NECK OF THE WOODS - The Annex Of Ire
Mehr über Neck Of The Woods
- Genre:
- Progressive Death Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Pelagic Records / Cargo
- Release:
- 20.03.2020
- The Annex Of Ire
- Ambivalence
- Skin Your Teeth
- Vision Loser
- Crosshairs Will Shift
- Strange Consolation
- The Tower
Anspruchsvolles, leicht überambitioniertes Gemetzel.
Wenn zufällig einmal sowohl Bandname (lustig!) als auch Albumtitel (spannend!) ins Auge stechen, darf man durchaus blind zugreifen. Und so bin ich an "The Annex Of Ire" geraten, das Zweitwerk der Kanadier NECK OF THE WOODS, ohne von der Truppe zuvor gehört zu haben. Im Promoschreiben und bei anderen Pressevertretern wird immer wieder die Nähe (musikalisch und labelseitig) zu THE OCEAN erwähnt – ich für meinen Teil höre auf "The Annex Of Ire" zunächst einfach recht brachialen Progressive Death Metal mit einigen atmosphärischen Zwischenparts, die allerdings keinen sonderlich großen Mehrwert für den Sound der Nordamerikaner haben.
Aber der Reihe nach: Der Titeltrack eröffnet dieses siebenteilige Scheibchen, und nach einem ausgedehnt einleitenden Akustikteil setzt endlich in groovemetallischem Midtempo der erwartete Schlachtenlärm ein, mit einem enorm bissigen Jeff Randomsky am Mikrofon und einer recht geradlinig thrashenden Instrumentalfraktion, die zunächst Erinnerungen an DEVILDRIVER, später auch MESHUGGAH, aber auch an die unvermeidliche Referenz BETWEEN THE BURIED AN ME weckt. Eine kurze Verschnaufpause in Form eines proggig-verbluesten Interludes, ehe es mit dem markanten Geprügel und einem kontrastreich-klassischen Gitarrensolo zu Ende geht. Das lässt und hört sich gut an!
Wer nun gedacht hat, damit über NECK OF THE WOODS Bescheid zu wissen, sieht sich allerdings getäuscht, denn der Opener steht keineswegs exemplarisch für das restliche Album. Ab dem folgenden 'Ambivalence' nimmt "The Annex Of Ire" eine andere Richtung. Brutaler, rasanter, knackiger mit deutlicher Death-Metal-Verortung und knackigerer Thrash-Schlagseite. LAMB OF GOD und REVOCATION lassen grüßen! 'Skin Your Teeth' schlägt in eine vergleichbare Kerbe, technisch aber etwas verspielter, während 'Vision Loser' eine vertrackte Raserei abliefert, in der nur gegen Ende etwas überraschend wieder akustische Gitarren erklingen dürfen. An dieser Stelle kann auch ich den Herrschaften aus Vancouver die Verwandtschaft mit THE OCEAN nicht ganz absprechen.
Und dann? Puh, irgendwie verliert mich NECK OF THE WOODS bei den letzten drei Nummern allmählich. Die Tatsache, dass die Truppe auf ganz vielen Hochzeiten zu spielen vermag (im letzten Drittel noch mathematischer, frickeliger, aber auch elegisch-besinnlicher) spricht ja für ihre musikalischen und kompositorischen Fähigkeiten, macht den Hörgenuss aber nicht gerade einfach. "The Annex Of Ire" ist irgendwie alles, was es in Sachen Progressive Death Metal so gibt und gegeben hat. Klingt wie ein Kompliment, ist aber eher eine von der Sprunghaftigkeit (oder Unentschlossenheit?) der Band ermüdete Feststellung. Darüber hinaus fällt Randomskys harsches Geschrei doch recht eindimensional und variationsarm aus. Daher zünden die sieben an sich spannenden Nummern nur in Einzelmomenten und vermögen mich nicht als Ganzes zu packen.
Unterm Strich ist "The Annex Of Ire" eine durchaus spannende Angelegenheit, die latent an der überambitionierten Herangehensweise ihrer Urheber krankt, gleichzeitig aber sämtliche qualitativen Hürden nimmt und alle Trademarks in Sachen Progressive Death Metal erfüllt. NECK OF THE WOODS könnte sich vielleicht noch zum Geheimtipp entwickeln.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause