NEVER OBEY AGAIN - Trust
Mehr über Never Obey Again
- Genre:
- Modern Metal / Alternative Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Scarlet Records
- Release:
- 18.10.2024
- Animal By Choice
- G.O.D. (Given Or Denied)
- Never Feel, Never Fear
- Give Me A Fuckin' Break
- Under My Skin, Before Your Eyes
- Lost ...
- Control
- I Wish
- Conquer And Divide
- Waterfall
- Trust
Schön, handwerklich sauber, aber auch irgendwie wenig packend.
Moderner Alternative Metal mit Klargesang und vereinzelt eingestreuten Growls erfreut sich ja gerade unheimlicher Beliebtheit. Da ist es natürlich auch kein Wunder, dass das Genre inzwischen neben den etablierten Künstlern und Künstlerinnen auch von Newcomern überschwemmt wird, die versuchen, die bekannte Formel halbwegs eigenständig zu interpretieren. NEVER OBEY AGAIN aus Italien ist eine solche Nachwuchsband, die gerade mit "Trust" das eigene Zweitwerk vorlegt und auf den kleinen Achtungserfolgen des Debüts "The End Of An Era" aufbauen möchte.
Musikalisch serviert uns die Truppe um Fronterin Carolina Bertelegni dabei pflichtbewusst die Genre-Trademarks, die man so kennt, wobei sich gerade die Gesangslinien sehr in poppigen Gefilden bewegen. Ebenfalls sehr präsent sind die elektronischen Spielereien, die sich das Rampenlicht mit den Djent-Riffs der beiden Gitarristen Alex Pedrotti und Alessandro Tuvo teilen. Warum die Band dann bei diesen Zutaten Kollegen wie LINKIN PARK, EVANESCENCE oder HALESTORM als Referenzen für potentielle Interessenten nennt, erschließt sich mir nicht so ganz, wäre doch der der Name SPIRITBOX viel eher der musikalische Fixpunkt, den ich als Inspiration für den Fünfer ausmachen würde. Überraschenderweise ist der Vergleich in handwerklicher Sicht auch nicht zu überdimensional für die Italiener, denn in Sachen Handwerk ist der Vortrag rundum gelungen. Gleiches gilt für die Produktion der Scheibe, die alle Bestandteile des Bandsounds hervorragend in Szene setzt und problemlos in der ersten Liga des Genres mitspielen kann.
Das kann ich zumindest aus meiner persönlichen Sicht vom Songwriting nicht behaupten. Klar, auch hier wissen die Italiener ganz genau, wie man einen kompakten Song angeht und auch mal eine feine Hookline unterbringt, aber irgendwie werde ich über die gesamte Spielzeit hinweg viel zu selten das Gefühl los, die vorgetragenen Ideen irgendwo schon einmal in packenderer Form gehört zu haben. Damit einher geht ein Mangel an eigenem Profil für NEVER OBEY AGAIN, das die Band von Kollegen des Genres abheben könnte und sie mir auch langfristig im Gedächtnis verankern würde. Stattdessen fühlt man sich über die Albumdistanz hinweg zwar gut unterhalten, hat aber eben trotz guter Refrains die meisten Tracks auch schnell wieder vergessen. Als größter Fixpunkt bleibt somit noch die Stimme von Carolina übrig, die sich im Bereich der Screams und vor allem bei den Klargesängen als tolle Fronterin profilieren kann. Und ja, wenn die Hooklines einmal so richtig zünden, dann möchte man etwa beim überraschend elektronischen 'Control' oder 'Never Feel, Never Fear' auch einmal kurz mitsingen.
Zumindest für mich persönlich reichen diese kurzen Glanzmomente beim Songwriting und das starke Handwerk aber nicht aus, um "Trust" auch über die kurzweilige Unterhaltung hinweg im Gedächtnis zu behalten. Irgendwie ist mir der solide Modern Metal des Fünfers insgesamt einfach zu sehr auf Nummer sicher gespielt und auch das pflichtbewusste Abhaken von Genre-Trademarks und bekannten Songstrukturen wird spätestens zum Ende der Spielzeit hinweg ermüdend. Damit reicht es zumindest in meinen Ohren nur zum soliden Genre-Durchschnitt und 6,5 Zählern.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs