NACHTBLUT - Apostasie
Mehr über Nachtblut
- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 13.10.2017
- Multikulturell
- Lied für die Götter
- Amok
- Scheinfromm
- Geboren um zu leben
- Der Tod ist meine Nutte
- Mein Antlitz aschfahl vor Gram
- Frauenausbeiner
- Einsam (feat Aeva Maurelle)
- Apostasie
- Wat' is denn los mit dir (feat Tretzel)
Zynisch, bitterböse - und abartig gut.
Den Finger in die Wunde gelegt und immer schön drauf gehalten: NACHTBLUT präsentiert sich auf dem aktuellen Album "Apostasie" von der schwärzesten Seite - zynisch, bitterböse und hemmungslos, was soziale Tabus gleich welcher Art betrifft. Egal ob Rassismus, Religion, Amokläufe oder Mord, einmal die Messer gewetzt, geht es auf "Apostasie" schaurig-schockierend zur Sache.
Doch NACHTBLUT wäre nicht NACHTBLUT, wenn die Osnabrücker alleine auf den Schockmoment setzen und es beim bloßen plakativen Anprangern belassen würden: Stattdessen erweist sich ihr neues Album als wahre Schatztruhe an Charakterstudien der menschlichen Abgründe, gepaart mit schwarzem Sarkasmus und einem Händchen für triumphal-heroische und zugleich brachial-düstere Melodien.
So wummern die tiefen Gitarren bereits zum Opener 'Multikulturell', der wohl gnadenlosesten Abrechnung mit dem Rechtsruck in den vergangenen Jahren. Dem entgegen stehen beispielsweise die zarten Blockflötenklänge auf der Single-Auskopplung 'Lied für die Götter', welche kurz darauf jedoch in dem Meer aus Streichern und den bretternden Gitarrenriffs aufgehen. Fast schon Ohrwurmcharakter hat der eingängige Refrain des Songs, ebenso wie das Blockflötenmotiv, welches immer wieder durch den dichten Klangteppich schimmert.
Ähnlich melodisch beginnt auch das Stück 'Amok', dies entwickelt sich musikalisch wie textlich jedoch zu den krassesten Nummern des Albums. Beides durchaus positiv gemeint, denn in meinen Augen erreicht Askeroth mit diesem Song die Spitzenklasse der Extreme Vocals: Selten ein Stück gehört, in dem ein Sänger mit einer derart großen Bandbreite an Spielarten des extremen Gesangs umzugehen weiß. Ganz großes Kino, das NACHTBLUT da zeigt. Und wer angesichts des Titels 'Geboren um zu leben' schon in böser Vorahnung die Nase rümpft, mag sich angenehm überrascht zeigen: Anstatt schmalzigem Gothic-Schlager fräsen sich hier Electrobeats durch den treibenden Song, der fast schon Club-Potential hat: Ein Dancefloor-Hit mit unverkennbarer Handschrift, eben.
Dass ihnen selbst die letzte Bastion der deutschen Jugendkultur nicht heilig ist, beweisen die Dark Metaller mit ihrer Cover-Version von 'Wat is' denn los mit dir' (Original: KOLLEGAH). Prolliger Rap/Hip-Hop, verpackt in Askeroths Screams und Growls, sowie schneidende E-Gitarren und ein ballerndes Schlagzeug - Chapeau, meine Herren! Ein Kunstgriff, den sich nicht viele Bands erlauben können.
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Leoni Dowidat