NACHTGESCHREI - Tiefenrausch
Mehr über Nachtgeschrei
- Genre:
- (Mittelalter) Metal Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Oblivion / SPV
- Release:
- 03.03.2017
- Tiefenrausch
- Aus dem Licht
- Mal mich schwarz
- Kämpf um mich
- Meilen unter Meilern
- Gift
- Zurück
- Heldenmut
- Beste Feinde
- Stein um Stein
- Ich verstumme
- 1000 Tonnen Stahl
- Laniakea
Es geht in die Tiefe.
Um das neue Album von NACHTGESCHREI mit einem Sprichwort auf den Punkt zu bringen, zitiere ich an dieser Stelle einfach einmal frank und frei Henry Ford: "Wer immer tut, was er schon kann, bleibt immer das, was er schon ist." Damit meine ich nicht den Neuzugang Laui, den das Frankfurter Septett schon 2015 in seinen Reihen begrüßen dürfte. Mit "Tiefenrausch" schlägt NACHTGESCHREI nämlich ganz andere Töne an als bisher und bringt mit bildgewaltigen Texten und einer schieren Walze aus massiven Klanggefügen ganz andere Saiten zum Klingen.
Das Motiv des Meeresrauschen, welches den titelgebenden Opener 'Tiefenrausch' einleitet, könnte besser nicht gewählt sein: Wie schwere, wogende Wellen schieben sich die drängenden Riffs und die intensiven Dudelsackklänge über die Melodien und setzen gleich zu Beginn den ersten Paukenschlag mit "Hallo,Wach?"-Effekt.
Die bohrenden Melodien sind jedoch nicht leicht verdaulich: Um "Tiefenrausch" in seiner Gänze aufnehmen zu können, fordern Martin LeMar und seine Mitstreiter volle Aufmerksamkeit. Nebenbei hören ist bei diesem Werk nicht - doch das will man auch gar nicht, lauscht man einmal den filigranen Dudelsack-Soli, die kunstvoll in ein Bett aus Schlagzeug- und Gitarrenuntermalung gelegt werden. Wunderschön dabei die plötzliche Entfernung des harschen Metal-Gerüsts bei 'Meilen unter Meilern', wenn zum Schluss nur noch die sanften Töne von Flöten und Klavier zu hören sind.
Was für NACHTGESCHREI schon seit Langem charakteristisch ist, wird jedoch 2017 mit einer neuen Note unterlegt. Denn während die Mittelalter-Rocker auf dem Vorgänger-Album noch beinahe verschämt mit elektronischen Sounds experimentierten, stellen sie diese nun stellensweise selbstbewusst in den Mittelpunkt. Das Loslösen von Genre-Restriktionen und festen Grenzen tut dabei der Vielfalt des Albums nicht nur an dieser Stelle gut: Mit der fast schon sentimentalen Nummer '1000 Tonnen Stahl' sorgen die Sieben auch kurz vor Ende der Spielzeit noch einmal für eine echte stilistische Überraschung - Western-Zwischenspiel mit Mundharmonika-Einsatz und Schunkel-Refrain zum Mitsingen inklusive.
Eigentlich genügt der Titel der Scheibe schon, um das neue Oeuvre von NACHTGESCHREI zu beschreiben: Auf insgesamt 13 Liedern gehen die Nachtgestalten aus dem Rhein-Main-Gebiet weitaus tiefer als je zuvor.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Leoni Dowidat