienenen, sehr schmucken Anthology-Version von High Roller Records. In der tatsächlichen NWoBHM-Phase war vom hier enthaltenen Material ja tatsächlich nur anno 1979 die phänomenale 4-Track-EP gleichen Namens offiziell veröffentlicht worden, plus zwei Demos 1980 und 1981. Dann war für gut zwanzig Jahre erst einmal Schicht im Schacht, 2003 kam ein weiteres Demo, und ab 2015 dann eine amtliche Reunion, die seither zu zwei guten neuen Alben 2017 und 2023 geführt hat.
Hier geht es aber um das Frühwerk, und das findet sich auf dieser Compilation komplett wieder, und es ist wirklich hörenswert, für jeden Freund der NWoBHM. Für mich ist es sogar weit mehr als das, es ist grandios! Zum einen ist es eines der besten Beispiele für den ursprünglichen NWoBHM-Sound und -Spirit, die mir so einfallen, wenn ich jemandem zeigen müsste, wie diese musikhistorische Phase so klang. Zum anderen zeigt es, dass so manche Trademarks in der Melodieführung der Gitarren, die der Volksmund heute gerne mal als "maidenesk" bezeichnet, gar nicht unbedingt von den eisernen Jungfern selbst erfunden wurden, sondern diese ganze musikalische Bewegung prägten, sicherlich nicht ohne Einflüsse älterer Granden wie etwa WISHBONE ASH, THIN LIZZY, STATUS QUO oder DEEP PURPLE.
Was an der Veröffentlichung besonders positiv hervorzuheben ist, das ist vor allem das unglaublich gute Klangbild der CD. Da sich in einem ansonsten sehr opulenten Booklet mit allen Lyrics und vielen Bildern plus Poster und Schuber ansonsten keine Linernotes zu Produktionsdetails befinden, gehe ich mal davon aus, hier vornehmlich den so sorgfältig wie behutsam aufbereiteten Originalsound ohne nennenswertes Remastering und Remix zu hören, und das ist echt beeindruckend, denn die Produktion klingt organisch, differenziert, dabei aber auch sehr fett mit irre präsentem Bass, dass es eine wahre Freude ist und den Geist der Zeit komplett unbeinträchtigt lässt. Auch fallen die Songs von den Demos klanglich nicht nennenswert gegenüber den EP-Tracks ab.
In Sachen Songwriting ist zudem zu sagen, dass die Band im Wesentlichen eher die rockige, schnörkellose NWoBHM-Spielart betont, dabei aber die Tempi und die Stimmungen durchaus geschickt variiert, so dass die Spannung über die gesamte Spieldauer hoch bleibt. Die meisten Songs sind eher kurz und rock'n'rollig, haben einen Hauch Boogie, aber trotzdem eine angenehme Heaviness und gediegene Grundhärte, die sie in jedem Fall als Heavy Metal qualifizieren. Vince High singt in mittleren Tonlagen, etwas rotzig, mit Biss, aber auch einer starken Phrasierung und trotzdem variabel; sein markanter Geordie-Akzent schlägt herrlich durch. Die Refrains sind markant, die Hooks eingängig, so dass eine echte Tüte von Hymnen hier zur Verkostung steht, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, wenn man sich auch nur ein kleines bisschen als NWoBHM-Fan sieht. Gerade 'Death And Destiny', 'UFO' oder 'Vicious Bastards' sind so catchy, dass sie auf jedem Sampler der Ära eine gut Figur abgeben würden.
Aber auch die anderen Stücke, wie etwa die tief emotionale Ballade vom Sterben 'Together Forever' mit ihren faszinierenden Basslicks, stehen dem nicht nennenswert nach und so haben wir hier eine durch und durch gelungene Compilation, die klanglich, stilistisch und qualitativ so homogen ist, dass "Death & Destiny" in dieser von HRR präsentierten Form mit Fug und Recht als das definitive Debütalbum von MYTHRA angesehen werden kann, das man sich gerne in die NWoBHM-Klassikerparade zu "Angel Witch", "Give 'Em Hell", "Court In The Act" und "Night Of The Demon" stellen darf. Es handelt sich also um ein Werk, das man jederzeit als quintessenzielles Muster für den Sound und Spirit der Bewegung empfehlen könnte, wenn jemand mal so pauschal in die Runde fragen würde: "Wie klingt denn die NWoBHM?"
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle