NECROPHAGIA - Goblins Be Thine (MCD)
Mehr über Necrophagia
- Genre:
- Death Metal
- Label:
- Red Stream
- Release:
- 15.04.2004
- Young Burial
- To Sleep With The Dead
- The Fog
- Sadako´s Curse
- Goblins Be Thine
NECROPHAGIA sind eine dieser "Kultbands", bei denen man sich nicht wirklich sicher ist, woher die Verehrung nun eigentlich kommt. Am bisherigen musikalischen Schaffen kann es eigentlich kaum liegen, denn bis auf einige relativ gute Alben zu Beginn ihrer Karriere hat die Band im Grunde noch nie etwas wirklich Hörbares produziert, was vielleicht auch ein Grund dafür ist, dass das jetzt erscheinende Mini-Album "Goblins Be Thine" positiv überraschen kann: Abwechslungsreiche, ein wenig durchgeknallte und sehr eigenständige Musik für Freaks und solche, die es werden wollen. Mit einem kleinen Haken: Die Songs, die wirkliche Songs sind, überzeugen zwar völlig, der Rest steht dem leider aber allzu deutlich nach.
"Sadako's Curse", etwa, wirkt sofort: So doomig-fies und langsam hört man selten eine Death-Metal-Band performen, ohne an Intensivität zu verlieren. Selbiges gilt gleichermaßen für das fast zwölf Minuten lange Stück "The Fog", welches wiederum durch filmmusikartige Passagen aufgelockert werden soll und "Young Burial" geht als erstklassiker Midtempo-Nackenbrecher von durchgeknallten Death-Metallern durch. Wenn dann auch noch derart geniale Riffs wie in diesem Fall hinzukommen, dann glaubt man sich kurzzeitig der sich hier offenbarenden Qualitäten NECROPHAGIAs bewusst zu werden, auch wenn die Band im Grunde keine Ahnung von der Komposition von Filmmusik oder klassischer Musik allgemein hat, wie man dringend dazu erwähnen sollte. Atmosphärische Keyboards, so sinnvoll sie zur Ausgestaltung eines langen Titels wie "The Fog" sein mögen, sind dennoch längst nicht dazu zu gebrauchen, einen kompletten Song zu gestalten (nachzuhören bei den beiden überflüssigen Machwerken 'To Sleep With The Dead' und 'Goblins Be Thine'), zumindest nicht dann, wenn man es schlicht und einfach nicht bewerkstelligt, einen solchen Song zu arrangieren.
Trotz alledem schaffen es die Jungs um Mastermind Killjoy irgendwie, und das ist das Merkwürdige an diesem Album, eine tatsächliche Horrorfilmatmosphäre zu kreieren, und zwar in Reinform, unterstützt nicht nur durch die Synthesizer-Passagen, sondern auch durch das dazu passend gestaltete Digipack, dem man zunächst Klischeehaftigkeit attestieren will, dann aber erkennen muss, dass es im hier vorgetragenen Kontext eines alten Horrorfilms durchaus Authentizität vermittelt.
Wie also soll man dieses Mini-Album nun bewerten? Als innovativ? Ist es eigentlich tatsächlich. Zumindest im musikalischen Kontext, sowie in Bezug auf die Handvoll wirklicher Death-Metal-Songs ('Sadako's Curse', 'Young Burial' und auch der versteckte Bonustrack), auch wenn es, aus einem filmischen Kontext heraus betrachtet, ein einziges abgenutztes Zitat, ein abgestandener Horrorfilm auf CD ist. Und zwar in schwarzweiß.
Im Endeffekt muss es jeder für sich entscheiden, ob ihm dieses Album sein Geld wert ist. Wer sich dafür entscheidet, bekommt in jedem Fall drei bis vier außerordentlich starke, abwechslungsreiche Songs und ein bisschen langweiliges Keyboardgeklimper und nervige synthetische Streicher auf den restlichen Tracks gratis dazu. Quantität und/oder Qualität? Innovation oder Zitat? Kaum ein Silberling wäre geeigneter, um diese Bewertungskriterien für Musik genauer zu untersuchen, und kaum eine Platte der jüngeren Zeit ist derart schwer auf irgendetwas (und sei es nur allein die Qualität der Musik) festzunageln. Nach dem Genuss von "Goblins Be Thine" versteht man zumindest den Kult, der um diese Band gemacht wird.
p.s.: Die abgedruckte Trackliste auf der Rückseite der CD stimmt im Übrigen nicht ganz. Man entnehme die richtige Reihenfolge der Songs meiner oben stehenden Liste.
Anspieltipps: Sadako's Curse; Young Burial
- Redakteur:
- Sebastian Baumer