NICTA - Let The Darkness Welcome You
Mehr über Nicta
- Genre:
- Symphonic Black Metal / Heavy Metal
- Millenary Order
- In Embryo
- Let Us Suffer
- The Night I Fell
- Manchurian Candidates
Die 2001 gegründete Formation begann bereits auf ihrem ersten Minialbum "Dark Rays Rip The Light" damit, ihrer Musik durch den Einbau symphonischer und schwarzmetallischer Elemente einen düsteren, pompösen Anstrich zu verleihen und so ihren eigenen Platz zwischen den Genres zu besetzen, was damals zwar vielversprechende Ansätze offenbarte, aber noch nicht entschlossen genug verwirklicht wurde. Somit blieb noch einiges an Steigerungspotential offen, das die Italiener nun auch genutzt haben. Auf "Let The Darkness Welcome You" gehen sie sehr konsequent einige Schritte weiter und verwandeln den einstigen Power Metal mit gelegentlichen düsteren Einsprengseln zu einem echten Hybriden aus melodischem Heavy Metal skandinavischer und italienischer Prägung und episch-bombastischem Black Metal.
Auch kompositorisch, spielerisch und produktionstechnisch hat das Quintett satt zugelegt. Hier plätschert nichts mehr konturlos vor sich hin, sondern hier finden sich griffige Songstrukturen und druckvolle Arrangements. Das Keyboard verleiht den Stücken einen gewissen majestätischen Anstrich, der aber überraschenderweise kaum kitschig und auch sonst nicht überzogen wirkt. Frontmann Fabio Valentini, der sämtliche Facetten von gemäßigtem, eher tiefen Power-Metal-Shouting bis hin zu schwarzmetallischem Keifen der verschärften Ihsahn-Liga drauf hat, teilt sich bei drei von fünf Stücken den Gesang mit Gastsängerin Federica Valarin, deren Stimme sehr angenehm klingt. Die Gute verzichtet zum Glück komplett auf engelsgleiches Trällern in höchsten Sphären und umschifft somit die gängigen Klischee-Klippen meisterlich. Sie singt sehr natürlich, kraftvoll, dabei aber stets unaffektiert, entspannt und erdig. Vielleicht wäre ein vager Vergleich mit Karen Gilligan nicht unangemessen. Im Endeffekt führt dieser interessante Gesangsmix dazu, dass es NICTA gelingt, den Kopf aus der grauen Masse zu recken und auf eigenen Füßen zu stehen. Von den Wurzeln der Band bleiben vor allem die neoklassischen Melodieführungen der Gitarre, die aber durch die Art der Keyboardarrangements und eines Teils des Gesangs einen finstren Horror-Touch bekommen.
Schon der Opener 'Millenary Order', bei dem die klaren Stimmen von Fabio und Federica recht viel Raum bekommen, ohne den aggressiven Grundtenor zu verwischen, weiß zu gefallen und macht Lust auf mehr. Gerade die Darbietung der Sängerin kann mich absolut überzeugen. Dazu ist der Refrain spitze und die Dramatik sehr schön ausgetüftelt, die Leadgitarrenarbeit von Nuccio Cafà aller Ehren wert. 'In Embryo' kommt von den Cembalo-Klängen im Intro an düstrer und horror-lastiger rüber, ist aber ebenfalls schlüssig. Hier ist der Gesang Fabios besonders vielseitig und reicht von finsterem Grollen über hysterisches Kreischen bis hin zu bedeutungsvollem Flüstern, dazwischen erneut ein richtig toller gesanglicher Gastbeitrag von Federica im Refrain. 'Let Us Suffer' ist weitestgehend sehr schnell und insgesamt recht aggressiv, streckenweise aber auch recht langsam und düster. Das Mikro übernimmt Herr Valentini hier - wie auch beim folgenden, etwas DIMMU BORGIR-lastigen 'The Night I Fell' - alleine, was ebenfalls sehr gut funktioniert. Am Ende des Scheibchens wartet mit 'Manchurian Candidates' das melodischste und vielschichtigste Stück des Albums, bei dem auch Federica wieder mitsingt, was durchaus als merkliche Bereicherung gelten darf.
Egal wie man es dreht und wendet, NICTA setzen sich bewusst zwischen die Stühle und fühlen sich in dieser Nische offensichtlich sehr wohl. Es kann durchaus sein, dass sich manche Schwarzmetaller am melodischen Pomp stören und diversen Melodic-Freaks das böse Kreischen auf den Zeiger geht. Metaller jedoch, die von stilistischen Sackgassen und Einbahnstraßen die Schnauze voll haben und auf orchestralen, melodischen Metal genau so stehen wie auf bombastischen Black Metal, finden in "Let The Darkness Welcome You" eine sauber produzierte und schon nach wenigen Durchläufen zündende Fusion dieser beiden Genres. So dürfen wir für die Zukunft der Italiener durchaus einiges erwarten. Einstweilen könnt ihr euch auf der Bandhomepage zu dieser Mini-CD und dem vorangegangenen Demo diverse Hörproben einverleiben. Viel Spaß damit!
Anspieltipps: Millenary Order, In Embryo, Manchurian Candidates
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle