NATTRADIO - The Longest Night
Mehr über Nattradio
- Genre:
- Dark Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Darkness Shall Rise Productions
- Release:
- 12.12.2025
- Shadow Speaker
- Sketches In The Dark
- Dark Streets
- Allright For Now
- Night
- Shifting Baseline
- All For You
- Rainbirds
- The Longest Night
Die Trägheit der Melancholie.
Bevor Niklas Brodd und Martin Bomann ein weiteres gemeinsames Projekt gegründet haben, waren sie schon bei DISGRACE, EVERYCRY und MARBLE ARCH zusammen aktiv. Auf Duostärke geschrumpft haben sie im vergangenen Jahr NATTRADIO gegründet, um ihr Faible für düstere, melancholische Sounds noch weiter auszudehnen und ihr Vorliebe für sanfte Gothic-Sounds mit ein bisschen Doom-Atmosphäre stärker zu vertiefen. "The Longest Night" ist bereits das zweite Album, und es ist ein vergleichsweise ruhiges, manchmal sehr stilles, gelegentlich sogar tieftrauriges geworden - aber es ist auch eines, in dem die atmosphärische Dichte und das zumeist balladeske Treiben nicht immer übereinkommen. Denn in Sachen Dynamik fehlen an vielen Stellen wesentliche Komponenten. Und auch wenn man dem finsteren Stoff über die gesamte Distanz gut folgen kann, so setzt NATTRADIO keine bleibenden Akzente, sondern versinkt viel zu tief in der durchgängigen Melancholie der neuen Songs.
"The Longest Night" ist ein weiteres Beispiel dafür, wie intensiv einzelne Songs und kurze Abschnitte sein können, wie lethargisch und elegisch sich das Gesamtwerk aber am Ende zieht, ohne noch einmal zum Leben zu erwachen. Die beiden schwedischen Musiker sind wirklich sehr gut darin, finstere Stimmungen auf den Punkt aufzubereiten, schaffen es aber nicht, die damit einhergehenden Ansätze weiterzuentwickeln. Stellenweise fühlt man sich an das ruhigere Werk einer Band wie ANATHEMA erinnert, jedoch nicht mit jener Tiefenwirkung, welche die Cavanagh-Brüder selbst in ihren experimentellsten Phasen erstellen konnten. Ein paar Harmonien hier, eine Reihe bewegender Gesänge dort, all das ist sicherlich sehr gefühlvoll und auch mit der entsprechenden Emotionalität dargeboten. Aber diese Aha-Momente, resultierend aus einem schleichenden Spannungsaufbau, entdeckt man auf "The Longest Night" zu selten. Erst der 12-minütige Titelsong gibt Aufschluss darüber, wozu die Truppe fähig ist, wenn sie sich nicht bloß im zähen Fluss der verschleppten Melodien treiben lässt. Doch das abschließende Epos vermag letztlich nicht, die vielen trägen Augenblicke im Vorlauf zu kompensieren.
NATTRADIO träumt sich eine Spur zu weit von der Basis weg und verliert irgendwann die Orientierung. Wer es gerne extrem melancholisch mag und sich von der Stimmung nicht herunterziehen lässt, wird mit dem zweiten Werk sicherlich etwas anfangen können. An und für sich geschieht auf "The Longest Night" aber zu wenig, als dass man hier vor Begeisterung schreien möchte!
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes


