NERV - Vergentis In Senium
Mehr über Nerv
- Genre:
- Post-Hardcore
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 02.02.2015
- Cathars
- Tortures
- Catherine Deshayes
- Savonarole
- Captive
- Martyr
- Suffer
Auf den Punkt: ein sehr schwerer Brocken!
Bereits seit 1999 lärmt NERV durch den französischen Underground, zunächst noch eher auf Hobby-Niveau, später dann aber auch professionell und spätestens mit dem Durchbruch von GOJIRA mit der Aussicht, mit experimentelleren Noten zum Erfolg zu kommen. Während die Kollegen jedoch inzwischen zu den meistgeschätzten Truppen im vertrackten Extrem-Metier zählen, ist bei NERV immer noch der Wurm drin. Die Band stand sich jahrelang selber im Weg, schaffte es nicht, neues Material nachzulegen und konnte folglich auch kein Label an Land ziehen. Dieser Zustand ist auch im laufenden Kalenderjahr noch aktuell, allerdings drängt man sich mit dem Release von "Vergentis In Senium" nun ein weiteres Mal auf, endlich aus dieser Business-Lethargie auszubrechen und vorwärts zu kommen.
Dass die Musik derweil Special Interest bleibt, liegt in der Natur der Sache - denn die Art und Weise, wie die Franzosen ihren Hardcore inszenieren, ist sehr sperrig und schwer verdaulich. Bereits der Opener des neuen Albums zeigt, dass "Vergentis In Senium" zu denjenigen Scheiben gehört, die genauestens erkundet werden müssen, damit man sie versteht. Krachige Gitarren stoßen auf brachiale Hardcore-Rhythmen, postapokalyptische Stimmungen werden spätestens bei der vertrackten Form der Arrangements spürbar, und wenn man dazu übergeht, jeden Ansatz von Melodik im Keim zu ersticken, ist klar, dass "Vergentis In Senium" ein unglaublich harter Brocken ist. Doch 'Cathars' bleibt kein Einzelfall, sondern eher die inhaltliche Regel, mit der NERV das neue Werk bestückt. 'Catherine Deshayes' und das dynamische 'Savonarole' reizen neue Extreme aus, 'Captive' mischt sogar avantgardistische Elemente in den Sound ein, und in 'Suffer' kommen melancholische Grundzüge zum Tragen, die die Kontrastwirkung noch weiter verstärken.
All dies muss erst einmal verkraftet sein, bevor die weitere Exploration startet, doch NERV spart sich jedweden Gefallen aus, etwas Zugänglichkeit beim Reifeprozess zuzulassen. Immer wieder stößt man an Grenzen, weil sich die einzelne Fragmente nicht öffnen wollen - und dies ist schließlich ein Hindernis, über das man letzten Endes zu häufig stolpert. Die Herrschaften haben hohe Ansprüche und formulieren diese auch beim Songwriting, kommen aber im Endeffekt nie so recht auf den Punkt. Brachialität und Nonkonformismus als einzige Ausdrucksformen sind ein Risiko, das NERV eingegangen ist, das aber am Ende zum Stolperstein wird. Denn auch wenn viele interessante Ideen auf "Vergentis In Senium" verankert wurden: die finale Überzeugungskraft fehlt spätestens in dem Moment, in dem man nicht mehr weiterkommt. Und diese Phase erreicht man sowohl kurz- als auch langfristig!
Anspieltipps: Captive, Suffer
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes