NEOCHROME - Downfall/Collapse
Mehr über Neochrome
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Nail Records / Hammer Records
- Release:
- 01.02.2009
- Across Hidden Levels
- False Redemption
- Return To Our Older Selves
- The Missing Reason
- The Reckoning (After The Last Second Of The Last Hour)
- Inhumankind
- Downfall (Of Our Almightiness)
- The Final Collapse
Als Vorbote des Hunnensturms überrennt uns die ungarische Black-Metal-Reiterei mit einem Hammer-Album.
Einige ungarische Metal-Aktivisten haben es sich scheinbar zum Ziel gesetzt, im Jahre 2009 mit ihren Bands den europäischen Markt zu knacken. Dazu gehört die renommierte Budapester Plattenfirma Hammer Records mitsamt ihrem stilistisch extremer ausgerichteten Sublabel Nail Records, die musikalisch wie in Sachen Produktion und Aufmachung höchste Qualitätsansprüche an ihre Bands stellen. Nur so lässt sich erklären, warum die vier Jungs von NEOCHROME hier ihre Heimat gefunden haben.
Die vier Debrecziner sind seit 2001 am Start und schwören auf ihrem zweiten Album auf eine modern und knackig aber keineswegs leblos produzierte Black-Metal-Variante, welche eine makellose Kombination aus grimmiger, maschineller Kälte und erhabenem aber nicht überambitioniertem oder kitschigem Bombast abgibt. Es dominiert zu jeder Zeit eine unbarmherzige Härte und Kompromisslosigkeit, trotz derer es die Magyaren schaffen könnten, den schwarzmetallischen Mainstream zu knacken, ohne sich an diesen anzubiedern. Die sinstren Gitarrenmelodien, der Gänsehaut erzeugende Einsatz des Tritonus und der fesselnde Wechsel zwischen Spannung erzeugenden Disharmonien und auflösenden harmonischen Elementen, werden beispielsweise beim gigantischen 'The Missing Reason' meisterlich zelebriert. Allein dieser Song sollte NEOCHROME in einer gerechten schwarzmetallischen Welt als feste Größe etablieren.
Ob die grimmige Welt der schwarzen Zunft gerecht sein kann und will, das will ich mal offen lassen, doch sehe ich die Chancen für NEOCHROME wirklich gut. Zur musikalischen Klasse kommt nämlich außerdem, dass die Band sich - ganz landesuntypisch - dafür entschieden hat, auf Englisch zu singen. Nur das Intro zum abschließenden 'The Final Collapse' ist in Ungarisch gehalten. Auch wenn immer mehr Leute sich über anders klingenden Gesang freuen, so ist es kommerziell leider immer noch ein Nachteil, muttersprachlichen Gesang zu nutzen, wenn man Black Metal spielt und nicht gerade aus Norwegen oder Schweden kommt.
Doch kehren wir noch mal zurück zum Album, denn hier glänzt wirklich allerlei schwarzes Gold. Wenn das getragener ausgelegte 'Inhumankind' plötzlich im letzten Drittel auf brutalste Weise Fahrt aufnimmt und dabei eine herrlich gruselige Leadmelodie der Gitarren einflicht, ist das schon die ganz hohe Schule der melodischen Black-Metal-Spielart. Rasende Tracks wie 'False Redemption' oder das irrwitzige 'Downfall (Of Our Allmightness)' ergänzen sich perfekt mit den majestätisch und voller Ingrimm dahin schreitenden Passagen des Openers 'Across Hidden Levels' oder des abschließenden 'The Final Collapse'. Gerade Letzteres stellt in Sachen Drumming, Riffing und Atmosphäre eine militaristische Aura zur Schau, wie ich sie seit einer gewissen großen Kriegserklärung aus dem hohen Norden nicht mehr vernommen habe.
Weitere Querverweise zu bekannten Genregrößen verkneife ich mir ganz bewusst, weil ich glaube, dass ich damit der Band und diesem tollen Album nicht gerecht würde. Ihr solltet die Marschroute bereits erkannt haben und könnt im Bedarfsfalle gerne mal bei MySpace näher rein hören. Es lohnt sich ohne jeden Zweifel, denn "Downfall/Collapse" ist für mich eine Black-Metal-Scheibe, die den eingangs erwähnten Qualitätsansprüchen des Labels und auch der Fans auf ganzer Linie genügt und keine nennenswerten Schwächen aufweist.
Anspieltipps: The Missing Reason, Inhumankind, Downfall, The Final Collapse
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle