NAGLFAR - Harvest
Mehr über Naglfar
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Century Media
- Release:
- 23.02.2007
- Into The Black
- Breathe Through Me
- The Mirrors Of My Soul
- Odium Genesis Humani
- The Darkest Road
- Way Of The Rope
- Plutonium Reveries
- Feeding Moloch
- Harvest
Prolog:
Wir schreiben das Jahr 2003. Die Schwarzheimer NAGLFAR haben mit "Sheol" ihr bis dato ausgefeiltestes Album veröffentlicht und setzen zu einem wahren Siegeszug an. Erst noch verhalten, dann immer gewaltiger. Absoluter Höhepunkt stellt Zweifelsohne das "Up From The Ground 2004" dar: Als Co-Headliner geben die fünf Schweden alles, allen voran Sänger Jens Rydén. Kurz darauf steigt der charismatische Sänger jedoch aus, und das zurückgebliebene Quartett steht vor einem Scherbenhaufen. Basser Christoffer Olivius übernimmt mit frisch rasiertem Schädel die Leadvocals und keifert "Pariah" ein. Die Rhytmen werden schneller, die Riffs härter - aber "Sheol" bleibt unerreichbar, und Jens' Livedarbietung leider auch: Aus dem Fanlager hagelt es Kritik ob Christoffers arg hüftsteifer Bühnenauftritte. Bleibt die Hoffnung, dass die (inzwischen auch auf Platte wieder fünf) Schweden wenigstens ihr Gespür für geniale Melodien beibehalten haben.
Das neue Werk:
Diese Frage möchte man nach einem ersten Durchlauf fast schon mit "Nein" beantworten. NAGLFAR haben ihre genialen Melodie-Bögen nahezu auf ein Minimum reduziert. Nach einer ruhigeren Anfangsmelodie (erinnert an DIMMU BORGIRs 'Mourning Palace') sprintet das Quintett mit 'Into The Black' zwar durch einen ihrer typischen Opener, doch die verbliebenen (und bisweilen an DISSECTION erinnernden) Melodien luken sehr viel versteckter unter der treibenden Doublebass hervor als auf "Sheol" oder "Pariah". Songs wie 'Breathe Through Me' oder 'Odium Genesis Humani' ballern schon fast MARDUK-mäßig aus den Boxen, während 'The Mirrors Of My Soul' im Midtempo zumindest ansatzweise die dichte Atmosphäre alter Tage aufkommen lässt. Nach 'The Darkest Road' (inkl. "Psycho"-mäßiger Streicherklänge) erinnert aber erst der zweite Teil der Platte vermehrt an das ureigene Schaffen der Schweden. Auch wenn weder 'Way Of The Rope' noch 'Feeding Moloch' wirklich an Klassiker wie ' I Am Vengeance' oder 'Black God Aftermath' heranreichen. Stattdessen zeigen NAGLFAR hier, dass sie sich nicht selbst kopieren wollen, sondern einen großen Schritt zu urigem Black Metal wagen. Im starken Kontrast dazu steht der abschließende Titelsong, der NAGLFAR streckenweise von einer düsterromantischen Seite zeigt und Anfangs gar an CRADLE OF FILTH oder alte IN FLAMES erinnert.
Epilog:
Um eines klarzustellen: "Harvest" ist kein schlechtes Album, ganz im Gegenteil. Ausfälle findet man hier keine, manch andere Band würde sich die Finger danach lecken, schwarze Raserei derart mit versprenkelten Melodien und Tempowechseln zu verbinden. Hier und da blitzt noch die frühere Genialität der Schweden auf. Aber von NAGLFAR erwartet man einfach mehr. Dem Schatten, den "Sheol" noch immer wirft, versuchen sich die Schweden, mit noch mehr wilder Raserei und im Kontrast dazu mehr Midtempo-Einsprengseln zu entziehen. Dadurch wird der alte NAGLFAR-Fan, der eine zweite "Vittra" oder "Sheol" erwartet, vielleicht vergrault - den puristischeren Black-Metal-Jünger aber wird's freuen.
Anspieltipps: Into The Black, Way Of The Rope, Feeding Moloch
- Redakteur:
- Carsten Praeg