NIGHTBRINGER - Hierophany Of The Open Grave
Auch im Soundcheck: Soundcheck 08/2011
Mehr über Nightbringer
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Season of Mist (Soulfood)
- Release:
- 19.08.2011
- Rite Of The Slaying Tongue
- Eater Of The Black Lead
- Psychagogoi
- Lucifer Trismegistus
- The Gnosis Of Inhumation
- The Angel Of Smokeless Fire
- Dreaming Above The Sepulcher
- Via Tortuosa
- Old Night
Der Blick in die Vergangenheit ist wie das Öffnen eines Grabes, oder?
Ist das ein Kulturgut des Black Metals? Nächtelang auf Friedhöfen herumstreunen, sich mit den Toten zu unterhalten, Grabsteine nach Form und Größe zu katalogisieren? Die amerikanischen Black-Metal-Okkultisten von NIGHTBRINGER haben dies wohl ausgiebig getan und sind sogar noch einen Schritt weitergegangen: Eine Stunde lang erzählen sie von geöffneten Gräbern und dem, was sie darin vorgefunden haben. Eine Ode an Moder, Staub und Verfall ist mit "Hierophany Of The Open Grave" herausgekommen.
Amerikanischer Black Metal, was ist das eigentlich? Einen großen Beitrag zur Beantwortung dieser Frage liefern NIGHTBRINGER allenfalls derart, dass sie sich mit ihrem dritten Album stark nach Europa lehnen, sich in die Arme der eisigen Mutter CELTIC FROST legen und den SECRETS OF THE MOON folgen. Dabei gelingt ein schleppendes Monument des Todes, das in einer Reihe mit genannten Bands steht, vielleicht ohne jene allumfassende Genialität der Koryphäen. Doch gleichermaßen undurchdringlich und eng gestrickt sind die misanthropischen Hymnen, die trotz etwaiger Geschwindigkeitseruptionen wie im Achtminüter 'Eater Of The Black Lead' schleppend und im positivsten Sinne einer negierenden Kunstform langsam wirken. Das entsteht durch den Kontrast aus langsamen Melodieführungen gegen geblastete Hassbatzen.
Kein Song kommt unter fünf Minuten aus, die meisten nehmen sich glücklicherweise die Zeit, sich zu entwickeln und Stimmungsschwankungen zu erlauben. Durch die Kombination aus knackigen Tracks und epischen Hymnen schafft es die Band, die Spannung über die Stunde hinweg aufrecht zu erhalten, ohne echte Überraschungen einfließen zu lassen. Wo sich zeitgemäße Black-Metal-Bands wie DARK FORTRESS oder WATAIN allerdings einer Heavy-Attitüde hingeben, steht für NIGHTBRINGER nur eines im Vordergrund: Die Erschaffung einer morbiden Atmosphäre, eine dem Genre eigene Grundmelancholie, die sich wie im Sturm in Hass entladen kann. Wer nun an DARKTHRONE und Konsorten denkt, liegt zumindest von der zugrunde liegenden Attitüde gar nicht so falsch. Und doch: Das Album ist nicht altbacken, es werden Chöre verwendet, Disharmonien ausgereizt, der Beelzebub des neuen Jahrtausends beschworen.
Fazit: "Hierophany of the Open Grave" ist ein interessantes Album geworden, das deutlich über dem Genrestandard rangiert. NIGHTBRINGER erschaffen eine dunkle, dicht gewobene Atmosphäre, die es derart zäh zuletzt bei SECRETS OF THE MOON zu bestaunen kann. Für Fans von intelligentem Black Metal ohne das Kürzel Avantgarde klar zu empfehlen.
Anspieltipps: Via Tortuosa, Eater of the Black Lead
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer