NEMESIS (US) - False Reality
Mehr über Nemesis (US)
- Genre:
- Thrash Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 09.06.2023
- Slave Of Mistakes
- Captive Hell
- N.T.H.
- Ceasefire
- False Reality
- State Of Pain
- Aggressor
- Dusk 'Til Dawn
- Escape
Musikalisch vielversprechend, aber namentlich unter keinem guten Stern.
Warum eine Band im Jahr 2022 vor der Benennung nicht einmal die Suchmaschine ihress Vertrauens bedient und schaut, ob der geplante Name nicht eventuell schon belegt ist, werde ich nie begreifen. Erst recht nicht, wenn es satte neun gleichnamige Bands im eigenen Heimatland und sogar eine gleichnamige Kapelle in der eigenen Heimatstadt gibt. Das alles konnte NEMESIS aus Houston im US-Bundesstaat Texas aber nicht davon abhalten, diesen reichlich ausgelutschten Bandnamen zu wählen, der nicht nur den Fans das auffinden der eigenen Band schwer macht, sondern auch dem Verfasser dieser Zeilen. Nach einem guten halbstündigen Exkurs durch die Metal-Archive-Seiten der diversen NEMESIS-Kollegen habe ich nun aber endlich die passenden Informationen parat und darf euch verraten, dass der hier vorliegende Vierer mit "False Reality" dieser Tage sein Debüt feiert und ansonsten bisher nur im Gründungsjahr 2022 eine EP namens "Dual Single" veröffentlicht hat.
Musikalisch hat sich die Truppe, die aus Reagan Burkhardt am Bass, Drummer Alex Fullerton, Gitarrist Ezra Terry und Sänger und Gitarrist Nick Broussard besteht, dem traditionellen Thrash Metal verschrieben, wobei hörbar das METALLICA, EXODUS und MEGADETH-Frühwerk seine musikalischen Spuren hinterlassen hat. Gerade Nicks heiseres Kreischen erinnert mich dabei oftmals an Dave Mustaine, während die weit weniger technische und deutlich urig-wuchtigere Gitarrenarbeit eher an EXODUS oder sogar ganz frühe ANTHRAX-Werke denken lässt. Eine Revolution löst man mit diesem Rezept anno 2024 natürlich nicht aus und dennoch ist "False Reality" eine kurzweilige und sehr unterhaltsame Angelegenheit, die durchaus ein paar tolle Songs im Gepäck hat. Ja, der Start mit 'Slave Of Mistakes' und 'Captive Hell' fällt erst einmal etwas vorhersehbar und hüftsteif aus, trotzdem zeigt sich auch in den eher schematischen Kompositionen zu Beginn der Scheibe schnell, dass hier handwerklich einiges an Potential vorhanden ist. Auch beim Songwriting platzt der Knoten spätestens mit 'Ceasefire', das einen kleinen Highlight-Zwischenspurt einleitet. Insbesondere sticht hier für mich der Titeltrack heraus, dessen Mittelteil von ein paar famosen Gitarrensoli gewürzt wird, während 'State Of Pain' mit Noise-Soli-Attacken eher in Richtung SLAYER schielt, insgesamt aber gerade bei den Riffs ein paar echte Nackenbrecher im Gepäck hat. Abgerundet wird die Scheibe von einer oldschooligen Produktion, die im besten Sinne die späten Achtziger heraufbeschwört und damit perfekt zum Songmaterial passt, gleichzeitig aber auch genug Druck im Gepäck hat, um gegen moderne Konkurrenz zu bestehen.
Dieser insgesamt positive Eindruck macht die Wahl des Bandnamens umso ärgerlicher, denn auch wenn "False Reality" noch nicht der große Thrash-Offenbarungseid ist, hört man hier doch eine energetische Band, die weiß, wie man die Fans des Genres glücklich macht und ein paar schnittige Kracher komponiert. Bitte Jungs, sucht euch einen kreativeren Namen, denn es wäre zu schade, wenn das hier gezeigte Potential im Schatten der gleichnamigen Kollegen versauert.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs