NEAERA - Neaera
Auch im Soundcheck: Soundcheck 02/2020
Mehr über Neaera
- Genre:
- Death Metal / Metalcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Metal Blade (Sony)
- Release:
- 28.02.2020
- (Un)drowned
- Catalyst
- False Shepherds
- Resurrection Of Wrath
- Carriers
- Rid Ehe Earth Of The Human Virus
- Sunset Of Mankind
- Lifeless
- Eruption In Reverse
- Torchbearer
- Deathless
... als wären sie nie weg gewesen!
Impericon sei Dank! Hätte der Leipziger Merchandiser nicht 2018 bei der aufgelösten Münsteraner Death-Metal-Institution um zwei Festivalauftritte gebeten, wären die NEAERA-Musiker womöglich nie wieder gemeinsam auf einer Bühne gestanden. Letztlich ist das natürlich Spekulation – Fakt ist, NEAERA ist zurück, so mächtig, umtriebig und entschlossen, als hätte es den Split von 2015 nicht gegeben. Die fünf Herren haben nach den beiden Festivalauftritten vor zwei Jahren wieder Lunte gerochen, Ideen gesammelt und mit ihrem selbstbetitelten Comeback-Werk ein Album geschaffen, das Fans der Band vor Freude an die Decke hüpfen lassen wird.
"Neaera" beweist, dass man den eigenen musikalischen Wurzeln treu bleiben kann, ohne zu langweilen oder gar an Relevanz zu verlieren. Der vorab veröffentlichte Opener 'Catalyst' ist das Paradebeispiel für die erneut hervorragend umgesetzten NEAERA-Trademarks: bösartige Schlagzeugsalven und Gitarrenwalzen, Benny Hillekes wechselweise keifendes oder tief grunzendes Geschrei, prägnant eingesetzte und wohldosierte Gitarrenleads und schließlich ein Gänsehautrefrain par excellence. Allein diese Nummer widerlegt alle Zweifel an diesem Comeback: Die Truppe hat offensichtlich wieder immens Spaß an der Sache und ist zielstrebig und entschlossen unterwegs, ihre Version des modernen Todesstahls mit neuem Leben zu füllen. Auch 'False Shepherds' erfüllt alle Voraussetzungen für weitere Live-Feuerwerke der Münsteraner: Melo-Death-Gitarren zum Auftakt, ein phänomenal moshbarer Vers, und beim Chorus wieder diese unnachahmliche, düstere NEAERA-Grundstimmung. Das Teil gehört definitiv ins nächste Live-Set!
Auch die weiteren Stücke heben sich mit feinen Details wohltuend voneinander ab und beugen dem traditionellen Problem fast aller NEAERA-Alben vor: dem sehr starken Gleichklang der einzelnen Songs. Auf "Neaera" gibt es straight ballernde Highspeed-Kracher wie 'Carriers' neben einem verschleppt-eingängigen Banger namens 'Rid The Earth Of The Human Virus' oder melodisch-dramatischen Momenten wie 'Sunset Of Mankind'. Durch diese Nuance mehr an Abwechslung avanciert das Rückkehrwerk unserer Landsleute für mich zum besten NEAERA-Album mit "Forging The Eclipse". Inhaltlich versteckt sich hinter dem wüsten Geballer wieder eine überzeugende Mischung aus Gesellschaftskritik, positiver Aufbruchstimmung und der Thematisierung schwerer persönlicher Brocken. Immer wieder schön, wenn eine Band sich den Problemen der Gegenwart nicht verschließt und sie angriffslustig und ohne Fatalismus zu artikulieren vermag.
In der Summe verbucht "Neaera" keine Ausfälle und bräuchte unterm Strich nur noch den einen oder anderen Ausreißer nach oben. 'Catalyst' gehört für mich zur Kategorie "Spitzenabrissbirne" Marke 'Spearheading The Spawn'; zwei, drei weitere solcher Hits wären noch nötig gewesen, um die Scheibe in der Punktewertung ganz nach oben zu bringen. Auch eine mächtige Gänsehautdusche wie 'Liberation' fehlt auf Album Nr. 7. Aber das ist glücklicherweise Klagen auf hohem Niveau. Das NEAERA-Comeback ist auf ganzer Linie geglückt und hoffentlich nur der Auftakt für eine weitere Reihe an quirligen Live-Abrissen und konsequent-brachialen CD-Outputs. Welcome back, Herrschaften!
Anspieltipps: Catalyst, False Shepherds, Sunset Of Mankind
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause