NEGURA BUNGET - Maiestrit
Auch im Soundcheck: Soundcheck 03/2010
Mehr über Negura Bunget
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Prophecy/Soulfood
- Release:
- 12.03.2010
- Vremea Locului Sortit
- In-Zvicnirea Apusului
- A-Vint In Abis
- Al Locului
- Bruiestru
- Plecaciunea Mortii
- A-Vint In Abis (Acoustic Version)
- Plecaciunea Mortii (Acoustic Version)
Das Ende einer Ära, ein ambivalenter Paukenschlag. Oh ihr Rumänen, was habt ihr getan?<br />
Das ist also das letzte Lebenszeichen. Der letzte Atemzug, den die alten NEGURA BUNGET für immer machen werden. Das Omega. Alles, was ab jetzt kommen wird, ist entweder mit dem Stigma der Trennung behaftet (die neuen, alten NEGURA BUNGET) oder aber etwas Neues (DORDEDUH). Was genau zu dem Split der drei Bandköpfe geführt hat, wird wohl in seinen traurigen Details für immer verschlossen bleiben. Und vielleicht ist es auch besser so. Was die Zukunft bringen wird, wie sich das neue NEGURA-BUNGET-Line-Up beweisen wird und inwiefern DORDEDUH ihre kreative Energie bündeln können, sind Fragen, die sich mit "Maiestrit" noch nicht stellen. Ein letztes Mal gilt es also, den Blick zurückschweifen zu lassen und die Band so zu erleben, wie viele Fans sie zu lieben gelernt haben.
Das Album stellt eine Neuinterpretation und-einspielung des zehn Jahre alten Albums "Măiastru Sfetnic" dar. Tatsächlich haben nur sehr wenige Elemente ungefiltert ihren Weg auf "Maiestrit" gefunden. Doch war es für die Band schon seit dem Abschluss der Aufnahmen zum 2000er Werk ein Ziel, das Album neu aufzunehmen und umzuarrangieren. Nicht zuletzt der Name weist darauf hin: "Măiastru Sfetnic" bedeutet spiritueller Beistand, "Maiestrit" deutet die Erfüllung an. Unter diesen Voraussetzungen steht dieses Album also und verlangt damit nicht zuletzt, etwas Großes, Vollendetes zu sein.
Die Räudigkeit des Urwerks hat es nicht bis in das Jahr 2010 geschafft. Das hängt vor allem mit der Produktion zusammen. Sie ist deutlich wärmer und differenzierter und spiegelt damit eine grundsätzliche Veränderung wieder, die den gesamten Klangkosmos der Band betrifft: Während das Jahr 2000 unter der Raserei der Rumänen erzitterte, der Hörer von einer vermeintlichen Strukturlosigkeit ergriffen wurde und Tempi wie ein unnötiges Übel begriffen wurden, hat der zehn-jährige Reifungsprozess die Band von einem in seiner Wildheit faszinierenden Sturm in ein ruhigeres, voller Mystik verwobenes Gesamtkunstwert verzaubert. In den stärksten und vollsten Farben werden dort Landschaften und transzendente Zusammenhänge gezeichnet, teilweise überbordend wie ein tosender Fluss, teilweise zart und zerbrechlich wie ein Spinnennetz, zwischen dessen Fäden sich das Licht in klitzekleinen Regentropfen bricht. Teilweise ist das nachsinnende Moment auf diesem Album allerdings zu stark ausgeprägt. Nicht immer gelingt es den Rumänen, den Hörer auf ihrer Reise mitzunehmen. Denn wo in "Măiastru Sfetnic" die Raserei Legitimation für so manchen Bruch war, fehlt dieses Element, um anscheinend sinnbefreite Übergänge nachvollziehbar zu machen. Vielleicht hat es aber auch etwas mit der Intensität zu tun, mit der man dieses Album ebenso wie alle anderen Alben der Band hören muss. Schon so manches Mal eröffnete sich mir erst nach schier endlos langer Zeit die Genialität vorerst unzugänglicher Stellen.
Das Abschleifen der rasiermesserscharfen Ecken und Kanten schafft den nötigen Raum für eine detailreiche Fülle, die die Musik von NEGURA BUNGET auf eine höhere Ebene hebt. Es ist nicht mehr nur das Schroffe, bösartige, was die Musik ausmacht. Für mich ist das, was die Band hier abliefert, nur noch sehr schwer mit dem limitierenden Begriff Black Metal zu umschreiben. Das Spährische, das Mystische, ja, das Schöne, das ist es, was die Band in ihren späteren Werken definiert und auch mit diesem letzten Lebenszeichen aufs Neue bestätigt. Ein Lied davon singen auch die Akustik-Versionen von 'A-vint In Abis' und 'Plecaciunea Mortii', Songs, die wie eine traumhafte Reise ohne Wiederkehr durch die Heimat der Protagonisten zu sein scheinen.
Fazit: Man ist versucht, die Mitglieder dieses unsinnigen Schlammschlacht-Gefüges an ihren Haaren zusammenzubinden und ihnen tausend Mal die Worte "Warum tut ihr das?" an den Kopf zu werfen. Ein tolles Album, dem man allein vorwerfen muss, vielleicht etwas von der Ungestümtheit des Urwerkes vermissen zu lassen, haben die Streithähne da geschaffen. Für den ein oder anderen wird allerdings genau das den Reiz ausmachen. Und seien wir doch mal ehrlich: Was gibt es besseres, als ein Kapitel in der Bandgeschichte mit einem teils ambivalenten Paukenschlag zu beenden?
Anspieltipps: In-Zvicnirea Apusului, A-vint In Abis (acoustic version)
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Julian Rohrer