NECRONOMICON - Invictus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2012
Mehr über Necronomicon
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Massacre (Soulfood)
- Release:
- 27.01.2012
- Invictus
- Unleashed
- Bloody Bastards
- Thoughts Running Free
- Unconquered
- Upon Black Wings
- Face To The Wall
- Pandora S Box
- Before The Curtain Falls
- Possessed By Evil (2011)
Wer den heimatlichen Thrash Metal verehrt, der kommt an NECRONOMICON nicht vorbei!
Wenn von teutonischem Thrash Metal die Rede ist, dann denken viele zunächst ans Ruhrgebiet, manche aber sicher auch an den äußersten Südwesten der Republik. Die letztere Blickrichtung ist heute dann auch die richtige, wenn auch nicht das bekannteste Flaggschiff aus jenem Gaue im Mittelpunkt des Interesses steht, sondern vielmehr eine der beiden südbadischen Thrash-Bands, die in den letzten Jahren das Zerstörungstrio links und rechts überholt haben. Die Rede ist von vier Herren aus Lörrach, die sich im Jahre 1984 den Namen NECRONOMICON gegeben und sich nunmehr auf einen sehr angenehmen und sinnvollen Vierjahrestakt für neue Scheiben eingeschworen haben.
So kommt dieser Tage die vierte Veröffentlichung seit der 2000er-Comeback-EP in die Läden. Dieses sechste vollständige Studioalbum hört auf den schönen Namen "Invictus" und der Name wird dem Gebotenen nach meiner Auffassung auch sehr gerecht. Gut, vielleicht ist die Scheibe nicht völlig unbezwingbar, das werden ja auch von externen Faktoren ab, doch unüberwindlich ist sie auf jeden Fall. Zumindest dann, wenn man seinen Thrash Metal klassisch, räudig und teutonisch mag.
Über Innovation wollen wir daher auch gar nicht erst reden, denn das ist es sicher nicht, was der geneigte Fan von seinen NECRONOMICON-Jungs erwartet. Vielmehr erwartet er kompromisslos schrotende Riffs, räudige, ungezügelte Aggression, derbe Screams aus Freddys Kehle und geradlinige, schnörkellose Songs mit knackigen Refrains und hackendem Geballer hinter den Kesseln. Genau das serviert uns die Band, als hätte sich in den letzten Jahren nichts geändert, und das, obwohl Sänger und Gitarrist Freddy inzwischen das letzte verbliebene Originalmitglied der Truppe ist und sich mit schrillen Screams ein wenig zurückhält.
Das macht sich jedoch nicht negativ bemerkbar, hat Freddys Stimme doch immer noch den Wiedererkennungswert der alten Zeit. Das neue Team hat zudem außerordentlich gut eingefangen, worum es bei NECRONOMICON zu gehen hat. Spielerische Finessen der feinsten Bay-Area-Schule werden nicht geboten, wären hier aber auch fehl am Platze. Stattdessen gibt es neben der derben Keule dennoch auch sehr feine Leadmelodien, wie sie etwa bei 'Unconquered' auftauchen, wo sie gar eine gewisse MAIDEN-Note einweben, die aber nicht repräsentativ für das Album ist.
Song um Song kann mit einem einprägsamen, knackigen Refrain oder mit Samples als Stimmungselement aufwarten. So ist stets dafür gesorgt, dass der Wiedererkennungswert gleich bleibend hoch zu bewerten ist. Auch auf emotionaler Ebene finden sich kämpferische, aggressive, nachdenkliche und dunkle Stücke gleichberechtigt nebeneinander, sodass genügend Abwechslung geboten ist und die Band sich stilistisch und kompositorisch weit weniger limitiert zeigt, als man es von einer Teutonen-Thrash-Kultkapelle aus den goldenen Achtzigern erwartet. Die Produktion ist dabei druckvoll und differenziert, dennoch klassisch heavy und keineswegs steril. Besonders das Schlagzeug klingt viel natürlicher als es viele Genrekollegen - besonders aus Übersee - in den letzten Jahren hinbekommen haben.
Da ich bekanntlich in den Reihen der Teilzeit-Thrasher unseres Hauses wohl am ehesten derjenige bin, der seine Präferenz ganz im teutonischen Bereich und nicht in der Bay Area sieht, kann ich folgerichtig auch nicht umhin, den Lörrachern ein sehr gutes Album zu attestieren, welches das Thrash-Jahr 2012 würdig eröffnet und seinen Meister erst noch finden muss. Man darf gespannt sein, welche Antwort die anderen deutschen Thrash-Institutionen in den nächsten Monaten liefern werden, bis dahin gilt jedoch: Wer den heimatlichen Thrash Metal verehrt, der kommt an NECRONOMICON nicht vorbei!
Für Sammler gibt es noch den Hinweis, dass die Erstauflage eine sehr gelungene Akustik-Version zu 'Possessed Again...' (wann hat man so etwas im Thrash schon mal?) sowie vier live in Russland aufgenommene Songs als Bonus enthält.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle