NEUSCHNEE - Bipolar
Mehr über Neuschnee
- Genre:
- Indie / Pop
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Problembär Records / Broken Silence
- Release:
- 10.08.2012
- Kettenkarussell
- Wolfsmilch
- Du bist schön
- Rummel
- Bodenlos
- High
- Sag mir nicht
- Epizentrum
- Karneval
- Autoimmun
- Hyperaktiv
- Nur der Mond
- Du bist nicht allein
Außergewöhnlicher Crossover aus Dramaturgie und eigenwilliger Popmusik
Wenn man den Österreichern von NEUSCHNEE eines sicherlich nicht vorwerfen kann, dann ist das mangelnde Kreativität. Und das überrascht vor allem vor dem Hintergrund, dass Mastermind Hans Wagner sich nebenbei noch seine Sporen in verschiedenen anderen Projekten und als Soundtrack-Komponist verdient. Mangelnde Auslastung kann also hier nicht vorliegen. Vielleicht ist es aber gerade verständlich, dass sich die Herren und Damen Musiker längst nicht mehr mit dem Konventionellen zufriedengeben. Es wäre wahrscheinlich zu einfach, als alternativ agirenede Independent-Rock-Truppe durch die Lande zu ziehen oder mit poppigem Crossover für Aufsehen zu sorgen. NEUSCHNEE wollen auf "Bipolar" Emotionales in einen anderen Kontext setzen, mit Streichern und dezenter Instrumentierung Aufregendes erleben und vor allem über den Gesang eine Menge Schlagkraft entwickeln. Dies gelingt zum Teil auch fabelhaft - aber eben auch nur zum Teil...
Was bei der neuen Scheibe nämlich immer wieder bitter aufstößt, ist die oftmals gekünstelt wirkende Dramaturgie, die nur selten mit der absolut überzeugenden vokalen Performance in Einklang lebt. Während Wagner nämlich an vorderster Front Gänsehaut-Gefühle weckt, wird um ihn herum teilweise sehr ausgefallen über die Saiten gefuchtelt, Lebendigkeit initiiert, aber eben nur suboptimal umgesetzt. Songs wie 'High' und 'Hyperaktiv' sind stellenweise nervenaufreibend, vom Hip-Hop-Ausflug 'Sag mir nicht' sowie dem eher bescheidenen 'Epizentrum' ganz zu schweigen. Stark sind NEUSCHNEE unterdessen, wenn man sich auf die wesentlichen Dinge besinnt, so etwa in 'Bodenlos' und 'Nur der Mond', die schließlich auch die Highlights einer schwierigen, manchmal durchwachsenen, manchmal aber auch mitreißenden Scheibe sind. Gelegentlich fühlt man sich daher auch an FALCO erinnert, wenngleich der Pioniergeist vergangener Tage auf "Bipolar" nicht so ausgeprägt ist. Doch der Großmeister der österreichischen Popmusik hat seinen Kollegen eines voraus gehabt: Seine Songs setzten sich fest - bei NEUSCHNEE bleiben sie hingegen ein ambivalentes Hörerlebnis.
Anspieltipps: Bodenlos, Nur der MOnd
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Björn Backes