NINE SKIES - The Lightmaker
Mehr über NINE SKIES
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Nine Skies Music / Just For Kicks
- Release:
- 29.09.2023
- Intro: An Fanal
- The Explorer
- The Dreamer
- The Chaotic
- The Lost
- Interlude: The Wanderer
- The Haunted
- The Architect
Ein Konzeptalbum, das sich erst nach und nach eröffnet.
Eine neue Lieferung von Untergrund-Perlen von Just For Kicks ist eingetroffen und wie zumeist muss ich mir so manche Band erst einmal erarbeiten und recherchieren. Genauso NINE SKIES, doch offenbart ein Blick in den Infozettel einige bekannte Namen: Kristoffer Gildenlöw von PAIN OF SALVATION, Schlagzeuger Marco Minnemann, der unter anderem mit Steven Wilson gearbeitet hat, John Mitchell von IT BITES und ARENA und Riccardo Romano von der STEVE ROTHERY BAND. Zwar kenne ich die anderen nicht, aber hier ist mein Interesse natürlich sofort geweckt!
Ein Übriges tut das tolle Coverbild, das mich sofort anspricht. So kommt es, dass ich "The Lightmaker" gleich dreimal am Stück laufen lasse. Die Texte sind im Booklet abgedruckt und versetzen den Hörer in die Lage, die Geschichte einiger Existenzen von Rudy, der gerade sein 1001. und letztes Leben lebt und der sich an die tausend vergangenen Reinkarnationen erinnert, nachzuvollziehen. Eine einfache Idee, doch lässt sie den Franzosen alle Freiheiten, ihren Progrock mäandrieren zu lassen. Mit jedem Durchlauf werden die unterschiedlichen Züge der einzelnen Lieder klarer, die Entscheidung, in jedem Lied einen anderen Sänger agieren zu lassen, nachvollziehbarer, obwohl dies den Charakter der Stücke stark verändert. Aber das ist ja genau die Intention.
Ein Intro setzt die erste Stimmung, dann singt Riccardo Romano, der bei Steve Rothery an den Keyboards steht, 'The Explorer'. Er gibt dem Hörer den Kontext des langlebigen Protagonisten, füllt den Raum, den ihm die Instrumente lassen, steigert sich mit seinen Mitstreitern, "Sail, sail, sali, onto a land of wonders". Danach darf Martin Wilson als 'The Dreamer' ran, zweifelnd, fast verzweifelnd, dick aufgetragen, aber emotional mitreißend, gemischt mit Melancholie, manchmal ein wenig an EVERON erinnernd, bevor das vehemente 'The Chaotic', das in manchen Parts sogar Richtung Prog-Metal schielt, bevor es mit modernen Sounds wieder eingefangen wird, einen Kontrast setzt, der auch nach einigen Durchläufen überraschend klingt.
Mit Kristoffer Gildenlöw darf nun der vielleicht bekannteste Name im Gästebuch ran, um 'The Lost' zu besingen. Hier schafft es NINE SKIES, die musikalischen Gegensätze sogar einmal in einem Lied zusammenzufassen, wenn der ruhige Song tatsächlich in metallisches Riffing mündet. Die Melodie ist schwer zu greifen und braucht einige Zeit, bis man alles nachvollziehen kann, das Zwischenspiel 'The Wanderer' hilft, die Gedanken wieder zu befreien, um anschließend Charlie Bramald als 'The Haunted' im längsten Stück des Albums zu lauschen. Beinahe in AOR-Manier schlägt er einen melodischen Pflock ein, den die Band in ein progressives Gewand kleidet. Natürlich folgen einige Stimmungswechsel, bevor beim fast ebenso langen 'The Architect' nun endlich der eigentliche Sänger von NINE SKIES, Achraf El Asraoui, am Mikro stehen darf. Zweifellos ist das leztzte auch das anspruchsvollste Stück auf "The Lightmaker" mit vertrackter Rhythmik und komplexer Gesangsmelodie.
Die Progger von links des Rheins haben mit ihrem vierten Album einen sehr hohen Anspruch an sich selbst gefordert und beim ersten und zweiten Hören erscheint das Werk sperrig, es braucht eine Weile, bis man eintauchen kann in die einzelnen Stücke, nur um bald darauf beim 'Architect' wohlig zu lächeln, wenn aus dem kompplexen Prog ein bombastisches Wohlfühl-Instrumental wird. Ja, das ist nicht gerade easy listening, aber auf jeden Fall wert, die musikalische Reise anzutreten, in der viele Empfindungen musikalisch fast ohne Bruch, 'The Chaotic' ist die Ausnahme, verbunden werden.
Als kleines Appetithäppchen ist hier 'The Architect'. Und hier 'The Dreamer'.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger