NEMESEA - White Flag
Mehr über Nemesea
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Napalm Records
- Release:
- 23.08.2019
- The Storm
- Kids With Guns
- White Flag
- Sarah
- Don't Tell Your Name
- Fools Gold
- Ratata
- Nothing Like Me
- Lions
- Heavyweight Champion
- Rise
- Let This Be All
- Sayonara
- Dance In The Fire
Großartiger Alternative Rock aus den Niederlanden!
Ich bin ohne jede Erwartung an "White Flag", das fünfte Album der Niederländer NEMESEA herangetreten. Ich kenne keinen früheren Song der Truppe, weiß auch wenig über sie. Aber irgendjemand muss das neue Album rezensieren, und so wollte ich den Jungs und dem Mädel eine Chance geben. Die langjährige Sängerin Manda Ophuis ist ja mittlerweile nicht mehr dabei, Sanne Mieloo ist dafür neu am Start und macht, so viel sei schon mal verraten, eine richtig gute Figur. Ich hatte ein bisschen befürchtet, entweder Symphonic Metal der NIGHTWISH-Klon-Liga zu hören, oder aber sehr auf modern getrimmten, metalfreien Rock der Marke HALESTORM. Dabei ist NEMESEA (zumindest auf diesem Album) ganz anders gestrickt.
Geboten werden 14 Songs in unter 50 Minuten, alle in radiotauglicher Länge. Gotische Elemente finde ich im Grunde gar nicht. Der Einstieg 'The Storm' erinnert mich ein wenig an alternative Metaltruppen wie TOOL und bringt auch leichte Industrial- und Prog-Elemente mit. Sanne singt dabei immer klar, aber auch kraftvoll. Phasenweise fühle ich mich sogar an ganz frühe LINKIN PARK-Sachen erinnert, oder an die Amis SKILLET. Mit dem bisherigen Namedropping ist die Schlagrichtung vielleicht passender angegeben - irgendwo zwischen Nu Metal, Alternative Rock, ein wenig Industrial und progressiven Einschüben ist NEMESEA anzusiedeln, und dieser Mix kann mich wirklich überzeugen.
'Kids With Guns' ist einer der wenigen Songs, der leichte HALESTORM-Elemente einbindet (hört euch den Refrain an), aber ich möchte den Lesern hier keine Angst machen. Im Gesamtkontext ist das alles gut hörbar; trotzdem handelt es sich wohl um den schwächsten Titel. 'White Flag' gefällt mit seinen enorm positiven Vibes. Die sehr durlastigen Akkorde in den Gitarren erinnern dabei stark an positive Gruppen wie LIFEHOUSE. 'Sarah' ist dann wenig überraschend etwas balladesker. Die Klavierparts sind unheimlich effektiv eingesetzt. So könnte ich mir mehr Balladen durchaus geben, zumal die Gesangslinien von Sanne wirklich klasse sind.
'Don't Tell Me Your Name' erinnert durchaus an alternatives Material der späten Neunziger, und kann wieder punkten. 'Fools Gold' ist dann keine Hommage an einen Matthew McConaughey-Film, sondern ein flotter Stampfer mit schönen Keyboard-Einsprengseln. Auch das enorm rockige 'Ratata' kann auf der Habenseite verbucht werden. Wer auf fette Rockdrums steht, kann sich dann auf 'Nothing Like Me' freuen. Vor allem auch der Gesang von Sanne bleibt dabei echt eine Wucht, kann aber auch in MUSE-ähnlichen Sphären begeistern. Das sehr ruhige 'Lions' fällt dann aus meiner Sicht leicht ab, aber ich könnte mir vorstellen, dass dieser atmosphärische Popsong noch ein Grower ist.
'Heavyweight Champion' würde sich in vielen Boxfilmen gut für eine Szene eignen, ist mir im Albumkontext hier aber etwas deplaziert. Trotzdem ein guter Track. Mit 'Rise' geht noch mal die Post ab, bevor es hier in den akkustischen Schlussspurt geht. Und der beginnt entspannt mit 'Let This Be All'. 'Sayonara' würde dann auch gut auf etliche EVANESCENCE-Alben passen und ist ein düsterer Rocker, der deutlich fetter ist, als es der Titel erwarten lassen würde. Dass 'Dance In The Fire' ein bewegender Abschluss würde, macht der Name wohl schon klar.
Insgesamt bin ich von NEMESEA und diesem Album sehr angetan. Und damit hatte ich nicht gerechnet. Wer auf EVANESCENCE, guten Alternative Rock mit starkem Frauengesang, Nu Metal (ohne Rap-Elemente) oder generell stark produzierten, eingespielten und vor allem komponierten Rock mit Mainstream-Potenzial steht kommt an dieser Scheibe kaum vorbei. Wer natürlich nur True Metal, orthodoxen Black Metal oder tödliches Geschrubbe mag braucht hier gar nichts auszuprobieren.
Anspieltipps: The Storm, White Flag, Nothing Like Me, Sayonara.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer