NACHTMYSTIUM - The World We Left Behind
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2014
Mehr über Nachtmystium
- Genre:
- Post/Psychedelic Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Century Media (EMI)
- Release:
- 01.08.2014
- Intrusion
- Fireheart
- Voyager
- Into The Endless Abyss
- In The Abscense Of Existence
- The World We Left Behind
- Tear You Down
- On The Other Side
- Epitaph For A Dying Star
Blumige Note, schwierig im Abgang.
NACHTMYSTIUM ist tot, es lebe NACHTMYSTIUM. Ziemlich verdutzt werden viele Fans dreingeblickt haben, als nach dem eigentlichen Aus der Band plötzlich ein letztes Album mit neuem Studiomaterial verkündet wurde. Dient "The World We Left Behind" nur dazu, den Vertrag zu erfüllen, die Kuh ein letztes Mal zu melken? Darüber lässt sich trefflich streiten, man sollte aber nicht außer Acht lassen, dass die Musik des finalen Langdrehers es noch viel mehr Wert ist, begutachtet zu werden. Licht aus, Discokugel und Räucherstäbchen an und ab dafür.
Stampfend bereitet der Opener 'Intrusion' den Tanztee vor, bei dem sich Black-Metal-Hipster und Norwegen-Trveness-Wikinger abwechselnd zum flotten Walzer auffordern werden. Wenn es um die Deutungshoheit im Black Metal geht, gehen die Fronten in der Szene ja weiterhin auseinander und eine Band wie NACHTMYSTIUM nutzt die aufklaffende Spalte im Kosmos seit Jahren geschickt aus, um beiden Lagern die Hörer abzuluchsen. Was die Truppe zum Beispiel bei 'Fireheart' fabriziert, wird bei vielen den blanken Hass erwecken, kokettiert man doch hinter den Eisenstäben eines so ernsten Genres mit Disco-Rhythmik und einem Pop-Appeal, der sich gewaschen hat. Doch langsam, bevor wir uns im Maelstrom verfangen.
Es ist vor allem eine Reise durch die Gemütszustände, die uns durch "The World We Left Behind" begleitet. Wie wir alle wissen, streift man dabei durch Gefilde von Post Rock und Industrial, Progressive Rock hat man seit den PINK FLOYD-Verbeugungen auch im Hinterstübchen. Gäbe es hier ein zusammengeschustertes Werk mit sich auf den ersten Blick beissenden Einflüssen, könnte man die siebte Platte NACHTMYSTIUMs getrost in die Wüste schicken. So einfach machen es uns Blake Judd und seine Mitstreiter zum Glück nicht, denn trotz riesiger Stilvielfalt aus nahezu jedem Metal-Genre klingt "The World We Left Behind" anders, aufregend anders.
Zum größten Teil liegt das an der nahtlosen Verflechtung von klassischen Black-Metal-Elementen und den ganzen Klanggewürzen, die dem Eintopf in 54 Minuten Garzeit hinzugefügt werden. Einzelne Schichten überlagern sich immer wieder gegenseitig, sodass selbst innerhalb der Songs nie das eine oder andere Extrem das Ruder vollständig übernimmt. Auf viele Hörer mag das anstrengend wirken, ich halte es eher für erfrischend und sehr gut komponiert, was beispielsweise bei 'Into The Endless Abyss' abgeht. Geradlinige Panda-Hymnen komponieren, das war einmal. Black Metal ist für NACHTMYSTIUM eher so etwas wie der Heimathafen, zu dem man gerne zurückkehrt, der aber schon lange nicht mehr das Ziel der Reise darstellt. Ob das Ziel nun Post Rock, Psychedelic oder sonstwie lautet, letztlich dient dies alle nur zur groben Orientierung der letzten Reise. Weg von der Welt, die man verlassen musste.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Nils Macher