NIBIRU - Netrayoni
Mehr über Nibiru
- Genre:
- Post Metal / Psychedelic / Doom
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Argonauta Records
- Release:
- 25.05.2018
- Kshanika Mukta
- Apsara
- Sekhet Aahru
- Qaa-om Sapah
- Arkashani
- Kwaw-loon
- Sekhmet
- Viparita Karani
- Celeste Samsara Is Broken
- Sothis
- Carma Geta
Faszinierend und problematisch zugleich
"Netrayoni" ist ein durch und durch außergewöhnliches Album, dessen vielfältige Talente in der schieren Länge dieses Releases regelrecht unterzugehen drohen. Kaum verwunderlich ist daher, dass die Band seinerzeit überfordert war, das Album an den entsprechenden Stellen anzupreisen und tatkräftig zu bewerben. Von daher kommt es den Italienern absolut zugute, dass Argonauta Records inzwischen die Fäden in der Hand hält und dem Doppelalbum vier Jahre später eine weitere Chance einräumt - eine Chance, die NIBIRU sich aber auch redlich verdient hat.
Allerdings ist der Einstieg in das zweiteilige Megaepos extrem schwer verdaulich, weil die Südeuropäer gleich mal einen 17-minütigen Longtrack an den Anfang gesetzt haben, der zwischen düsteren Drone-Hypnosen, experimentellen Post-Metal-Konfigurationen, fiesem Doom-Riffing und beklemmend inszenierten Stimmungsbildern bereits eine Palette aufweist, von der NIBIRU in den folgenden 105 Minuten noch häufiger Gebrauch machen wird. Was die Sache so schwierig macht, ist die fehlende Orientierung bzw. die undurchsichtige Zielvorgabe der Scheibe. Ist der erste Silberling zumindest imn Teilen noch halbwegs straight und abschweifend melodisch, verliert sich die "Ritual II - Tears Of Kaly" betitelte zweite Hälfte in viele verwirrende Arrangements, manchmal auch haltlose Klangkonstruktionene und eine vokale Performance, die man auch nie so recht zuzuordnen weiß. Kurzum: Es geht chaotisch zu, es fehlen klare Ankerpunkte, und auch wenn die Atmosphäre wirklich packende Muster aufweist, wünscht man sich im Hinblick auf die finalen Ausarbeitungen einfach etwas mehr Klarheit und Struktur.
Was man der Platte aber auch im zweiten Teil nicht absprechen kann, ist ihre immens faszinierende Ausstrahlung, die trotz allem nie verloren geht. "Netrayoni" ist etwas Besonderes, manchmal zwar auch eine problematische Irrfahrt, am Ende des Tages aber dennoch sehr speziell und irgendwie fesselnd. Vielleicht ist es ja auch gerade gut so, dass hier nicht alles linear und stringent ausgearbeitet wurde - wobei das natürlich eine sehr gewagte These ist. Aber eines kann man diesem Doppelalbum eben nicht nachsagen, nämlich dass sein Genuss einen weder kurz- noch langfristig kalt lässt. Und damit haben seine Schöpfer schon wesentlich mehr erreicht als so viele andere experimentelle Bands, bei denen der Effekt am Ende über dem Song steht. Verwunderlicherweise geschieht dies bei NIBIRU nämlich selbst dann nicht, wenn der Orientierungsverlust am größten scheint.
Anspieltipps: Apsara, Sekhmet
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes