NEMECIC - The Deathcantation
Mehr über Nemecic
- Genre:
- Modern Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 01.09.2017
- Locomotive Tomb
- Smoke Electric
- Mercury Vortex Ritual
- Fields Of Glass
- Void
- Apotheosis
- The Great Dissonance
- Ouroboros
- Clockwork
Zwischen FEAR FACTORY und ALICE IN CHAINS
Ein flotter Vorstoß, aggressives Riffing und mindestens genauso aggressive Vocals und dazu ein deutliches Statement: Schon beim Opener des neuen NEMECIC-Albums "The Deathcantation" machen diese Finnen deutlich, dass sie es wirklich satt haben, die Band brach liegen zu lassen und zu warten, dass irgendwann mal von alleine etwas geschieht. Seit 2005 versuchen die Herrschaften schon, ihr Projekt auf gesunde Beine zu stellen, haben sich aber immer wieder verrannt und schließlich auch nicht die nötige Entschlossenheit aufgebracht, endlich mal alles auf eine Karte zu setzen und das eigene Material weiterzuentwickeln.
Was genau nun den Schalter umgelegt hat, steht in den Sternen, ist aber auch nicht weiter relevant, denn zwölf Jahre nach der offiziellen Bandgründung steht mit "The Deathcantation" nun endlich das erste Werk dieser finnischen Tausendsassa in den Regalen. Und wer es schon einmal hören durfte, wird wissen, dass die zehn Stücke mehr sind als lediglich die etwas rabiatere Abrissbirne, mit der man auf "The Deathcantation" die Pforten öffnet. Die Finnen mögen hier und dort ihre Vorlieben für melodisches Todesblei verkünden, doch im Grunde genommen reicht ihr Fundus von Grunge-lastigem Alternative Rock bis hin zu mechanischem Industrial Metal und macht die Band nicht nur immens unberechenbar, sondern fordert ihre Hörerschaft auch zu einer Menge Toleranz auf. Wenn man nämlich irgendwo in der großen Schnittmenge von FEAR FACTORY, DEVIN TOWNSEND und ALICE IN CHAINS nach einer homogenen Lösung sucht, ist eine Menge Kreativität gefragt, die NEMECIC über weite Strecken aber auch tatsächlich aufzubringen weiß. Zwar braucht es einige Durchgänge, bis man die vielen Gegensätze auch wirklich in Zusammenhang bringen kann, doch dann ist dieses Album eine echte Wucht und vor allem ein Beweis für das kompositorische Fingerspitzengefühl der beteiligten Songwriter.
Erstaunlich ist allerdings, wie spontan das Material von "The Deathcantation" stellenweise daherkommt. Selbst ein Death 'n' Roll-Track wie 'Smoke Electric' findet im varianten reichen Modern Metal der Nordeuropäer einen Platz, während stampfende Grooves im Industrial-Modus letztlich ebenso selbstverständlich eingebaut werden wie warmherzige, fast schon melancholische Independent-Klänge im Stile der Seattle-Vorbilder. "The Deathcantation" ist zuletzt nicht mal schwer verdaulich, sondern gerät in einen sehr angenehmen Fluss, dem man auch folgen kann, wenn man derartigen Crossovers zunächst skeptisch begegnet. Fassen wir uns aber lieber kurz und bringen es auf den Punkt: NEMECIC hat mit einfachsten Mitteln eine enorm vielseitige und doch stimmige Platte komponiert, die nicht zuletzt wegen ihrer vielfältigen Ansätze und der großen Ideenvielfalt sicherlich auf mancher Jahresliste auftauchen wird. Und dabei ist die Rezeptur eigentlich so simpel.
Anspieltipps: Fields Of Glass, The Automaton, Clockwork
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes