NEPHYLIM - Circuition
Mehr über Nephylim
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigenproduktion / Eigenvertrieb
- Release:
- 07.03.2025
- Travail Pt. I - Anima
- Travail Pt. II - Animus
- Amaranth
- Grand Denial
- Circuition
- Withered
- Inner Paradigm
Folkig-melacholischer Melodic Death Metal mit einigen echten Hits.
Irgendwie lässt mich der Bandname NEPHYLIM an Gothic Rock denken, doch damit hat der Fünfer aus denn Niederlanden so überhaupt nichts zu tun. Stattdessen hat sich die im Jahr 2015 gegründete Band dem melodischen Death Metal verschrieben und hat mit dem Debüt "Severance Of Serenity" im Jahr 2020 ein durchaus spannendes erstes Lebenszeichen vorgelegt. Fünf Jahre später steht mit "Circuition" nun das Zweitwerk in den Startlöchern, das insgesamt sieben Tracks umfasst und erneut ein textliches Konzept präsentiert, das sich um den Kreislauf des Lebens dreht (das Wortspiel konnte ich hier nicht liegen lassen!).
Trotz verhältnismäßig weniger Tracks kommt die Scheibe dabei dennoch auf 38 Minuten Spielzeit, was im Umkehrschluss bedeutet, dass sämtliche Songs deutlich länger ausfallen, als man das von eher kompakt agierenden Genre-Kollegen wie IN FLAMES oder DARK TRANQUILLITY her kennt. Auch musikalisch sind die beiden Melodic-Death-Schwergewichte nicht der richtige Referenzpunkt, denn schon das instrumentale Intro 'Travail Pt. I - Anima' bringt mit seiner folkigen Melodie und symphonisch angehauchter Epik schnell WINTERSUN als Inspirationsquelle ins Spiel. Auch der folgende zweite Teil 'Travail Pt. II - Animus' behält mit wuchtig groovenden Riffs, einer guten Portion Epik und feinen Gitarrenleads die Anspielungen auf das Werk von Jari Mäenpää und seinen Mitstreiter bei. Wobei ich den epischen Song als Brückenstück zwischen den beiden Alben "Wintersun" und "Time I" beschreiben würde, dem NEPHYLIM noch die melancholische Note INSOMNIUMs beimischt. Insgesamt ein überaus packender Einstieg, dem eigentlich nur die ganz große Hookline fehlt, um sich sofort im Gedächtnis festzubeißen.
Gut, dass 'Amaranth' seine Sache hier besser macht und uns ein paar wirkliche Ohrwürmer mit auf den Weg gibt, die sich dann tatsächlich auch schnell im Ohr einnisten. Entgegen meiner anfänglichen Erwartung beschreiten die Niederländer hier aber nicht weiter epische WINTERSUN-Wege, sondern verpassen einem deutlich eher von INSOMNIUM geprägten Track eine moderne Djent-Note und ein paar Sprinkler Gothic Rock, was für ein durchaus eigenständiges und spannendes Klangbild sorgt. Doch auch dieses wird nicht lange beibehalten, denn 'Grand Denial' schlägt mit schwerem Groove und vereinzelten Thrash-Anleihen den nächsten musikalischen Haken, der aber dank erneut wunderbaren Melodiebögen im episch veranlagten Refrain in die richtige Richtung führt. Dass der Titeltrack danach mit wieder vermehrt melodischer Ausrichtung neben 'Amaranth' für den zweiten überragenden Glanzpunkt der Scheibe sorgt, zeugt schlussendlich von der Wandelbarkeit des Quintetts, dem hier zumindest zu Beginn scheinbar alle musikalischen Kunstgriffe gelingen. Umso ärgerlicher ist es da, dass 'Withered' und 'Inner Paradigm', mit jeweils eher postiger Note, der letzte Kick fehlt, sodass "Circuition" am Ende nur mit zwei soliden Songs beendet wird.
Den Gesamteindruck schmälert das aber nur minimal, denn ingesamt bleibt das NEPHYLIM-Zweitwerk eine wirklich unterhaltsame Melodic-Death-Abreibung mit starker finnischer Prägung. Neben einem großteils packenden Songwriting wird für den Fünfer dabei vor allem die durchaus eigenständige Note im Bandsound zum Vorteil, die "Circuition" trotz kleiner Durchhänger weit über den Durchschnitt hebt und die Scheibe zu einer Empfehlung für Freunde und Freundinnen dieser Spielart des Melodic Death Metals macht.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs