NEFESH - Panta Rei
Mehr über Nefesh
- Genre:
- Progressive Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Sliptrick Records
- Release:
- 23.11.2018
- Outro - Preludio Al Ritorno
- Panic!
- Luce Candida
- The Hidden Sun
- Preludio Al Divenire
- The Hell You Are!
- Vite Condivise
- Please, Stay
- Preludio Al Risveglio
- Be Damned!
- Costellazioni
- A New Inner Vision
- Intro
Eine Medaille mit zwei komplett verschiedenen Seiten.
Wie wähle ich die Musik aus, die ich rezensieren will? Klar, ich schaue erst nach bevorzugten Spielarten, so oberflächlich muß man sein bei der Veröffentlichungs-Flut. In die interessant klingenden Alben wird dann kurz reingehört und was mich anspricht, wird angefragt. Manchmal bleibe ich bei diesem Prozess aber auch hängen, zum Beispiel bei NEFESH. Nicht weil ich den Namen so toll finde. Aber die Homepage ist gut aufgemacht (ein Lob an alle Bands, die überhaupt noch eine Homepage haben und nicht alles auf Facebook dumpen) und die Mucke dort klingt ziemlich verspielt und interessant. Großes Gefallenspotential also.
Nun, bei "Panta Rei" kann ich mich auch nach vielen Spins nicht entscheiden, ob ich das nun gut finde oder nicht. Doch wo fange ich an? Nun, NEFESH ist aus Italien und die Band spielt Progressive Metal, der ziemlich hart zwischen zwei Polen wandelt. Der eine Pol ist vertrackt, riffbetont und von hartem Gesang geprägt. Der andere Pol ist eher gefühlvoll, episch und weist diesen wunderbaren italienischen Pathos auf, der natürlich durch den Gesang in Muttersprache potenziert wird. Tja, und diese beiden Pole vertagen sich auf "Panta Rei" partout nicht. Ich habe den Eindruck, NEFESH möchte in der Art von DREAM THEATERs "Train Of Thought" tief-hart-frickelnd riffen, verzettelt sich aber heillos in einem Wald voller Stelzen. Und alle Versuche von Sänger Matteo Sbrollini, Phil Anselmos Dicke-Hose-Gesang nachzuahmen, geht stattdessen geradewegs in die Hose. Und dann kommen die Passagen, für die ich NEFESH herzen und umarmen könnte: Das wunderbare 'Luce Candida' zum Beispiel. Ich bekenne mich einmal mehr zum Italo-Kitsch - das ist herzerweichend! Oder 'Vite Condivise', ein Song von ähnlichem Kaliber, aber mit größerer Prog-Rock-Schlagseite. Hier passt alles, der kraftvolle, etwas rauchige Gesang, Melodien, Soli, das sanfte Geproggel! Wenn dann aber wieder diese breakdurchsetzten, auf Teufel komm raus vertrackten Härtner-Passagen kommen, zuckt der Finger an der Skiptaste.
Ich kann mir vorstellen, daß es viele Leute gibt, die die Musik genau andersrum wahrnehmen, die Prog-Metal-Passagen toll finden und auf die Tränendrüsen-Melodien verzichten könnten. Fakt ist aber, dass "Panta Rei" ein seltsames Album ist, auf dem die Musiker den (Über-)Mut besitzen, komplett widersprüchlich gelagerte Stimmungen nahtlos aneinanderzureihen. Das ist mir in seiner Kompromisslosigkeit sogar einen Sonderpunkt wert. Den ziehe ich aber sogleich wieder ab, weil diese Gegensätzlichkeiten nicht zusammen passen wollen. Herrje, ich kann einem Album mit Songs wie 'Luce Candida' doch keine schlechtere Note als 7 geben?! 'Panic!' Nein, das ist nicht auszuhalten, dafür kann ich nicht mehr als 4 geben. Ich hoffe ihr spürt das Dilemma...
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Thomas Becker