NICK CAVE AND THE BAD SEEDS - Live from KCRW
Mehr über Nick Cave And The Bad Seeds
- Genre:
- Post Punk/Rock/Alternative
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Bad Seed ltd. / Rough Trade
- Release:
- 29.11.2013
- Higgs Boson Blues
- Far From Me
- Stranger Than Kindness
- The Mercy Seat
- And No More Shall We Part
- Wide Lovely Eyes
- Mermaids
- People Ain’t No Good
- Push The Sky Away
- Jack The Ripper
Ruhig aber dennoch gewaltig.
Bereits im Frühjahr dieses Jahres kündigte sich mit dem Album "Push The Sky Away" eine ruhigere Phase von NICK CAVE & THE BAD SEEDS an. Manch einer sprach seinerzeit vom ersten Alterswerk, was jedoch völlig absurd ist. Live kann die Band um Frontmann Nick Cave immer noch ordentlich rocken und begeistern. Okay, die exzessiven Einlagen sind kaum noch zu finden. Wer aber mal in der Vita schmökert, wird sicher auch selber auf die Erklärung stoßen.
Das vierte Live-Album wurde bereits im April 2013 in reduzierter Besetzung in den Apogee Studios in Los Angeles aufgenommen. Über den Äther ging es live als "KCRW Radio Session". Neben dem Sänger selbst waren Warren Ellis (Tenorgitarre, Violine, Klavier, Loops, Background-Gesang), Martyn Casey (Bass), Jim Sclavunos (Percussion, Schlagzeug, Background-Gesang) und Barry Adamson (Orgel, Background-Gesang) mit dabei.
Nach dem ersten oberflächlichen Durchlauf der Scheibe fällt einem gar nicht so wirklich auf, dass es sich um Live-Aufnahmen handelt. Die berühmte Live-Atmosphäre sucht man regelrecht vergebens. Hört man genauer hin, ist diese natürlich da. Der große Pluspunkt des Albums entfaltet sich wie ein guter Wein: Die intime, fast schon familiäre Stimmung. Um das noch zu verstärken, bekamen die Lieder ein neues und teilweise minimalistischeres Arrangement. Und das tolle dabei ist, es gibt keinen Song, dem das neue Soundgewand nicht gut zu Gesicht steht. Unbestrittenes Highlight ist dabei 'The Mercy Seat'. Der sonst so wütende Song avanciert zur gemütlichen Unterhaltung in einer Bar. Piano und Violine stehen im Vordergrund und man kann sich die Szenerie in der Bar wundervoll vorstellen. Der Besucher genießt sein Getränkt und Cave unterhält ihn. Wer aber denkt, der Meister verliert damit seinen Biss, der irrt gewaltig. Sein wehklagender Gesang beseitigt alle Zweifel.
"What else?" fragt Nick Cave spitzbübisch in die Runde. Natürlich schallen ihm unzählige Titel um die Ohren. Die beschauliche Runde scheint auch ihm zu gefallen und so lässt er sich zwischen den Songs gar zu kleinen Scherzen hinreißen. Das hält aber meist nicht lange an und stört beim Hören keineswegs. So kann man sich treiben lassen, zwischen 'Mermaids' oder 'People Ain't No Good'. Wer mag, der schließt die Augen und befördert sich selber ins Studio. Auch kein Problem. 'Push The Sky Away' brilliert mit hypnotischen Orgelklängen und sanftem Hintergrundgesang und übertrumpft damit das Original. Geradezu unsanft wird der Hörer mit 'Jack The Ripper' entlassen, denn jetzt wird es doch einmal lauter und bekanntere Töne angestimmt. Aber das passt wunderbar als Abschluss.
Nach gut 50 Minuten geht der Gig zu Ende. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass es nicht immer laut und scheppernd zu gehen muss wie sonst oder bei GRINDERMAN, um das Publikum zu begeistern. Natürlich wären noch ein paar Stücke mehr wünschenswert gewesen. Ein paar Klassiker, oder auch das aktuelle 'Jubilee Street' hätten sicher gut in das Set gepasst. So wurden die beiden Songs 'Into My Arms' und 'God Is In The House' nicht mit im Radio ausgestrahlt, wohl aber im Studio vorgetragen. Diese sind allerdings nicht auf der normalen CD, sondern nur auf der Vinyl-Version zu bekommen. Diese Veröffentlichungspolitik ist auch schon das wirklich einzige, was man hier kritisieren kann. Von daher gilt: zurücklehnen und genießen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Swen Reuter