NIGHTMARE (FRA) - Genetic Disorder
Mehr über Nightmare (Fra)
- Genre:
- Power Metal
- Label:
- Regain Records / Soulfood
- Release:
- 14.11.2007
- Nothing Left Behind
- Battleground For Suicide
- Queen Of Love & Pain
- Conspiracy
- Leader Of The Masquerade
- Final Procession
- The Dominion Gate (Part II)
- The Winds Of Sin
- Forsaken Child
- A Thrill Of Death
- Wicked White Demon
- Dawn Of Darkness
Auch wenn die Reunion dieser französischen Formation zunächst eher als einmalige Angelegenheit und vor allem als Hommage an ihren ehemaligen Sänger Jean-Marie Boix, der im Jahre 1999 verstorben ist, angedacht war und dem Mann in Form von 'The Legend’ auch ein Track auf der kurzfristig eingespielten EP "Astral Deliverance" gewidmet wurde, blieb es im Endeffekt (aber zu unser aller Vergnügen) doch nicht bei einer einmaligen Angelegenheit.
Auch das aus dieser Reunion resultierende Tondokument "DeLIVErance" in Form einer Doppel-CD machte zunächst noch nicht unbedingt den Eindruck eines längerfristigen Comeback-Versuches, aber in eben jenen Tagen schien ein regelrechter Ruck durch die Band gegangen zu sein, dessen Nachwirkung die weiteren Jahre bestimmen sollte. Drummer Joe Amore wechselte ans Mikro und in neuer Besetzung - und vor allem mit neuem Mut und offensichtlich mächtiger Motivation - legten sich die Herrschaften dann doch noch einmal so richtig ins Zeug. Mit "Genetic Disorder" offeriert uns das Quintett nun bereits das vierte Studioalbum seit dieser Reanimationsphase. In Anbetracht der Tatsache, dass in der ersten Phase der Band lediglich zwei vollständige Werke unters Volk gebracht wurden ("Waiting For The Twilight" (1984) und "Power of The Universe" (1985)), muss man mittlerweile auch schon von weit mehr als nur einem Comeback sprechen. Zudem ist im letzten Jahr ist eine Compilation mit dem Titel "Travel In The Spheres Of Time" erschienen und anlässlich des 25jährigen Jubiläums der Band in Eigenregie aufgelegt worden, allerdings konnte sich bis dato offenbar kein Label für diese Scheibe finden.
Für ihr brandaktuelles Album haben sich die Jungs die Dienste von Fredrik Nordström gesichert, dessen Studio Fredman in Anspruch genommen wurde, und sie haben sich einen sehr satten Sound von dieser Ikone verpassen lassen. Dieser passt ganz vorzüglich zum immerzu kraftstrotzenden, aber dennoch melodiösen Power Metal der Franzosen. Weil wir es mit "alten Hasen" zu tun haben, die ihre Mucke zudem aus Überzeugung zum Besten geben, sollte es auch kaum verwunderlich sein, dass NIGHTMARE wissen, wie man gefällige und eingängige Songs komponiert und dabei seine Eigenständigkeit beibehält.
Vom Erfolg des letzten Albums aufgestachelt, haben NIGHTMARE den Faden von "The Dominion Gate", das im Jahre 2005 erschienen ist und auch in Form einer Tour durch Europa präsentiert werden konnte, wieder aufgenommen. Manifestiert wird diese Tatsache nicht nur dadurch, dass uns die Franzosen mit 'The Dominion Gate (Part II)' den zweiten Teil des Titelsongs auf "Genetic Disorder" liefern, sondern sehr wohl auch dadurch, dass stilistisch alles beim alten geblieben ist und NIGHTMARE nunmehr lediglich weniger episch vortragen und stattdessen noch einen Zacken mehr Power in ihre Songs integrieren konnten.
Den Stil der Band kann man nunmehr wohl sehr treffend als "cis/transatlantischen“ Power Metal beschreiben. Denn sowohl der kraftstrotzende US Metal hat seine Spuren im Songmaterial der Franzosen hinterlassen, wie auch der typisch europäische, hymnenhafte Metal mit reichlich Melodien nicht von der Hand zu weisen ist. Immer wieder wird zwischen Up- und Mid-Tempo gewechselt, die daraus resultierenden Granaten und Stampfmonster garantieren Trainingseinheiten für die Nackenmuskulatur - und zudem lassen NIGHTMARE auch einige komplexe, progressive Anleihen erkennen, was den Stil der Band im Endeffekt sehr gut abrundet. Auch Sänger Joe Amore passt mit seinem leicht rauen Gesang gut zu den Kompositionen, die auch an Spannungsmomenten nicht gerade arm sind, aber dennoch immerzu gut ins Ohr gehen und vor allem von dort nicht wieder zu verscheuchen sind.
Die Entscheidung, von Meister Nordström Hand an das Material legen zu lassen, war übrigens eine sehr weise, denn vor allem die teilweise schwierig zu durchblickenden und immerzu sehr anspruchsvollen Arrangements kommen durch den opulenten, druckvollen und vor allem knackigen Sound erst so richtig zur Geltung. Fans der älteren ICED EARTH sollten - ach, was schreib' ich da - müssen hier zumindest ein Öhrchen riskieren, genauso die treue Anhängerschaft von Bands wie NEVERMORE oder VICIOUS RUMORS. Aber auch die Fanatiker von europäischen Formationen wie MYSTIC PROPHECY wird diese Scheibe fraglos ansprechen.
Anspieltipps: Battleground Of Suicide, Leader Of The Masquerade, The Winds Of Sins, Forsaken Child
- Redakteur:
- Walter Scheurer