NERVENBEISSER - Zeitenwandel
Mehr über Nervenbeisser
- Genre:
- NDH
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Echozone / Soulfood
- Release:
- 27.10.2017
- Der Tagesablauf
- Verkehrte Welt
- Ein letztes Mal
- Zeitenwandel
- Glücklich allein
- Goldener Käfig
- Du gehst
- Sieh in dein Herz
- Todesengel
- Alles steht still
Nicht das Maximum herausgeschlagen!
Man könnte es sich relativ einfach machen und NERVENBEISSER schlicht und ergreifend als typisches Produkt der NDH-Bewegung kenntlich machen, welches ohne große Abschweife, dafür jedoch mit verstärkter Elektronik die bekannten Eckpunkte des Genres streift und sich erst einmal nicht viel Mühe gibt, eigene Charakteristika zu entwickeln. Auf der zweiten Plaatte des hiesigen Duos gibt es sie dann aber doch hier und dort, diese Momente, in denen der Eigensinn verstärkt aufblitzt und die Band ein bisschen Distanz zum bekannten NDH-Typus entwickelt - und das sind vor allem jene Augenblicke, in der NERVENBEISSER giftiger, gemeiner und entschlossener auftritt.
In Nummern wie 'Zeitenwandel', das im Übrigen an die durchgedrehten Stücke aus dem THE KOVENANT-Fundus erinnert, oder 'Glücklich allein' entwickeln die Musiker einige extrem eigenartige Klangkonstruktionen, die mit deftigen Industrial-Beats unterfüttert werden, in Sachen Gesang aber auch gerne den Wahnsinn betonen, den die Band gerne mal für sich beansprucht. Leider bietet "Zeitenwandel" aber erstaunlich wenige Ausreißer und besinnt sich lieber darauf, mit herkömmlichem Songwriting und deftigen Standard-Stakkatos linientreu ins Schema zu passen. 'Sieh in dein Herz', 'Du gehst' und 'Ein letztes Mal' verfügen gleichzeitig auch über eininen düsteren, fast schon Gothic-tauglichen Anstrich, der den Songs auch keine wirkliche Individualität schenkt, sondern lediglich unterstreicht, dass die kreativen Mittel der Truppe begrenzt sind und die Risikobereitschaft auch schnell ihr Limit erreicht. Grundsätzlich ist NERVENBEISSER zwar auch hier nicht schlechter als der Szeneschnitt. Das ruhige 'Alles steht still' setzt schließlich einen merkwürdigen Schlusspunkt auf eine vielseitige, in sich aber doch beschränkte Scheibe, mit der die Band viel zu selten unter Beweis stellen mag, was wirklich in ihr steckt. Und gerade das hätte bei der Wahl der Waffen locker vermieden werden können, denn die Masse an Elektronik und die gelegentlich doch recht irrwitzigen Ideen könnten NERVENBEISSER ein Profil schaffen, das nachhaltiger wirkt als das derzeitige Außenbild - doch diese Chance lässt das Duo weitestgehend ungenutzt. Schade!
Anspieltipps: Verkehrte Welt, Glücklich sein
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Björn Backes