NERGARD - Memorial For A Wish
Mehr über Nergard
- Genre:
- Melodic Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Battlegod Productions / H'art
- Release:
- 26.04.2013
- Twenty Years In Hell
- A Question Of God
- Is This Our Last Goodbye
- Hell On Earth
- An Everlasting Dreamscape
- Nightfall
- Angels
- Requiem
Dramaturgisch wertvolles Melodic-Metal-Konzeptwerk
Braucht die Welt eine weitere Melodic-Metal-Konzept-Platte, von einem jungen instrumentalen Multitalent aufgenommen unter Mithilfe einer ganzen Armada mehr oder weniger bekannter und umtriebiger Gastsänger(innen)? Diese Frage kann man schwerlich pauschal beantworten. Es kommt halt darauf an, ob einer wie Andreas NERGARD es schafft, dem Genre noch eine bisher unentdeckte Nuance abzuringen und tragfähige kompositorische Spannungsbögen aufzubauen. Ein guter Erzähler ist Andreas auf jeden Fall, denn die Geschichte eines zu Unrecht inhaftierten jungen Mannes im Dublin des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, der seine schwangere Ehefrau zurücklassen muss und dessen Lebensglück an dieser Tragödie zerbrechen wird, lässt sich sehr lebendig und intensiv nachempfinden. Das gilt zumindest für den nun vorliegenden ersten Part des auf zwei Teile angelegten "Memorial For A Wish"-Projekts. Bei der musikalischen Umsetzung hat sich NERGARD gegen den einfachen, plakativen Weg entschieden und darauf verzichtet, mit bombastischen, orchestralen Arrangements und sonstigem Säbelgerassel eventuelle Schwächen im Songwriting zu überdecken. Das führt zu einem sehr angenehmen, authentischen Klangbild und ließe Raum und Zeit für echte dramaturgische Feinheiten. Zu dem Konjunktiv kommen wir später noch.
Ich finde es zunächst mal mutig, das Album mit einem atmosphärisch dichten, getragenen und wenig ohrwurmigen neunminütigen Opener zu beginnen. So richtig aufhorchen lässt dann erst das formidable 'A Question Of God', einem nahezu perfekten Melodic-Metal-Song mit Gänsehaut-Chorus. In meinen Ohren klingt das wie eine Mischung aus "Operation: Mindcrime" und den großartigen zwei "Once And Future King"-Alben von Garry Hughes. Auch in der Folge gelingt es NERGARD durchaus die von der Papierform her befürchteten AVANTASIA-Assoziationen zu minimieren. "Memorial For A Wish" gleitet anmutig zwischen Metal-Kante und großen Gefühlen dahin, beeindruckt durch einige exzellente Gesangsleistungen und starke Solo-Einlagen. Allerdings bleibt nach mehreren konzentrierten Listening-Sessions der Eindruck zurück, dass NERGARD einen Zwiespalt nicht auflösen kann: Entweder er entwickelt seine Storyline weiter, glänzt als virtuoser und zugleich gefühlvoller Instrumentalist oder er beweist sein großes Talent als Songwriter. Alle drei Dinge gleichzeitig zu tun schafft er nur ganz selten. Somit fehlt es dem Album bei aller handwerklichen und zwischendurch sichtbaren kreativen Klasse an Kompaktheit und Zielstrebigkeit.
Und meine Einstiegsfrage? Die lässt sich nur mit einem klaren "Jein" beantworten und dem so oft gezogenen Fazit, dass überzeugte Melodic Metal- und Konzeptalbum-Anhänger durchaus Gefallen an diesem insgesamt guten Album finden könnten, während allen anderen die Genre-Klassiker genügen dürften. Wenn NERGARD aber auf dem zweiten Teil von "Memorial For A Wish", der für den Frühling 2014 angekündigt ist, das Erzählen und Komponieren eine innigere Liaison eingehen lässt, könnte durchaus etwas wahrhaft Großartiges dabei heraus kommen.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Martin van der Laan